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Toedliches Geheimnis

Titel: Toedliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Faria Stolarz
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war. »Es war also ein Unfall.«
    Matt zuckt mit den Schultern. »Ich hab gehört, dass noch viel mehr dahintersteckt.«
    »Was denn?«, frage ich. Mir fällt auf, dass in den Artikeln keinerlei Namen genannt werden. »Und woher willst du überhaupt wissen, dass er es ist?«
    »Wie gesagt, ich hab mich umgehört.«
    »Und?«
    »Und ich weiß nicht.« Er zuckt wieder die Schultern. »Mrs Shelley, die Sekretärin von Direktor Snell, hat eine
Freundin, die in der Stadt lebt, in der es passiert ist. So sind die ganzen Details überhaupt hier bekannt geworden.«
    »Welche Details?«
    »Dass Ben sie gestoßen hat, dass er schon öfter gewalttätig geworden ist und dass es nicht das erste Mal gewesen wäre, dass er Hand an sie gelegt hat.«
    »Dass er Hand an sie gelegt hat?«, wiederhole ich, wobei mir die Worte im Hals stecken bleiben.
    »Ich weiß nicht«, wiederholt Matt. »Das ist genau das, was ich gehört habe.«
    »Und warum ist er nicht im Gefängnis?«
    Er schüttelt den Kopf. »Man hat ihn festgenommen, und es gab eine Verhandlung, aber es gab keine Zeugen, und sie hatten nicht genügend Beweise.«
    »Obwohl er früher schon gewalttätig war?«
    Matt zuckt wieder mit den Schultern. »Ich weiß. Es ergibt keinen Sinn, deswegen sind alle auch so sauer über das Urteil. Sie hielten ihn für schuldig.«
    »Aber der Richter und die Jury nicht?«
    »Das spielte letztlich keine Rolle. Nach dem Prozess wurde Ben so fertiggemacht, dass er schließlich mit der Schule aufhören musste. Keine Ahnung, warum er jetzt hier ist.«
    Ich lasse mich auf meinem Stuhl zurücksinken und spüre, wie sich alles in mir verkrampft.
    »Alles in Ordnung mit dir?« Er streckt die Hand aus und berührt mich am Arm.
    Ich nicke und wende den Blick ab.
    »Halte dich einfach von ihm fern«, fährt Matt mit besorgtem Blick fort.

    »Aber er ist doch mein Laborpartner.«
    »Na und? Kannst du nicht fragen, ob du tauschen kannst?«
    »Keine Sorge«, sage ich und stehe vom Tisch auf. »Ich werde nicht zulassen, dass er Hand an mich legt.« Und sobald mir diese Worte über die Lippen kommen, wird mir die Ironie der ganzen Situation bewusst - denn es ist erst ein paar Tage her, dass Ben mein Handgelenk umklammert und mir damit solches Herzklopfen verursacht hat, dass ich nicht wollte, dass er je wieder loslässt.

18
    Dienstagmorgen vor dem ersten Klingeln: Ich sitze draußen auf einer der Bänke, von denen aus man auf den preisgekrönten Garten unseres Öko-Klubs sieht, und esse die Reste meines Vollkorn-Müsliriegels, den ich auf Drängen meiner Mutter heute Morgen mitgenommen habe.
    Einige Leute gehen an mir vorbei auf ihrem Weg nach drinnen, und obwohl ich eigentlich beschlossen habe, diese ganze Foto-Geschichte zu vergessen, muss ich doch immer darüber nachdenken, wer wohl dieser Scherzbold ist und ob er oder sie jetzt auch irgendwo mit der Kamera in der Hand lauert.
    John Kenneally, Kimmies Schwarm der Woche, winkt mir zu, als er zum Parkplatz hinter der Schule fährt. Genau wie Kimmie selbst, deren 20er-Jahre-Federboa aus Wes’ Autofenster flattert.
    Als ich nur noch zwei Bisse übrig habe, höre ich es - ihn. Bens Motorrad biegt knatternd in den Verkehrskreisel ein. Aber anstatt an mir vorbeizufahren, bleibt er stehen, nimmt den Helm ab und hebt winkend die Hand.
    »Was machst du denn hier?«, fragt er und kommt näher.
    Ich wedele mit meinem Müsliriegel herum. »Ich frühstücke nur ein bisschen, bevor es klingelt. Willst du mal beißen?«
    Er schüttelt den Kopf. »Ich hatte eigentlich gehofft, wir könnten reden.«
    »Klar«, sage ich und denke an all das, was Matt mir gestern Abend erzählt hat, und plötzlich spüre ich ein leichtes Ziehen in der Magengegend.
    Ben setzt sich neben mich auf die Bank.
    »Ist alles okay?«, frage ich und bemühe mich, ganz ruhig zu klingen.
    Er nickt und sieht zum Garten hinüber. »Ich wollte mich nur entschuldigen für das, was da neulich in Chemie passiert ist.«
    »Hast du Ärger gekriegt?«
    Er zuckt die Schultern. »Eine Woche Nachsitzen ab morgen.«
    »Ganz schön streng.«
    »Alles an dieser Schule scheint ganz schön streng zu sein.«
    Ich beiße mir auf die Lippen, seine Wahrnehmung unserer Kleinstadtschule überrascht mich nicht.
    »Ich schätze mal, du hast schon alles Mögliche über mich gehört«, fährt er fort.
    »Dies und das.«
    »Magst du mir Näheres sagen?«
    Ich zucke die Schultern und folge seinem Blick, der noch immer auf den Garten gerichtet ist. »Warum erzählst du es mir

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