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Toedliches Geheimnis

Titel: Toedliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Faria Stolarz
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zur männlichen Perspektive sagen, kostenlos natürlich.«
    »Vielleicht, nachdem ich das hier durchgeknetet habe«, sage ich und schmeiße den Ton schwungvoll auf mein Arbeitsbrett.
    Spencer ist gerade mal fünfundzwanzig, aber der Laden gehört ihm jetzt schon seit über zwei Jahren. Ich hab ihn in meinem ersten Jahr an der Highschool kennengelernt, als er Vertretung gemacht hat für Ms Mazur, die anscheinend eine Art Mentorin für ihn war. Seit er den Laden hat, tut er das nur noch selten. Er hat mir gesagt, ich wäre ein Naturtalent an der Töpferscheibe, und hat gefragt, ob ich einen Job wollte. Ungefähr anderthalb Jahre später - so lange brauchte ich, um meine Eltern davon zu überzeugen, dass ich verantwortungsbewusst genug war, Schule und Job in Einklang zu bringen - konnte ich dann auf sein Angebot zurückkommen.
    Und seither ist es mein Traumjob.
    Schon nachdem ich drei Wochen für ihn gearbeitet hatte, gab er mir freie Hand in seiner Werkstatt: »Dann kannst du an deinem Zeug arbeiten, wenn dich die Inspiration überkommt«, sagte er und ließ die Schlüssel zum Laden in meine Hand fallen. »Sei’s um elf Uhr nachts oder um drei Uhr morgens.« Und obwohl ich bisher noch keinen Gebrauch von seinem großzügigen Angebot gemacht habe, zu arbeiten, wann immer ich will, habe ich das Gefühl, dass diese Zeiten bald kommen könnten.

    Ich kann mich ganz ehrlich an keinen Zeitpunkt in meinem Leben erinnern, wo ich derart aus dem Tritt war.
    »Brauchst du vielleicht etwas Stärkeres als das?«, fragt Spencer in Hinsicht auf den Ton. »Vielleicht ein bisschen Ahornholz? Oder vielleicht Eisen?«
    »Nein«, lächele ich und schlage meinen Ton noch einmal kräftig gegen die Arbeitsplatte. »Das hier ist genau richtig.«
    Spencer nickt mir zu und lässt mich dann allein. Aber ich bleibe nicht lange allein. Nicht einmal zehn Minuten später kommt Kimmie hereingeplatzt. »Wusste ich doch, dass ich dich hier finden würde«, verkündet sie.
    »Stimmt etwas nicht?«
    Sie lehnt ihre Zeichenmappe mit einem Rumms gegen den Tisch. »Das will ich wohl meinen, dass da was nicht stimmt! Du hast mich nicht mal angerufen. Alle sagen, er wäre in Chemie heute praktisch über dich hergefallen.«
    »Halt mal - was?«
    »Alle reden darüber - über ihn - und darüber, wie er versucht hat, dich zu belästigen.«
    »Ben?«
    »Gab es da noch einen, der versucht hat, dich zu belästigen?«
    »So war es gar nicht«, sage ich und knete und drücke an meinem Ton herum, um irgendwie ruhig zu bleiben.
    »Ich weiß, weil du dich angeblich nicht mal gewehrt hast. Angeblich schienst du gar nichts dagegenzuhaben.«
    »Er hat mich wieder berührt«, sage ich, und mein Herz krampft sich schon bei den Worten zusammen.
    »Nach dem, was ich gehört habe, war es weit mehr als
nur eine Berührung.« Sie verschränkt die Arme und tippt mit ihrem lackledernen Spangenschuh auf den Linoleumfußboden.
    »Nein«, sage ich. »Du hast nicht verstanden. Er hat mich berührt, so wie damals auf dem Parkplatz - und es war total seltsam.«
    »Seltsam wie in unheimlich?«
    »Seltsam wie in unglaublich«, sage ich und kann die Situation immer noch vor mir sehen, kann sehen - wie unsere Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt sind und wie seine Unterlippe zittert, als er mir sagt, ich solle ruhig bleiben. »Es ist, als würde er mich am Arm oder am Bauch berühren, aber mein ganzer Körper fühlt es.«
    »Echt Camelia, weißt du eigentlich, wie blöd sich das anhört?«
    »Du weißt, was ich meine. Ich muss einfach wissen, was mit ihm ist.«
    »Ist alles okay?«, fragt Spencer und mischt sich in unsere Unterhaltung. Ich schaue zu seinem Arbeitsbereich hinten in der Werkstatt und frage mich, wie lange er schon so hinter uns gestanden und wie viel er wirklich gehört hat.
    »Alles bestens«, sagt Kimmie und bewundert unverhohlen sein Rambo-ähnliches Äußeres. »Vor allem wenn du bald mal wieder als Vertretung für Ms Mazur einspringst. Ich würde dir liebend gerne meine Technik zeigen. Ich nenne sie Klatsch-und-Batsch.«
    »Klingt, als würde es Spaß machen. Vielleicht mal wieder, wenn Ms Mazur sich krankmeldet.«

    »Ich werde sehen, was sich machen lässt«, sagt sie und himmelt ihn weiter an. »Camelia, kennen wir jemanden, der Keuchhusten hat? Ich hab gehört, das soll super ansteckend sein.«
    »Ich tu einfach so, als hätte ich das nicht gehört«, sage ich.
    »Ich geh jetzt mal los, um ein paar Formen abzuholen«, sagt Spencer. »Es sollte

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