Tödliches Farbenspiel
wußte längst, was aus dem Zeug geworden war. Zum Beweis zeigte er mir eine
der Flaschen. Er wollte ganz genau wissen, wo und wie ich die Sachen gefunden
hatte — vorher hatte er nicht nach Einzelheiten gefragt. Er hatte geglaubt, ich
hätte sie im Keller oder auf dem Speicher des Hauses gefunden.«
»Daraufhin erzählten Sie ihm vom
Kamin.«
»Ja.«
»Und dann?«
»Dann fuhr er in seinem Porsche mit mir
rüber — Mann, das ist vielleicht ein Auto! — , und ich mußte ihm den Kamin
zeigen und genau beschreiben, wie ich die Sachen darin vorgefunden hatte.«
»Und?«
»Und dann gab er mir fünfhundert Dollar
und sagte, ich solle die ganze Geschichte schleunigst vergessen. Er sagte
außerdem, er könne mir vielleicht Arbeit verschaffen, wenn sich was ergäbe.«
Keefer schnitt eine Grimasse. »Daraus wird ja nun wohl nichts werden, wenn Sie
ihm den Mord nachweisen.«
»Nein, wahrscheinlich nicht.« Aber ich
glaubte nicht, daß French ein Mörder war. Ein Erpresser vielleicht, aber kein
Killer.
»Scheiße!« Keefer schlug mit der
offenen Hand aufs Steuerrad. »Ich hab doch immer Pech.«
»Sie haben immerhin fünfhundert Dollar
von French. Und außerdem wird Ihre Miete bezahlt.«
»Ja, aber Arbeit hab ich immer noch keine.
Und ich muß wahrscheinlich vor Gericht auch noch gegen French aussagen.
Scheiße! Nichts als Pech auf der ganzen Linie!«
Ich hatte keine Lust, mit ihm darüber
zu diskutieren. »Wie haben Sie eigentlich die Sachen im Kamin vorgefunden,
Bob?«
»Sie waren so sorgfältig aufgestellt
wie in einem Puppenhaus. Die Lampe stand in der Mitte, auf der einen Seite die
Uhr, auf der anderen so ein silbernes Ding. Und die Flaschen standen in Reih
und Glied davor. Ich weiß noch, daß ich dachte, daß da jemand sehr behutsam
war; vielleicht als wollte er verhüten, daß den Dingen etwas geschieht.«
Ich runzelte die Stirn. French? Nein,
das war nicht seine Art. Ihm wäre es gleichgültig gewesen, was aus den Sachen
geworden wäre. Er war ja bereit gewesen, sie einem Arbeiter zu schenken. Und
Charmaine hatte gesagt, er hätte vom Wert der Lampe überhaupt keine Vorstellung
gehabt.
»Ja«, meinte Keefer nachdenklich, »ich
weiß noch, daß ich dachte, wie merkwürdig, daß sich da jemand solche Mühe
gemacht hatte.«
21
Ja, warum diese Mühe und Behutsamkeit?
Die Frage ging mir durch den Kopf, während ich mit der Lampe unter dem Arm die
Haustür aufsperrte. Warum hatte man die Gegenstände so sorgfältig versteckt,
anstatt sie einfach zu vernichten oder sonstwie verschwinden zu lassen?
Ich trat ins Haus. Im Hausflur war es
stockfinster. Als die Tür hinter mir zufiel, tauchte aus dem Schatten der
Treppe eine massige Gestalt auf. Ich drückte mich an die Wand und griff nach
meiner Pistole.
Die Gestalt kam näher. Ich entsicherte
die Pistole. Das Licht einer Taschenlampe flammte auf. Die Gestalt kam direkt
auf mich zu. Sie trug einen Karton Glühbirnen in der Hand. Ich lachte zitternd
vor Erleichterung.
Tim O’Riley, unser gutmütiger, ständig
biertrinkender Hausmeister, musterte mich mit verwundertem Blick. »Ach, Sie
sind’s? Was gibt’s denn zu lachen?«
Ich steckte die Pistole wieder ein.
»Nichts. Sie haben mich nur erschreckt. Ich hielt Sie für einen Einbrecher.«
»Vielen Dank, das ist sehr nett. Würden
Sie das mal halten?« Er reichte mir die Taschenlampe.
Ich richtete ihren Strahl auf die
Wandlampe, während Tim eine neue Birne einschraubte. Das Licht ging an und fiel
auf den verblichenen türkisfarbenen Teppich und das kleine Beet mit
Plastikgeranien, das der Hausbesitzer angelegt hatte, damit das langweilige Treppenhaus
nicht ganz so trostlos aussah.
»Einer der Mieter klaut dauernd die
Glühbirnen.« Tim nahm mir die Taschenlampe wieder ab und ging zur nächsten
Wandlampe, die nicht brannte.
»Das wundert mich nicht.«
»Der Kerl und Ihre Katze, die das
Blumenbeet dauernd als Katzenklo benutzt, halten mich ganz schön auf Trab. Aber
die Katze beweist natürlich damit nur, was für ein gescheites Tier sie ist«,
fügte er hinzu. »Wer kommt schon auf die Idee, so ein Ding hier reinzustellen!«
»Dieselbe Person, die auf die Idee gekommen
ist, die Decken mit dieser Glitzerfarbe zu besprühen.«
»Genau. Übrigens, Ihr Telefon läutet
seit einer Stunde unaufhörlich. Sie haben wohl Ihrer Katze das Telefonieren
noch nicht beigebracht, hm?«
»Ach, verflixt, dafür hab ich doch den
Auftragsdienst. Na ja, jetzt bin ich ja da.«
Etwas verärgert über
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