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Tödliches Farbenspiel

Tödliches Farbenspiel

Titel: Tödliches Farbenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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die
Unzuverlässigkeit meines Auftragsdienstes sperrte ich die Tür zu meiner Wohnung
auf. Meine Freundin Claudia hatte den Auftragsdienst aufgezogen und mir einen
Sonderpreis gemacht, was ich sehr erfreulich fand. Weniger erfreulich fand ich
die Reihe unzuverlässiger Telefonistinnen, die tagsüber und am frühen Abend
eingesetzt wurden. Die tüchtige Claudia arbeitete am liebsten nachts, wo sie
auch ab und zu tiefschürfende philosophische Gespräche mit Auftraggebern
einschieben konnte, die nicht schlafen konnten.
    Ich ging durch den langen Flur in mein
großes Zimmer. Das Haus war in den zwanziger Jahren erbaut worden und hatte
manche Ähnlichkeit mit den alten viktorianischen Häusern: hohe Zimmer, solide
Holzböden, leicht abgeschrägte Erkerfenster, die leider auf einen Hinterhof
hinausgingen. Damit allerdings erschöpfte sich die Ähnlichkeit meiner kleinen
Wohnung mit Wintringhams Traumhäusern. Meine Möbel hatten klare, moderne Linien
und waren aus hellem Holz. Die Teppiche waren in Erdtönen gehalten, an den
weißen Wänden hingen in schlichten, rahmenlosen Glashaltern Fotografien, die
ich selbst aufgenommen hatte. Meine einzige Konzession an die Vergangenheit
waren die Quilts auf dem Bett, die meine Großmutter gemacht hatte.
    Das war mein Zuhause, mein Zufluchtsort
nach manch hartem Tag, und ich fühlte mich wohl hier.
    Jetzt nahm ich die Tiffany-Lampe aus
dem Karton und stellte sie auf die Kommode. Sie paßte eigentlich ganz gut in
dieses moderne Dekor. Vielleicht, dachte ich, sollte ich mir ein paar wirklich
gute alte Stücke zulegen.
    Ich ging in die Küche und holte mir ein
Glas Wein aus meinem einzigen antiken Stück, dem eingebauten alten Kühlschrank,
der entschieden seine Nachteile hatte, da er durch einen Kompressor im Keller
betrieben wurde. Tim sollte eigentlich alle Mieter benachrichtigen, wenn er den
Kompressor abschaltete, damit die Kühlschränke abgetaut werden konnten, aber
ich war jedesmal, wenn es soweit war, gerade nicht zu Hause. Und wenn ich dann
meine Wohnung betrat, schwamm alles.
    Im Zimmer hockte ich mich im
Schneidersitz aufs Bett und betrachtete die Tiffany-Lampe. In dem grüngelben
Auge blitzte ein spöttisches Licht. Die weißen Zähne grinsten schadenfroh.
    »Freu dich nur nicht zu früh«, sagte
ich. »Die Sache klär ich schon noch.«
    French. Larry French. Er hatte einmal
mit bloßen Händen einen Menschen getötet. Er hatte, wenn man Charmaine glauben
konnte, das Auge der Tigerkatze einmal in seinem Besitz gehabt. Er kannte sich
im Baugewerbe nicht gründlich genug aus, um einen Unfall überzeugend
vorzutäuschen. French hatte Wintringhams Restaurationsprojekt zu Fall bringen
wollen, um seiner Behauptung nach wenigstens das Geld, das er ursprünglich
hineingesteckt hatte, zu retten. Konnte er noch einen anderen Grund gehabt
haben, die Brandstiftung zu bestellen? Hatte er vielleicht etwas vertuschen
wollen? Beweismaterial vernichten wollen? Beweismaterial worüber?
    Warum hatte sich French Bob Keefers
Stillschweigen über seinen Fund im Kamin erkaufen wollen, wenn er die Gegenstände
nicht selbst dort versteckt hatte? Und wenn er sie selbst dort versteckt hatte,
warum hatte er sich dann von Keefer zeigen lassen, wie sie gruppiert gewesen
waren? Hätte French sich überhaupt die Mühe gemacht, sie mit solcher Sorgfalt
aufzustellen? Nein. Wer dann?
    David Wintringham. Aber sollte der
seinen eigenen Vater ermordet haben? Das war schwer vorstellbar; die Zuneigung
zwischen den beiden schien echt gewesen zu sein, wenn auch von einer gewissen
Ambivalenz.
    Dann eben Paul Collins. Aber Wintringham
hatte ihm für die beiden Abende, an denen die Morde verübt worden waren, ein
Alibi gegeben. Hätte er das für seinen Freund getan, wenn dieser seinen Vater
getötet hätte? Kaum. Außerdem machte sich Collins nichts aus viktorianischen
Antiquitäten. Man brauchte sich nur seine Küche anzusehen. Und was hatte er
gleich wieder zu mir gesagt? Ach ja, daß sie in Dayton auch schöne alte Häuser
hatten, aber kein Mensch so ein Getue um sie machte.
    Wem konnten diese antiken Objekte etwas
bedeuten? Charmaine. Doch aus welchem Grund hätte sie den alten Wintringham
töten sollen? Bei dem Mord an Jake war es eindeutig darum gegangen, etwas zu
vertuschen, aber warum Wintringham? Es gab keinen offensichtlichen Grund und
schon gar keinen, der sich mit Charmaine in Verbindung bringen ließ. Und fehlte
der zierlichen Charmaine nicht ganz klar die Kraft, einen solchen Mord zu
begehen?
    Eleanor

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