Toedliches Konto
natürlichen Giftstoffen.”
“Das ist dann der so genannte Bio-Mord.”
Lena, die gerade zum Glas greifen wollte, musste so lachen, dass sie es fast umgeworfen hätte.
Kurt hatte an seinem spontanen Gedanken Gefallen gefunden und setzte gleich nach: “Sicher wird es dann auch eine grüne Richterin geben, die dafür mildernde Umstände berücksichtigt. Der umweltfreundliche Mord, 100 Prozent biologisch.”
“Nun wirst du aber geschmacklos. Vielleicht können wir ja das Thema Mord für diesen Abend mal ausklammern?”
Das Essen war jedenfalls sehr gut.
Als Nachtisch nahmen sie Obstsalat, sie mit Eiskugel, er ohne. Umgekehrt wäre es hinsichtlich der Figur besser gewesen.
“Das ist das Gute am Essen hier, es liegt einem nicht so schwer im Bauch. Gerade weil man sich danach ja nicht mehr viel bewegt.”
“Du bewegst dich auch vorher nicht so viel.” Kurt war schon wieder dabei, Fettnäpfchen anzusteuern, und weil er gerade dabei war, platschte er auch gleich ins nächste noch voll hinein.
“Apropos bewegen nach dem Essen - was hältst du von Bio-Sex?”
Lena schaute ihn leicht verwundert an und sagte erst einmal gar nichts. Kurt merkte gleich, wie unpassend das wieder war, aber jetzt war es draußen.
Dann aber sagte Lena ganz ernst: “Vielleicht meinst du ja vegetarischen Sex, das finde ich gar nicht so schlecht.”
Jetzt schaut Kurt entgeistert: “Fleischlos? Wie soll das denn gehen? Hat dir das ...”, er wollte gerade Gero sagen, besann sich aber noch rechtzeitig, “... jemand beigebracht?”
“Das ist nur eine Metapher, falls du weißt, was ich damit meine.” Kurt wusste es nicht, sie auch nicht so genau. Aber sie fuhr gleich fort: “Ich meine mehr gefühlsbetont, kuscheln, die Wärme des anderen spüren, zusammen träumen...”
“Hast du das mit Gero so gemacht?” Jetzt war es doch aus Kurt heraus geplatzt.
Erstaunlicherweise reagierte Lena nicht beleidigt. “Gero ist ein Rammler. Ich unterhalte mich gern mit ihm, aber nur, weil er die Schranke akzeptiert, die ich ihm gesetzt habe. Ich bin ja nicht gegen Sex, aber er muss sich langsam ergeben. Nicht wie bei unserem Schießtraining - an den Stand gehen, Waffe rausholen und losballern.”
Kurt grinste wie ein Honigkuchenpferd, was im gedämpften Licht des Lokals etwas abgemildert wurde. Noch nie hatte er eine so gute Gebrauchsanweisung für die Fortsetzung des Abends bekommen. Er hoffte, dass die gute Stimmung erhalten blieb und Lena ihn nicht nervte.
Sie nervte ihn nicht - ganz im Gegenteil.
15
Am nächsten Morgen kam Kurt gerade vor der ‘Morgenandacht’ ins Büro, und die gute Laune, die er verstrahlte, war für die anderen irritierend. Nicht jedoch für Lena.
Als die Berichte in der Besprechung anfingen, fiel Kurt ein, dass sie am Abend gar keine Nachricht über den Vergleich der Fingerabdrücke in Inas Wohnung mit denen von Günther Bartol bekommen hatten. Was sich schnell aufklärte, weil der Kollege im Labor tags zuvor wegen einer akuten Erkrankung seiner Tochter schon am frühen Nachmittag nach Hause musste. Aber Kurt hatte sich ohnehin nichts von dieser Spur versprochen, da ihm das Szenario mit Günther Bartol als nicht schlüssig erschien. Die spätere Auswertung brachte tatsächlich keine Übereinstimmung zutage.
Lena ging anschließend mit Torsten die Namen in den Kontodaten durch und verglich sie mit der Liste der Petersburger. Was sie fanden, gab sie gleich danach an Kurt weiter.
“Also, die größten Beträge waren von einem Russen - jedenfalls klingt der Name russisch - mit Berliner Konto gekommen, im Laufe der Jahre über zwei Millionen. Über diesen Mikhail Simowitsch fand Torsten nur heraus, dass er eine Firma in St. Petersburg hat und mit Automatisierungssystemen für Industrie und Raketentechnik handelt. Er könnte also durchaus Lieferungen von Aumüller bekommen, der ja auch Automatisierungstechnik herstellt. Da die Bezahlung - ganz oder teilweise - über das Schwarzgeldkonto lief, muss man wohl annehmen, dass die Exporte nicht legal ausgeführt wurden. Dafür spricht auch die Bezahlung von einem Berliner Konto, so dass sie nicht als Auslandsüberweisung auffallen konnte.”
“Das ist dann aber Sache für das Betrugsdezernat, soweit das noch nicht verjährt ist.”
“Einverstanden. Andere Zahlungen erhielt Aumüller immer wieder von einem in Hamburg wohnenden Petersburger, der ein Logistik-Unternehmen hat. Container, Transporte und so. Auch zusammen ein paar Hunderttausend Euro. Für was auch
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