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Tödliches Farbenspiel

Tödliches Farbenspiel

Titel: Tödliches Farbenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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stellte ihn auf den
Schreibtisch.
    »Machen Sie auf«, befahl ich.
    Mit unsicheren Händen packte er die
Lampe aus. Ich hielt die Luft an. Das war tatsächlich das Original. Die
herbstlichen Farben hatten eine so satte Glut, daß ich den Unterschied zu Prinz
Alberts Nachbildungen auf den ersten Blick sah.
    »Ein toller Fund, Mr. Dettman«, sagte
ich. »Setzen Sie sich und erzählen Sie mir, warum Sie sich solche Mühe machten,
an die Lampe heranzukommen.«
    Er ließ sich schwerfällig in seinen
Sessel fallen. »Da gibt’s nichts zu erzählen. Ich hab das Ding gestern das
erstemal gesehen, als Raymond, dieser Trottel, es hier anschleppte. Wenn’s
Ihnen darum geht, dann nehmen Sie’s ruhig mit. Mich interessiert’s nicht.« Die
Erregung in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    »Ach, tun Sie doch nicht so«,
entgegnete ich. »So ziemlich alle Leute, die mir in den letzten Tagen
begegneten, sind aus diesem oder jenem Grund hinter der Lampe her. Da sind Sie
keine Ausnahme.«
    Er antwortete mit einer hilflosen
Geste. »Ich sag Ihnen doch, ich will das verdammte Ding nicht haben. Nehmen Sie’s
mit.«
    »Wenn das wahr ist, warum hat Raymond
die Lampe dann zu Ihnen gebracht?«
    »Sie steckten praktisch bis zum Hals in
einem Müllcontainer, um an das Ding ranzukommen. Als Raymond das sah, dachte
er, es müßte was Wichtiges sein, hätte vielleicht mit Jake Kauffmann zu tun.
Deshalb hat er’s mir gebracht.«
    »Warum?«
    »Warum? Na, so ist Raymond eben. Fragen
Sie ihn doch selber nach dem Grund.«
    »Okay«, sagte ich, das Thema wechselnd,
»warum haben Sie mir Raymond überhaupt auf den Hals gehetzt?«
    Dettman schlug stöhnend die Hände vor
sein Gesicht. »Warum?«
    »Na schön.« Resigniert sah er auf. »Ich
erzähl Ihnen die ganze Geschichte. Aber wir haben eine Abmachung, stimmt’s? Ich
schenke Ihnen reinen Wein ein, und Sie vergessen die Sache mit Raymond?«
    »Gut, abgemacht. Fangen Sie ganz vom
an.«
    »Und die Pistole — wollen Sie die nicht
wegstecken?«
    »Nein, das will ich nicht. Also, von
Anfang an, Mr. Dettman.«
    Seufzend lehnte er sich zurück und
faltete die Hände auf dem Bauch. »Okay. Es war Samstag. Samstag morgen. Ich war
hier und hab gearbeitet. Da kam Larry French, Wintringhams Partner, zu mir.«
    »French? Was wollte der denn?«
    »Er kam wegen des
Restaurierungsprojekts.« Dettman lächelte vielsagend. »Ich hätt’s ihm gleich
sagen können, daß das schiefgehen muß. Man drängt sich nicht einfach hier ins
Viertel, saniert die alten Häuser und drückt die Schwarzen raus. Nein, so
einfach geht das nicht. Aber French gehört ja nicht gerade zu den Klügsten.
Jetzt stecken sie mit ihrem tollen Projekt in Schwierigkeiten, und French hat
Angst, daß der Mord ihm den Rest geben wird.«
    »Aber wieso wendete er sich da
ausgerechnet an Sie? Er wird doch nicht so blöd sein zu glauben, Sie würden ihm
und Wintringham helfen.«
    »Es gibt solche Hilfe und solche.«
Dettman nahm sich einen Keks und schob ihn in den Mund.
    »Weiter.«
    Die Lippen voll feuchter Brösel, sagte
er: »French hatte gehört, daß ich jemanden an der Hand hab, der so allerhand
deichseln kann.«
    »Raymond.«
    »Genau. Ich sollte für ihn was mit
Raymond arrangieren.«
    »Was?«
    »Er meinte, Raymond könnte das Projekt
in Flammen aufgehen lassen.«
    Ich war sprachlos.
    »Die haben eine hohe
Feuerversicherung«, fügte Dettman hinzu.
    »Brandstiftung.«
    »Genau.«
    »Mein Gott.« Es sah immer mehr danach
aus, als wäre French der Bösewicht des Stücks. Wenn er die Versicherungssumme
einstreichen konnte, dann hatte er wenigstens seinen ursprünglichen Einsatz
wieder. Aber wie stand es mit Wintringham? Wußte er von dem Plan? Ich dachte an
den Streit zwischen ihm und Collins, den ich belauscht hatte; wo er Collins zu
überreden versucht hatte, sein Erbe in die Firma zu stecken. Nein, sagte ich
mir, French hatte auf eigene Faust gehandelt.
    Dettman schob wieder einen Keks in den
Mund.
    »Sie setzten sich also mit Raymond in
Verbindung«, sagte ich.
    »Ja. Er kam am Samstag abend her,
gleich nachdem Sie gegangen waren. Er meinte, das würde er schon schaffen.«
    »Worauf Sie ihm auftrugen, mich auch
gleich zu schaffen.« Dettman schwieg.
    »Eine Frage: Haben Sie ihn mir aus
einem Impuls heraus auf den Hals gehetzt, weil Sie wütend waren, als ich an dem
Abend bei Ihnen wegging?«
    »Hm.« Dettman starrte unverwandt auf
seinen Schreibtisch. »Nicht sehr klug für einen Mann in Ihrer Position. Wie
ging es weiter?«
    »Ich

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