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Toedliches Geheimnis

Titel: Toedliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Faria Stolarz
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gedruckt stehen.

12
    Ich habe sie in der letzten Zeit oft gesehen, weil ich mich bemühe, immer da zu sein, wo sie ist.
    Ob sie wohl spürt, wie meine Augen ihr folgen - über ihre Haut streifen, sich den Zickzacksckscheitel ihrer -Haare einprägen und wie ihre Hüften beim Grehen von einer seite zu anderen schwigen.
    Es gibt so vieles, das ich sie gerne fragen würde. Zum Beispiel, ob sie auf der linken oder der rechten Seite ihres Bettes schläft und welche Farbe ihre Zahnbürste hat.
    Und ob ihr das Bild gefallen hat, das ich ihr in den Briefkasten geworfen habe. Ich wühschte, ich wäre dabei gewesen, als sie deh Umschalag aufgemacht hat. Ich hätte zu gerne ihren Gesichtsausdruck gesehen - ob sie auf ihrer Unterlippe herungekaut hat, wie sie es immer tut, wenn sie nervös ist.
    Ob sie das Foto an ihre Brust gedrückt hat und an jemanden wie mich gedacht hat. Oder ob ihre Lippen sich zu einem Lächen verzogen haben, so schön, dass manes auch auf dem Cover einer Zeitschrift abbilden könnte.

    Ich hab das Bild von der anderen Straßenseite aus aufgenommen. Ich hatte sie herangezoomt und auf den perfekten Winkel gewartet.
    Sie sah so nervös aus. Sie hat die ganze Zeit am Gurt ihrer Tasche herumgefummmelt und ihre Finger in die langer blonden Haare gedreht.
    Aber mirr gehf es ja nicht anders. Ich werde auch nervös. Immer, wenn ich sie sehe, kann ich kaum noch richtig denken. Ich versuche mich zu beruhiben- und mich daran zu erinnern, dass ich Geduld haben muss und nicht drängen darf, denn bald werde ich alles haben, was ich will.
    In meinem Kopf wiederhole ich immer wieder: »Ruhig, ruhig, ruhig.«

13
    Es ist Freitagnachmittag, ich sitze in Chemie und versuche, so gut wie möglich aufzupassen und mich an Kimmies Ratschlag zu halten, die ganze rätselhafte Foto-Geschichte als lahmen Loser-Witz abzuhaken, denn damit hat sie wahrscheinlich recht.
    Es ist die erste Labor-Session des Schuljahres, und Ben und ich haben eine Handvoll Reagenzgläser vor uns stehen, zusammen mit einem Messzylinder und ein paar Teelöffeln. Das Ziel ist, eine Reihe von Experimenten durchzuführen, und dann zu besprechen und aufzuzeichnen, welche verschiedenen Reaktionen ablaufen, wenn man bestimmte Chemikalien miteinander mischt.
    Ich gebe mir alle Mühe, mich zu konzentrieren und mir einzureden, dass es momentan nichts Wichtigeres auf der Welt gibt, als Natriumbikarbonat mit destilliertem Wasser zu mischen, auch wenn Ben dabei jede meiner Bewegungen beobachtet und registriert.
    Meine Hände zittern leicht, während ich ein paar Teelöffel von Phenolphthalein hinzufüge, das Mr Sweat-Man zufolge früher in frei verkäuflichen Abführmitteln verwendet
wurde. Ich werfe einen Blick zu Missy und Chrissy Tompkin hinüber, die auch als die Abführzwillinge bekannt sind, und frage mich, ob sie wohl versuchen werden, etwas von dem Zeug abzuzweigen und für später auf die Seite zu schaffen.
    »Hast du Durst?«, frage ich Ben und halte die Mischung wie einen Drink in die Höhe. Durch Hinzufügen des Abführmittels hat das Zeug jetzt Ähnlichkeit mit einem Fruchtpunsch.
    Aber er findet das nicht komisch. »Füge zwei Gramm Kalziumchlorid hinzu«, sagt er und bleibt klinisch-sachlich.
    »Nicht vergessen«, verkündet der Sweat-Man. »Bei diesem Experiment geht es nicht nur um eure visuellen Eindrücke. Wie fühlt sich das Reagenzglas mit jeder hinzugefügten Substanz an? Wird es schwerer im Vergleich zu den anderen Reagenzgläsern? Wird es kalt, oder heizt es sich auf? Verändert sich der Geruch? Könnt ihr etwas hören?«
    Ich schaue Ben an, weil mir klar wird, dass wir die ganze gefühlsmäßige Seite des Experiments vernachlässigt haben.
    »Willst du mal halten?«, frage ich und strecke ihm das Reagenzglas entgegen.
    Ben schaut es an, schüttelt aber den Kopf und fährt fort, mir die Anleitung aus seinem Chemiebuch vorzulesen.
    »Warte«, sage ich. »Wir müssen das aufschreiben - unsere Reaktionen und was wir beobachten.«
    »Kannst du es nicht für uns beide aufschreiben?«
    Ich gebe mir Mühe, mich von seiner schnoddrigen Art
nicht ärgern zu lassen, vor allem weil wir, so wie die Reagenzgläser von allen anderen aussehen, alles richtig gemacht haben. Ich notiere meine Beobachtungen und folge dann den weiteren Anweisungen, die Ben laut vorliest. Ich füge noch eine Reihe von Inhaltsstoffen hinzu und gebe zum Schluss noch Salpetersäure und Bromothymolblau zu der Mischung.
    Das Gemisch in dem Reagenzglas fängt an zu prickeln, wird heiß,

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