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Toedliches Geheimnis

Titel: Toedliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Faria Stolarz
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und die Farbe wird von Pink zu Gelb.
    »Du solltest das wirklich mal fühlen«, sage ich und halte ihm das Reagenzglas hin.
    Aber Ben hat seine eigene Vorstellung von Prickeln: »Ich bin fertig«, sagt er.
    »Du bist ja nicht gerade ein Teamarbeiter, was, Carter?« Der Sweat-Man steht jetzt direkt hinter ihm.
    Ben schaut wieder das Reagenzglas an, und ganze fünf Sekunden lang glaube ich, dass er es in die Hand nehmen wird, aber stattdessen sagt er: »Ich habe es schon gefühlt.«
    »Ach wirklich?« Sweat-Man kratzt sich am Kopf, und ich trete einen Schritt zurück, um dem Schuppenregen auszuweichen. »Und wie würdest du die Temperatur des Glases beschreiben?«, fragt er.
    Ben zuckt die Schultern. »Irgendwie kalt.«
    Der Sweat-Man macht seinen berüchtigten Quiz-Show-Gong, mit dem eine falsche Antwort angezeigt wird. »Du hättest wirklich den Joker einsetzen und einen Freund anrufen sollen.«
    »Warum fühlst du nicht einfach mal?«, sage ich, in dem Bemühen nett zu sein. Ich reiche ihm gerade das Reagenzglas,
als Sweat-Man sich von uns abwendet. Aber Ben benimmt sich immer noch total komisch. Seine Finger verweilen in der Luft wenige Zentimeter von meinen entfernt. »Nimm’s doch«, sage ich und drücke ihm das Glas praktisch in die Hand.
    Schließlich greift er zu. Und seine Hand berührt dabei versehentlich meine. Ich fühle die Haut seines Daumens an meinem Mittelfinger.
    Das Nächste, an das ich mich erinnern kann, ist, dass Ben das Reagenzglas fallen lässt. Es knallt auf den Fußboden, und die gelbe Mischung spritzt überall herum.
    Ben tritt einen Schritt zurück und keucht.
    »Ist ja nicht schlimm«, beruhige ich ihn.
    Aber er reagiert gar nicht. Er steht einfach nur da und starrt mich an, seine dunkelgrauen Augen weit aufgerissen.
    »Na toll«, sagt Sweat-Man. »Putzt das weg - und zwar gleich. «
    Ben bewegt sich nicht. Also schnappe ich mir einen Mopp aus der Ecke des Zimmers und fange an, die Sauerei aufzuwischen.
    Und dann berührt er mich.
    Seine Hand fährt an meinem Unterarm entlang und umfasst mein Handgelenk, fest, sodass mein Herz schneller schlägt und mein Puls rast. Ich mache den Mund auf, um etwas zu sagen - ihn zu fragen, was er da tut, und ihm zu sagen, er soll loslassen -, aber nichts kommt heraus.
    »Schsch«, sagt Ben. Er tritt näher zu mir und lässt mich dabei nicht aus den Augen. Ich spüre die Wärme seines Atems an meinem Hals.

    »Hey, pass auf«, höre ich jemanden flüstern.
    Aber ich wende den Blick nicht ab. Weil ich es echt nicht will.
    Überall im Klassenzimmer fangen die Leute an zu kichern, was Sweat-Man vorne aufhorchen lässt. Er kommt direkt auf unseren Tisch zu und schiebt sich schwitzend zwischen uns, damit Ben meinen Arm loslässt.
    »Hat er dir weh getan?«, fragt Sweat-Man.
    Ich schüttele den Kopf und verspüre ein leichtes Brennen von Bens Griff an meinem Handgelenk. Nach ein paar unangenehmen Augenblicken gibt Sweat-Man mir die Anweisung weiterzuputzen und schickt Ben ins Büro des Direktors.
    »Nein«, rufe ich. »Ist schon gut. Mir geht’s gut. Er hat nur versucht, mir zu helfen.« Ich schaue auf die Sauerei auf dem Fußboden.
    Aber Ben stellt den Befehl nicht in Frage. Er sammelt einfach seine Bücher und Hefte zusammen, schaut mich noch einmal an und marschiert dann schnell aus dem Zimmer.

14
    Obwohl ich eigentlich heute gar nicht mit Arbeiten dran bin, gehe ich gleich nach der Schule zu Earth & Fire.
    Ich muss einfach mal raus.
    Spencer, mein Chef, spürt meine schlechte Laune, sobald die Türglocke meine Ankunft mitteilt.
    »Hier«, sagt er und reicht mir einen Klumpen Ton. »Forme dir einen Weg zu einem glücklicheren Sein.«
    Spencer ist der Größte - total relaxed und unglaublich talentiert. Auch wenn man es nie glauben würde bei seinem beinharten Äußeren - den strähnigen langen Haaren, zerfetzten Jeans und einer acht Zentimeter langen Narbe auf einer Gesichtshälfte -, aber er formt die zierlichsten kleinen Figuren aus dem unnachgiebigsten Material.
    Ich nehme sein Angebot an, erzähle ihm aber doch lieber nicht, dass ich momentan weniger unglücklich als vielmehr völlig verwirrt bin. Ich meine, warum hat Ben mich so berührt? Warum hat er sich im Chemieunterricht so seltsam benommen? Und warum sendet er so komisch widersprüchliche Signale aus?

    »Geht es um einen Jungen?«, fragt Spencer und bereitet die Tische für den Töpferkurs heute Abend vor.
    Ich nicke und binde mir eine Schürze um.
    »Willst du drüber reden? Ich kann dir was

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