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Toedliches Fieber

Toedliches Fieber

Titel: Toedliches Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dee Shulman
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starrte er auf ihren blassen, reglosen Körper und begriff endgültig, dass er nicht hätte zurückkehren dürfen. Die Ophelia-Szene war wie eine Prophezeiung gewesen, wie eine Warnung. Er war dazu verdammt, sie wieder sterben zu sehen …
    »Bitte, Livia«, flehte er, doch sie rührte sich nicht.
    Hinter ihm wurden Stimmen laut.
    »Oh mein Gott, Eva!« Rob stürzte durch die Glastür auf ihn zu, dicht gefolgt von Astrid und Sadie.
    »Was hast du mit ihr gemacht?«, knurrte Rob und starrte Seth böse an.
    Seth schüttelte nur unglücklich den Kopf.
    Astrid übernahm das Kommando. »Hey, Jungs! Reißt euch zusammen! Eva ist krank. Jetzt erzähl mir nicht, du hättest das nicht gemerkt, Rob!«
    Rob biss sich auf die Lippe. Selbstverständlich war es ihm nicht entgangen.
    »So, Seth«, fuhr Astrid fort, »kannst du sie bitte in den Krankenflügel tragen? Und Rob, lauf schon mal vor und sag der Hausmutter Bescheid!«
    Rob rannte los, doch Seth blieb unentschlossen stehen. Er hatte Eva noch immer im Arm, aber er war sicher, dass sie nur seinetwegen kaum noch atmete.
    »Ich glaube, es ist meine Schuld«, flüsterte er mit rauer Stimme. »Ich darf ihr nicht zu nahe kommen.«
    »Blödsinn«, sagte Astrid. »Eva ist seit Wochen krank – vor ein paar Monaten, lange bevor du auf die Schule kamst, wäre sie beinahe gestorben. Mit dir hat das überhaupt nichts zu tun. Und jetzt mach schon!«
    Seth schüttelte den Kopf, er war anderer Meinung, doch er gehorchte. Als sie ankamen, genügte Rose Marley ein Blick auf Eva, um sofort einen Krankenwagen zu rufen. Sie fühlte ihren Puls, der unregelmäßig und schwach war, maß ihren Blutdruck, der extrem niedrig war, und bemerkte besorgt Evas kühle, feuchte Haut. Sie hüllte sie in Fleecedecken und beugte sich über ihre Patientin.
    »Eva?«, fragte sie mit fester Stimme. »Kannst du mich hören?« Eva reagierte nicht.
    Als die Sanitäter Eva eine Sauerstoffmaske aufsetzten und sie auf die Trage legten, verscheuchte Rose die Zuschauer und stieg mit ein.
    Nur Seth ließ sich nicht abwimmeln. Er wich nicht von der Stelle, hielt Roses bösen Blicken stand und durfte dann tatsächlich mitfahren. Rose verstand selbst nicht, wieso sie es diesem außergewöhnlichen Jungen erlaubt hatte. Es verstieß gegen sämtliche Regeln, aber sie fand es tröstlich, dass er mitfuhr. Im Laufe der letzten Wochen hatte sie Eva liebgewonnen und sofort gemerkt, dass Seth sie ebenfalls liebte. Wie tief seine Gefühle gingen, konnte sie allerdings nicht ahnen.
    Während die Sanitäter Evas Krankengeschichte aufnahmen und Rose ihnen genau berichtete, wie schlecht es ihr erst kürzlich gegangen war, behielt Seth Eva im Auge und überlegte, was gerade geschehen war. Er war immer noch davon überzeugt, dass sie seinetwegen zusammengebrochen war. Rose Marley konnte noch so oft von einem Rückfall sprechen – es lag auf der Hand, dass ihr Zustand von der körperlichen Nähe zu ihm, Seth, verursacht wurde. Schließlich war sie doch auch beinahe in Ohnmacht gefallen, als er sie damals im Gemeinschaftsraum berührt hatte. Und jetzt kämpfte sie um ihr Leben.
    Rose musterte den Jungen, während er Eva ansah. Er starrte sie so leidenschaftlich an, als könnte er sie nur durch seinen Willen am Leben halten. Sie presste die Lippen zusammen und verdrängte eine bange Vorahnung.

Déjà-vu
    London
2013 n. Chr.
    Gerade schleppte ich mich noch aus dem Probenraum und plötzlich starrten mich diese Augen an. Mein Herz begann wie wild zu schlagen. Vor Erleichterung, vor Glück, was weiß ich – meine Gefühle überwältigten mich und es kam mir völlig normal vor, ihn zu umarmen.
    Doch dann fiel ich … ich fiel … endlos. Und dann … landete ich … ganz weich, leicht wie eine Feder. Ich lag auf dem Rücken … mit geschlossenen Augen. Es war ganz behaglich. Ich streckte die Arme aus und tastete mit den Fingerspitzen … kühle Grashalme. Ich kannte diese Stelle … das Summen der Insekten im Sommer … den Duft von wildem Lavendel … den Gesang der Vögel in den Bäumen, der nur ein schwacher Abglanz des Liedes in meinem Herzen war … Ich holte tief Luft und genoss die schöne Umgebung … auf einmal war ich unglaublich glücklich, weil ich wusste, wenn ich den Kopf drehte und die Augen öffnete …
    »Eva? Eva? Können Sie mich hören? Eva?«
    Der Duft von Gras und Sommer schwand langsam und mein Kopf fühlte sich plötzlich schwer an, das Atmen tatweh und mein Bauch auch. Ich öffnete die Augen und schaute

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