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Toedliches Geheimnis

Titel: Toedliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Faria Stolarz
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seit ganzen sechs Minuten und dreißig Sekunden begonnen, als Ben endlich hereinkommt.
    Er lächelt mir zu, was mich völlig unvorbereitet erwischt. Mein Gesicht wird sofort ganz heiß.
    Ich habe ihn heute schon früher gesehen und ähnlich reagiert. Wir sind uns in der Nähe des Haupteingangs der Schule begegnet und zusammengestoßen, als er mit der Schulter irgendwie gegen meinen Arm gekommen ist.
    Fast hätte ich meine Bücher fallen lassen.
    Ich meine, es war nicht nur der leichte Zusammenstoß. Es war vielmehr die Art, wie er stehen blieb und mich fragte, ob alles okay sei und dass es ein Versehen war, und wie er mit den Fingern über meinen Arm gefahren ist, um zu sehen, ob mir auch wirklich nichts fehlte. Er hat mir mit einem unwiderstehlichen Lächeln in die Augen geschaut, so als teilten wir beide ein Geheimnis.
    Mein Herz klopfte und mein Innerstes wurde zu kochender Lava. Insgeheim hoffte ich, dass er doch nicht aus
Versehen, sondern mit voller Absicht mit mir zusammengestoßen war.
     
    Ben lässt sich auf den Sitz neben mir gleiten und fängt an, seine Notizen durchzublättern.
    »Ist alles okay, Ms Hammond?«, fragt der Sweat-Man, dem offensichtlich nicht entgeht, dass ich ganz durcheinander bin und gar nicht aufhören kann zu glotzen.
    Ben sieht megalecker aus. Er trägt heute mehrere Schichten von Schokobraun. Er schaut zu mir rüber, um meine Reaktion zu sehen, und so nicke ich kurz, während es in meinem Inneren tobt.
    Sweat-Man fährt mit seinem Vortrag fort, ohne ein Wort über Bens Zuspätkommen zu verlieren, was das Gerücht bestätigt, dass der Direktor Ben freie Hand lässt, was die Pünktlichkeit anbetrifft. Es kursieren mehrere Theorien, warum seine Verspätungen akzeptiert werden. Manche glauben, es ginge um Bens Sicherheit - weil er ständig angemacht wird. Vielleicht befürchtet die Schulleitung, dass es zu einer Schlägerei auf dem Schulflur kommen könnte, während die Leute von einem Klassenzimmer zum anderen gehen. Andere meinen, es wäre, weil er unter einer Phobie leidet - entweder Klaustrophobie oder Agoraphobie oder möglicherweise einer Mischung aus beidem.
    Ich persönlich weiß nicht, warum er zu spät kommt. Ich freue mich einfach nur, ihn zu sehen.
    Während Sweat-Man immer weiterquatscht - irgendetwas über chemische und ionische Verbindungen -, bemerke ich den olivfarbenen Teint von Bens Haut, den
Leberfleck auf seiner linken Wange und dass er sich alle paar Minuten zur Seite dreht und mich anschaut.
    Als die Stunde endlich vorbei ist, nimmt er seinen Bücherstapel und schiebt sich dann an mir vorbei, wobei der Ärmel seines Hemdes über meinen Rücken streift, was mich erschaudern lässt.
    »Wir sehen uns nachher noch«, flüstert er mir leise zu.
    Ich nicke und frage mich, ob er das wirklich ernst meint, ob er wirklich vorhat, mich nachher zu sehen, oder ob das nur seine Art ist, sich zu verabschieden.
    Er geht zum Sweat-Man nach vorne und redet mit ihm, und ich bin mehr als versucht, noch dazubleiben und zu warten, bis er fertig ist.
    Aber Kimmie entdeckt mich zuerst. Sie zieht mich aus der Tür weg hinaus in den Flur und quatscht unablässig auf mich ein, dass sie ins Einkaufzentrum muss, und zwar pronto, um sich anständige Unterwäsche zu kaufen.
    »Klingt ja wie ein Notfall«, sage ich und lasse die Tür zum Chemiesaal nicht aus den Augen.
    »Es ist ein Notfall«, drängt sie. »Wie kann ein so modebewusstes Mädchen - damit meine ich mich, falls du fragen wolltest - mit Unterhosen rumlaufen, die nur von einem Gummiband festgehalten werden?«
    »Moment mal - was?«
    »Ich sage nur drei Wörter: Unterhose, gerissenes Taillengummi, um die Knöchel im Spanischunterricht.«
    »Okay, das waren aber mehr als drei Worte.«
    »Egal«, sagt sie. »Hier fühl mal die Wurst.« Sie deutet auf ihre Taille.
    »Nein danke.« Ich verziehe das Gesicht.

    Sie grinst und zeigt mir das Stoffknäuel, das aus ihrem Vintage-Pudelrock hervorschaut - an der Stelle, wo sie offenbar ein Gummiband um den Stoff ihrer Unterhose geschlungen hat, um besagte Unterhose am Herabrutschen zu hindern.
    Ich halte den Blick unterdessen fest auf die Tür gerichtet, aus der Ben jeden Augenblick kommen muss.
    »Hat Kimmie dir von Spanisch erzählt?«, brüllt Wes, der sich durch den Flur in unsere Richtung drängelt.
    Kimmie verdreht die Augen. »Müssen wir wirklich alle Details noch mal aufwärmen?«
    »Natürlich müssen wir das!«, sagt er. »Stell dir mal vor: Der Unterricht hat noch nicht angefangen,

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