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Tödliches Farbenspiel

Tödliches Farbenspiel

Titel: Tödliches Farbenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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zuführen konnte.
    Ich winkte ihm noch einmal zu und ging
zur Tür. Mein abruptes Verschwinden würde er nicht übelnehmen. Er wußte, daß
ich in absehbarer Zeit mit der ganzen Geschichte und einer Flasche Rotwein wiederkommen
würde.

18
     
    Ich warf einen Blick auf die Adresse,
die ich mir bei Charlie notiert hatte, und fuhr los, die Mission Street hinaus
bis fast an die Ortsgrenze von Daly City. Es war ein langweiliges Wohnviertel
aus kleinen Reihenhäusern. Ich wußte nicht, ob es Wintringhams Reihenhäuser
waren, aber sie sahen fast so aus. Augenähnliche Fenster, darunter das gähnende
Maul des Garagentors. Ja, dachte ich, wenn man vor das Tor noch eine Kette
legte, würde es wirklich wie ein Maul mit Zahnspange aussehen.
    In der Einfahrt des Hauses, das ich
suchte, stand ein Lieferwagen. Auf der Tür war das Wort »Bauunternehmen« zu
erkennen, der Name jedoch war übermalt worden, ohne daß ein neuer ihn ersetzte.
Ich stieg die Stufen zur Haustür hinauf und läutete.
    Eine dicke Frau in einer Stretch-Hose
machte endlich auf, als ich das zweitemal läutete. In ihrem Mundwinkel hing
eine Zigarette. »Ja?« sagte sie, und Asche rieselte auf ihr weites Hemd.
    »Ich suche Bob Keefer. Ist er zu
Hause?«
    »Da sind Sie nicht die einzige. Er ist
vor ungefähr einer Stunde weg. Versuchen Sie’s mal bei Ed.«
    »Bei Ed?«
    »Das ist die Kneipe an der Ecke. Da hat
Bob sein Büro.« Sie lachte bitter und drückte die Zigarette in einem Blumentopf
auf dem Treppengeländer aus.
    Ich gab ihr eine Karte, auf der nur
mein Name und nicht mein Beruf stand. »Wenn er zurückkommen sollte, bevor ich
ihn finden kann, würden Sie ihn bitten, mich anzurufen?« Das schwammige Gesicht
verzog sich. »Hat Bob was angestellt?«
    »Nicht daß ich wüßte.«
    »Ist es wegen einer Arbeit?«
    »Könnte sein.«
    »Komisch.«
    »Wieso?«
    »Ich weiß ja nicht, was der Mann
wollte, aber Bob kriegte plötzlich dieses Gesicht, das er immer kriegt, wenn er
Geld wittert. Mir wär’s recht. Dann würde er vielleicht endlich die Zimmermiete
zahlen und die Karre da reparieren, damit sie endlich aus meiner Einfahrt
verschwindet.«
    Prinz Albert war offensichtlich nicht
der einzige, der Probleme mit seinem Transportmittel hatte. »Das Baugeschäft
geht wohl nicht so gut?«
    »Um diese Zeit nie. Zuviel Regen, nicht
genug Innenarbeiten. Aber ich meine, er müßt’s ja langsam wissen und was
sparen, solang er Arbeit hat. Wenn er nicht der Sohn meiner verstorbenen
Schwester wäre — aber das ist eine andere Geschichte.« Sie warf nochmals einen
Blick auf meine Karte. »Also, ich sag ihm, daß er Sie anrufen soll. Heutzutage
kriegt man nicht so leicht Arbeit.«
    Ich dankte ihr und machte mich auf den
Weg zu Ed’s Bar. Es war die typische Stammkneipe mit den typischen Nischen und
dem typischen dickbäuchigen Wirt hinter dem Tresen. Zwei Frauen mittleren
Alters, die mich an Bob Keefers Tante erinnerten, saßen hinten im Lokal. Ich
ließ mich auf einem Hocker vor dem Tresen nieder und bestellte ein Bier.
    Der Wirt stellte mir das Glas hin und
musterte mich ganz ungeniert, als ich zahlte. Fremde fielen hier auf.
    »Kennen Sie Bob Keefer?« fragte ich
ihn.
    Er zuckte die Achseln.
    »Seine Tante sagte, er sei hier. Es
handelt sich um eine Arbeit.«
    Der Mann schob die Lippen vor und
zuckte wieder die Achseln. »Könnte er gebrauchen. Um die Jahreszeit ist auf dem
Bau kaum was los.«
    »War er heute schon hier?«
    »Ja, vor ungefähr einer Stunde. Mit
einem Mann. Sie haben sich unterhalten und sind dann gemeinsam gegangen. Nun
sagen Sie bloß, daß er gleich zwei Arbeitsangebote an einem Tag kriegt.«
    »Könnte schon sein.«
    »Na, wenn das der Fall ist, haben Sie
Pech gehabt. Der Mann sah aus, als hätte er Kohle.«
    Sah ich etwa nicht so aus? »Inwiefern?«
    »Na, war eben so’n richtiger Geld-Typ.
Jeans-Anzug, goldenes Armband. Sie wissen schon. Weggefahren sind sie in einem
Sportwagen, einem Porsche.
    Larry French war mir immer noch eine
Nasenlänge voraus, anscheinend nicht bemüht, seine Spuren zu verwischen. Ich
leerte mein Glas und gab dem Wirt meine Karte.
    »Würden Sie ihn trotzdem bitten, mich
auf jeden Fall anzurufen?«
    Draußen blieb ich einen Moment stehen
und knöpfte meinen Mantel zu. Es hatte aufgehört zu regnen, und an manchen
Stellen schimmerte Blau durch die Wolken. French und ich folgten also den
gleichen Pfaden. Was würde er als nächstes unternehmen? Wieso interessierte er
sich überhaupt so für die Zusammenhänge?
    Ich setzte

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