Toedliches Geheimnis
sagt, wir sollten jetzt lieber gehen, und packt dann all die leeren Dosen ein.
»Warte! Was war denn eben?«, frage ich.
Ben gibt keine Antwort. Er faltet einfach die Decke zusammen und wirft sie sich über die Schulter. Schnappt sich den Korb und marschiert los ohne jede Erklärung. Ohne sich auch nur zu verabschieden.
21
Statt mich direkt nach Hause zu bringen, fährt Kimmie noch ein bisschen in der Gegend herum - mit Zustimmung ihres Bruders dank einer essbaren Bestechung vom McDonald’s-Drive-in - damit ich ihr ordnungsgemäß Bericht erstatten kann.
»Also, ich kann nicht behaupten, dass ich nicht erleichtert bin«, bemerkt sie zu dem katastrophalen Ende meines Dates. »Ich meine, als ich gesagt habe, du solltest mehr rausgehen, hatte ich nicht erwartet, dass du dir gleich den unheimlichsten Typen von allen aussuchst.«
»Ach ja«, seufze ich.
»Wenigstens ist nichts super Ekliges passiert, als du ihn geküsst hast.« Dann erinnert sie mich daran, wie sie in der achten Klasse Buddy McTeague vollgekotzt hatte, als er sie unbedingt küssen wollte, obwohl sie eine Magen-Darm-Grippe hatte.
»Nein, nichts Ekliges«, versichere ich ihr. »Der Kuss war genial - wenigstens hat er so angefangen.«
»Details, bitte.«
Ich schließe die Augen und spüre noch immer seinen Kuss auf meinen Lippen.
»Gab’s da zuerst ein paar kleine Küsse, die dann zu einem dicken, fetten geführt haben?«, will sie wissen. »Oder hat er gleich von Anfang an seine Zunge reingesteckt? War da überflüssiger Sabber? Irritierende Sauggeräusche? Komischer oder unangenehmer Geruch? Austausch von Essen oder Trinken? Haben sich eure Zungen synchron umeinander geschlängelt, oder sind sie einfach so aufeinandergestoßen?«
»Wow«, sage ich und unterbreche ihre Litanei. »Sagen wir einfach mal, es hat gut angefangen, aber blöd geendet. Ich bin so ein Idiot«, seufze ich.
»Nein, der Idiot bin eigentlich immer ich«, sagt sie und steckt die nächste Scooby-Doo-Kinder-CD in den Player.
Ich werfe einen Blick auf den Rücksitz, wo Nate herumhampelt und ungeduldig auf Scoobys Abenteuer Folge 2 wartet.
Wir fahren noch ein Weilchen herum, bis sie mich um kurz vor sieben endlich zu Hause absetzt und mir verspricht, mich später noch anzurufen.
Ich winke ihr hinterher und gehe die Eingangsstufen hinauf. Hinter mir höre ich etwas - ein raschelndes Geräusch. Ich drehe mich um, aber ich kann in der Dämmerung nicht allzu viel erkennen, und das Geräusch scheint nicht mehr da zu sein. Das Einzige, was ich höre, ist der Lärm aus der zum Probenraum umfunktionierten Garage von Davis Miller weiter unten in der Straße.
Ich drehe mich um und will die Haustür aufschließen,
als ich das Rascheln wieder höre, wie Schritte auf dem Pflaster.
Als würde jemand näher kommen.
»Kimmie?«, rufe ich. Ich versuche, etwas zu erkennen, und überlege, ob ich wohl was im Auto vergessen habe.
Aber keine Antwort, und ich kann ihr Auto nirgendwo entdecken.
Ich angle nach dem Schlüsselbund in meiner Hosentasche und finde schließlich den Haustürschlüssel. Ich will ihn ins Schlüsselloch stecken, aber der Schlüsselbund fällt mir aus der Hand und landet auf der Fußmatte.
Ich hole tief Luft, um ruhig zu bleiben. Ich hocke mich hin, um den Schlüssel aufzuheben, aber meine Hände zittern unkontrollierbar. Ich beschließe zu klingeln, da ich weiß, dass meine Eltern vermutlich zu Hause sind. Aber noch bevor ich die Hand ausstrecken und auf die Klingel drücken kann, berührt mich jemand an der Schulter. Ich fahre zusammen.
»Ben«, sage ich, völlig verblüfft, ihn hier zu sehen.
»Tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe.« Er tritt einen Schritt zurück.
»Was tust du hier? Woher weißt du überhaupt, wo ich wohne?« Ich schaue über seine Schulter, kann aber sein Motorrad nirgendwo entdecken.
»Ich hab deine Adresse im Telefonbuch nachgeschaut. Ich hoffe, das ist okay.«
»Und warum hast du dann nicht angerufen?«
»Ich wollte persönlich mit dir reden«, sagt er und kommt ein wenig näher. »Ich wollte dir sagen, dass mir das mit vorhin leidtut.«
»Mach dir keine Sorgen«, sage ich kurz angebunden und wende mich wieder zur Tür.
»Nein - warte.« Er tritt noch einen Schritt auf mich zu. »Können wir reden?«
Ein Teil von mir will Nein sagen - und dass diese ganze Szenerie wirklich etwas zu abgedreht ist. Ich schaue zu der Lampe über dem Eingang hinauf und wundere mich, dass meine Eltern sie noch nicht angeschaltet haben.
»Bitte«,
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