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Toedliches Konto

Toedliches Konto

Titel: Toedliches Konto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hirsch
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braucht Zeit. Das Beharrungsvermögen vieler Seelen - sprich Menschen - an ihrer Protesthaltung als gefallene Engel scheint so gewaltig zu sein, dass die Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse die Erde noch Tausende, Zigtausende oder Hundettausende von Jahren negativ beeinflussen wird.”
    “Mit anderen Worten, so ein bisschen Mord ist ganz normal unter den Menschen?”
    “Glücklicherweise leben wir nicht in Mexiko City oder Rio de Janeiro, wo die Morde wirklich an der Tagesordnung sind. Aber die Gewaltbereitschaft ist in den Menschen latent vorhanden und wird nur durch gewisse gesellschaftliche Verhaltensnormen und aus Angst vor Strafe gebremst.”
    “Dann würden Sie auch unter Ihren Petersburgern das Potenzial für einen Mord sehen?”
    “Ja - durchaus ja. Aber ich kann das so spontan jetzt keiner Person zuordnen. Ich muss darüber nachdenken und Gespräche führen.”
    “Sie werden das aber ganz diskret tun und mich auf keinen Fall erwähnen?”
    “Da können Sie sicher sein, ich möchte nur ein paar Äußerungen heraus kitzeln, die vielleicht nicht ins Bild passen und eine Spur aufscheinen lassen.”
    “Dann sollte ich Ihnen noch etwas anvertrauen, was ich nicht erwähnt hatte. Aber ich spüre auf einmal so deutlich, dass Sie am ehesten den Panzer des Vertuschens brechen können.”
    Und Vera berichtete, dass es Günther Bartol war, der ihren Mann zum Einblick in das Konto gedrängt hatte, und dass es eine Kopie mit den Kontodaten gab, die Günther unbedingt haben wollte. Die Kopie liege der Kripo vor, sagte Vera. Und sie erzählte auch von Walters Aufzeichnungen, die ebenfalls bei der Polizei liege und in denen die Rolle von Günther genau beschrieben sei.
    “Ich bin froh, dass Sie mir das jetzt noch gesagt haben. Damit kann ich viel gezielter vorgehen. Und ich bin froh, dass das Eis zwischen uns doch noch geschmolzen ist, und ich verspreche Ihnen, dass ich Sie offen und ehrlich über alles informieren werde.”
    Und nach einem Augenblick, in dem er Vera sehr intensiv ansah, fügte er noch hinzu: “Sie sind eine ganz besondere Frau: einfühlsam, intelligent - und sehr attraktiv.”

10

    Lena hatte zusammen mit Torsten, dem Computerfreak in der Mordkommission, die Kontodaten durchgesehen. Die immer wiederkehrenden Empfänger mussten noch in ihrer Beziehung zu Aumüller untersucht werden. Dasselbe galt für den schon von Walter Bock in seinem Tagebuch erwähnten Russen in Berlin sowie den Empfänger auf Zypern. Ebenso die Schlussüberweisung bei Auflösung des Kontos: Rund zwei Millionen Euro auf ein Konto in Miami.
    Mit dem Zwischenergebnis ging Lena zu Kurt, der seinen Gedanken nachzugehen schien oder einfach nur träumte.
    “Nun, was ist mit dir?”, fragte Lena.
    “Ich gehe nach wie vor von einem Mord aus Eifersucht aus”, antwortete Kurt.
    “Wenn man sieht, was auf dem Aumüller-Konto für Beträge geflossen sind, dann liegt es aber auch nahe, dass Aumüller diese Daten geheim halten wollte. Über zwei Millionen sind da geflossen, wahrscheinlich auch im Kreise der Petersburger. Das müssen wir noch untersuchen und müssen uns deshalb dringend eine Liste der Mitglieder dieses Kreises besorgen.”
    “Bartol selber hat ja in dieses Wespennest gestochen, aber meiner Meinung nach ging es da wohl eher um Betrug, vielleicht Erpressung. Aber der Mord an Bock war Eifersucht.”
    “Dazu passt nur nicht, dass wir in seiner Wohnung die Kontokopie nicht gefunden hatten, die er ja bei seiner Frau vorher abgeholt hatte. Jemand hat ihn ermordet, um diese Kopie an sich zu nehmen.”
    “Dass er sie bei seiner Frau geholt hat, sagt nur sie. Denkbar wäre auch, dass sie zu ihm gefahren ist, um ihm angeblich die Kopie zu bringen, und in Wirklichkeit hat sie ihn umgebracht. Diese Version gefällt mir am besten.”
    “Kein Zweifel, soweit wäre alles stimmig. Mal von der Kleinigkeit abgesehen, dass wir null Beweise für diese Theorie haben. Aber wie geht es dann weiter? Sie müsste die Adresse von Ina gehabt haben, zu ihr gefahren sein, über eine Waffe verfügen – na ja.”
    “Für mich ist das trotzdem eine heiße Theorie. Aber entwickeln wir ruhig ein anderes Szenario. Der Grund für den Mord war die Kopie. Jemand wusste, dass er sie geholt hat. Er oder sie besucht ihn, betäubt ihn, spritzt ihn tot, weil er ja sonst ein Zeuge wäre, und haut mit der Kopie ab. Warum wird dann Ina ermordet?”
    Es entstand eine Denkpause, die schon ein Ausdruck von Resignation war. Dann raffte sich aber Lena doch noch

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