Toedliches Konto
getrennt ist und die - ähm...”
“Das ist mir schon klar, Herr Pfarrer...”
“Und was sollen, bitte sehr, die Petersburger mit dem Mord an Ihrem Mann zu tun haben - oder gar ich?”
“Sie müssen jetzt gar nicht gereizt reagieren, aber ich bin mir sicher, dass der Grund für die Ermordung meines Mannes in Ihrem Kreis zu suchen ist. Und Sie kennen einen Teil der Geschichte, nur können Sie anscheinend den Namen nicht zuordnen. Mein Mann Walter Bock war der Bankbeamte, der in das alte Bankkonto von Alfred Aumüller Einblick genommen hatte. Sie wissen ja davon.”
Die normale Gesichtsfarbe, die der Pfarrer inzwischen wieder bekommen hatte, wechselte erneut auf rot. “Wieso glauben Sie, dass ich davon weiß?”
“Weil noch am selben Abend Herr Aumüller in Ihrer Telefonrunde davon erzählt hat, und da waren Sie auch mit dabei.”
Letzteres wusste zwar Vera nicht, aber sie wollte den Pfarrer nun etwas einschüchtern, damit er nicht weiter mauert. Aber Pfarrer Hackelberger fühlte sich eher ermuntert, ebenfalls Selbstbewusstsein an den Tag zu legen.
“Sie haben da ja erstaunliche Informationen. Wir sind nämlich ein sehr vertrauter und sehr vertraulicher Kreis. Was wir zusammen reden, dringt nicht nach außen. Wenn Sie nun etwas von unseren Gesprächen wissen, dann sollten Sie mir sagen, von wem Sie das haben. Das würde vielleicht einen Anhaltspunkt ergeben. Aber unabhängig davon kann ich beim besten Willen nicht erkennen, warum jemand aus unserem Kreis ein Interesse am Tod Ihres Mannes gehabt haben sollte.”
Vera merkte, dass sie es auf keinen Fall zu einer Konfrontation kommen lassen durfte. Dafür war sie durch ihren Beruf zu sehr mit den merkwürdigen Gegebenheiten des menschlichen Kommunikationsverhaltens vertraut. Sie musste den Pfarrer auf ihre Seite ziehen, ihn als Vertrauten gewinnen, wenn sie etwas erfahren wollte.
“Herr Pfarrer, ich kann eben in diese schlimme Geschichte keinen Sinn und keine Ordnung hinein bringen, und deshalb bitte ich Sie um Hilfe. Mein Mann hatte zuletzt sogar einen Drohbrief wegen seiner Kenntnis der besagten Kontodaten erhalten. Vielleicht denke ich zu naiv, aber weil es sich um das Konto von Ihrem Petersburger Freund Aumüller gehandelt hatte, dachte ich, dass es eine Verbindung geben könnte. Ich kann mir nur nicht vorstellen welche. Ein Grund für einen Mord - unvorstellbar.”
Pfarrer Hackelberger blieb eine Weile ruhig. Ob er nachdachte, sah man ihm nicht an. “Also Frau Bock, von wem haben Sie die Informationen über unseren Kreis? Ich will Ihnen ja helfen. Aber wenn hier jemand geredet und unsere Vertraulichkeit gebrochen hat, dann hat dieser keinen Schutz verdient.”
Nun war es an Vera, erst einmal nachzudenken. Aber wenn sie jetzt die Quelle ihres Wissens nicht preisgab, dann würde sie keine Unterstützung erwarten können. Sie musste ja nicht alles preisgeben.
“Mein Mann war ein guter Freund von Günther Bartol, ich denke, er war sein bester Freund. Günther hat - so viel ich weiß - nie etwas über Gespräche in Ihrem Kreis erzählt. Mein Mann kannte wohl auch nur die Namen Alfred Aumüller und Ihren. Aber als er wegen des Kontos Ärger bekam, sprach er mit Günther darüber und erzählte ihm auch, dass er nur wegen einer einzigen möglichen Überweisung sich ein persönliches Bild machen wollte. Er hatte nie vor, irgendwelche Daten weiter zu geben. Aber anscheinend hatte genau das jemand gefürchtet und hat ihn bedroht. Ich verstehe das nicht.”
Der Pfarrer war aufgestanden und zum Fenster gegangen. “Möchten Sie ein Mineralwasser? Oder zum Beispiel einen Ramazotti, den ich jetzt gerne trinken würde?” Der Pfarrer hatte einige spezielle Vorlieben in seinem Leben. Ramazotti stand ziemlich weit oben.
Nachdem er einen für sich und ein Wasser für Vera gebracht hatte, sagte er: “Im Moment kann ich nichts dazu sagen. Aber ich verspreche Ihnen, dass ich mit größter Umsicht mit meinen Freunden reden werde, und dabei werde ich feststellen, wer lügt und etwas verbergen will.”
“Sie kennen sich doch alle schon so lange und so gut. Können Sie sich denn vorstellen, dass die Bosheit von jemandem, der zu einem Mord fähig ist, nie sichtbar wurde?”
“Wenn man den Ursprung der Menschheit verstanden hat, wundert einen nichts mehr. Wir Menschen sind alle zutiefst vom Egoismus beseelt und sind zu allem fähig.”
“Das sagen Sie als Pfarrer? Aber Ihr Glaube lehrt uns doch, dass wir Kinder Gottes sind. Warum bewahrt Gott seine Kinder nicht vor
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