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Tödliches Farbenspiel

Tödliches Farbenspiel

Titel: Tödliches Farbenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Keefers Tante an, aber
sie hatte mir auch nichts anderes zu sagen. Danach fragte ich bei meinem
Auftragsdienst, ob Anrufe für mich gekommen seien. Johnny Hart hatte eine
Nachricht hinterlassen. Ich rief bei ihm an und hatte ihn gleich selbst am
Apparat.
    »Was gibt’s denn?« fragte ich.
    »‘ne ganze Menge. Raymond der
Vollstrecker ist verhaftet worden.«
    »Weshalb?«
    »Er steht in Verdacht, einen tätlichen
Überfall begangen zu haben. Ich hab’s vor zwei Stunden erfahren. Sie haben also
noch Zeit, wenn Sie sich beeilen.«
    »Zeit wofür?«
    Hart seufzte übertrieben. »Sie sind mir
eine schöne Privatdetektivin. Das ist doch die Gelegenheit für Sie, sich
Nick Dettman vorzuknöpfen. Solange er Raymond im Hintergrund hat, ist er
gefährlich; aber allein sackt er bestimmt zusammen wie ‘n angestochener
Luftballon.«
    Ich lachte. »Und wenn er gar nicht
allein ist?«
    »Er ist allein. Ich hab mich
informiert. Er ist in seiner Kanzlei. Die anderen sind alle weg.«
    »Gute Arbeit.«
    »Dann nichts wie hin. Aber seien Sie
vorsichtig. Raymond hat einen guten Anwalt. Er kommt bestimmt bald raus. Und
Dettman ist nicht ganz richtig im Kopf. Bei dem weiß man nie. Nehmen Sie Ihre
Kanone mit, verstanden?«
    »Verstanden. Und vielen Dank, Johnny.«
    »Keine Ursache. Ich hab was gegen
solches Pack, das sich an Frauen vergreift.«
    Ich legte auf. Johnny Harts
Hilfsbereitschaft war mir nicht ganz geheuer. Das konnte eine Falle sein.
Trotzdem. Ich nahm meine Handtasche, in der die Waffe lag, und ging zum Wagen
hinaus.

19
     
    Diesmal parkte ich direkt vor Dettmans
Kanzlei. Ich hängte meine Schultertasche um, stieg aus und öffnete die
orangefarbene Tür.
    Dettman hockte mit krummem Rücken an
seinem Schreibtisch und blätterte in irgendeinem Gesetzblatt. Er legte es
zusammen, schob es zur Seite und nahm sich das nächste. Ich trat ein und schloß
die Tür hinter mir.
    Dettman sah auf. Er zwinkerte und
richtete sich auf. »Guten Tag, Mr. Dettman.«
    Er fuhr sich mit der Zunge über die
Lippen. »Was wollen Sie denn hier?«
    »Ich wollte Sie bezüglich meines
Gesundheitszustands beruhigen. Da ich mich den ganzen Tag nicht habe blicken
lassen, hatten Sie sicher Angst, Raymond könnte es zu weit getrieben haben. Ich
weiß, daß Sie niemals absichtlich einem Menschen weh tun würden.«
    Er schob die Gesetzesblätter weg. »Ich
weiß nicht, was Sie da reden.«
    »Ich erkläre es Ihnen gern.« Ich ließ
mich auf der Ecke seines Schreibtischs nieder und zog meine Pistole heraus.
Dettman riß Mund und Augen auf.
    »Nur keine Panik«, sagte ich. »Auch ich
würde niemals einem Menschen absichtlich weh tun.«
    Wie ein Blinder streckte Dettman einen
Arm aus und tastete mit der Hand über den Schreibtisch. Ich schob ihm die
Keksdose hin.
    »Essen Sie ein Plätzchen, Mr. Dettman.
Dann geht’s Ihnen bestimmt gleich besser.«
    Seine wulstigen Lippen bebten, während
er von der Keksdose aufblickte und mich ansah. Johnny Hart hatte schon recht
gehabt: Dettman schrumpfte wie ein angestochener Ballon. Ich betrachtete ihn
schweigend. Sein Blick huschte zur Pistole und zurück zu meinem Gesicht.
    »Ich bin bereit, gewisse Dinge zu
vergeben und zu vergessen, deshalb möchte ich Ihnen ein Geschäft vorschlagen.«
    Bei dem Wort »Geschäft« blitzten
Dettmans Augen hoffnungsvoll auf.
    »Ich bin bereit, die Sache mit Raymond
zu vergessen, wenn ich dafür gewisse Informationen erhalte«, fuhr ich fort.
»Sie werden mir diese Informationen liefern, und wenn Raymond von der Polizei
auf freien Fuß gesetzt wird, befehlen Sie ihm, mich in Ruhe zu lassen.«
    »Was sollen das für Informationen
sein?« Dettmans Stimme war heiser.
    »Fangen wir mit dem Auge der Tigerkatze
an.«
    »Mit was?«
    »Stellen Sie sich nicht dümmer als Sie
sind, Mr. Dettman.«
    »Ich weiß nichts von einer Katze.«
    »Es handelt sich auch nicht um eine
Katze, sondern um eine Lampe. Eine Tiffany-Lampe mit Glasschirm. Herbstlaub.
Ein grinsendes Gebiß. Ein großes gelbgrünes Auge. Erinnern Sie sich?«
    Begreifen und Furcht zugleich
überfluteten sein Gesicht. »Ach so, das Ding!«
    »Richtig. Ich nehme an, Raymond hat es
Ihnen abgeliefert?« Dettmans Blick wanderte zu einem großen Stahlschrank. »Ah,
da haben Sie die Lampe.«
    Er schwieg.
    »Gehen Sie rüber und holen Sie sie.«
Ich schwenkte die Pistole.
    Er saß reglos, seine Hand stahl sich
zur Keksdose.
    »Holen Sie sie.«
    Widerstrebend stand er auf. Der Karton
stand auf dem Boden des Schranks. Dettman hob ihn hoch und

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