Toedliches Fieber
runzelte besorgt die Stirn, als sie sah, wie schwer es ihm fiel. Sie tränkte ein Tuch in Wasser und wischte ihm liebevoll den Schweiß vom Gesicht.
»Schhh … ist ja schon gut«, tröstete sie ihn. »Ich bin ja da …«
Seth wehrte sich vergeblich gegen das Fieber. Er wusste nicht, wie oft er versuchte, das Bewusstsein wiederzuerlangen, doch jedes Mal, wenn er die Augen öffnete, hatte er das Gefühl, bittere Zaubertränke zu trinken, und dann trug es ihn wieder mit sich fort, ins Land der finsteren Träume. Irgendwo weit weg, im Licht, wartete sie auf ihn, doch er konnte nicht zu ihr kommen, seine Glieder waren viel zu schwer …
Ab und zu hörte er auch andere Stimmen und vergaß sie wieder. Manchmal glaubte er sogar, seine eigene Stimme zu hören, die etwas murmelte, schrie und brüllte …
Dann plötzlich änderten sich die Farben seiner Träume. Sanfte Blau- und Gelbtöne schlichen sich in das Rot und Schwarz seiner Wahnvorstellungen. Wörter wurden zu Liedern und die Musik jagte die Schatten davon. Zufrieden trieb er über friedliches Gewässer auf warme Strände zu.
Jetzt lag er vor Korinth in den glitzernden Wogen. DieSonne stand hoch am klaren blauen Himmel und er legte eine Hand vor die Augen, um sich gegen die grelle Sonne zu schützen.
»Es tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken!«
Er öffnete die Augen. »Livia?«
Er war nicht in Korinth, er war hier in diesem Zimmer und Livia stand mit einer Öllampe vor ihm. Das Licht leuchtete um ihr Gesicht. Als er die Hand ausstreckte, kam sie näher und drückte sie.
»Danke«, sagte er.
»Wofür?«, fragte sie.
»Dafür, dass du hier bist … dafür, dass du …«
Sie streichelte sein Gesicht, doch sie lächelte nicht. »Seth, ich muss fortgehen.«
»Livia … bitte …«
»Ich kann nicht länger bleiben. Ich muss weit weggehen. Und du musst mich gehen lassen … sonst bringt er dich um.«
Sethos brach in wildes Gelächter aus. »Glaubst du etwa, ich hätte Angst vor ihm? Über Jahre habe ich den Tod Tag für Tag herausgefordert. Ich fürchte ihn nicht. Wir werden zusammen fortgehen …«
»Dann bringt er uns beide um oder lässt uns von seinen Schergen töten. Er hat viele Freunde, die alles für ihn tun«, sagte sie mit bitterer Stimme. »Wir können nicht gewinnen.«
»Livia, ich habe acht Lorbeerkränze gewonnen …«
»Neun«, verbesserte sie ihn.
Er schüttelte den Kopf. »Keiner kann mich schlagen«, wütete er und holte ächzend Luft. Dann riss er sich zusammen und erhob sich von der Matratze. Dabei verfluchte er die Medizin,die ihn dermaßen betäubte. Doch er hatte weder mit dem Übelkeit erregenden Schwindel gerechnet, den der Schmerz in seiner Schulter mit sich brachte, noch mit Livias Reaktion.
»Seth – was tust du denn da?«, keuchte sie und drückte ihn mit beiden Händen auf sein Lager zurück. »Pass auf, deine Schulter! Wenn sie reißt, wirst du nie wieder gesund …«
»Livia«, stöhnte er, als er erschöpft und kraftlos in die Kissen zurücksank, »ich muss wieder zu Kräften kommen! Ich muss mich bewegen!«
Sie schüttelte traurig den Kopf. »Aber nicht jetzt. Du musst dich ausruhen. Seth, du wirst wieder so stark wie vorher werden«, sagte sie und streichelte sein Gesicht, ehe sie ihre Finger über seine Brust wandern ließ. Die verspannten Muskeln bestätigten ihre Einschätzung. Sethos griff ihre Hand, als sie über seine Haut fuhr. Er küsste ihr Haar und sie hob das Kinn, um ihm in die Augen zu sehen. Als sich ihre Blicke trafen, spürte er, wie sich sein Magen zusammenzog. Instinktiv holte er ihr Gesicht zu sich heran. Er schloss die Augen und suchte ihren Mund. Als sich ihre Lippen berührten, seufzte er, und sie atmeten den Atem des anderen, während ihre Herzen schneller schlugen. Schwindelig und keuchend löste Livia sich schließlich von ihm. Der Verlust war unerträglich und sie kehrte zu ihm zurück und küsste ihn wieder, sanft und zart.
Ihre Lippen strichen über seine Augen und Wangen, über sein Kinn und seinen Hals, während er ihren schweren Duft einatmete. Noch ein letzter Kuss – diesmal raubte ihnen die Leidenschaft den Atem. Als Seth aufstöhnte, wich sie zurück.
»Habe ich dir wehgetan?«
»Oh, Livia!«, sagte er und zog sie grob an sich. »Dir ist gelungen, was kein Gladiator je geschafft hätte – du hast mir das Herz herausgerissen!«
»Es tut mir so leid«, weinte sie und heiße Tränen liefen ihr über die Wangen, als sie sich zum allerletzten Mal küssten.
Mit ihren
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