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Toedliches Konto

Toedliches Konto

Titel: Toedliches Konto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hirsch
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immer.
    Aber Aumüller hat auch gezahlt. Insgesamt über 200.000 an ein Consulting-Unternehmen auf Zypern. Und weißt du, wem das gehört?”
    “Wie sollte ich.”
    “Günther Bartol.”
    “Also ich glaube, da haben unsere Kollegen vom Betrug noch ganz schön viel Arbeit.”
    “Ach ja, und etliche Tausender gingen an den Pfarrer. Nun ja, Peanuts. Aber die Schlussüberweisung bei Kontoauflösung erhielt ein Petersburger, der als Immobilienmakler in Miami sitzt. Gut zwei Millionen.”
    “Hm”, Kurt schaute nachdenklich, “bringt uns das jetzt weiter?”
    “Das nicht, aber vielleicht etwas anderes, das Miriam herausgefunden hat. Bartol ist vorbestraft. Gewaltanwendung mal gegen einen Stricher und mal gegen eine Prostituierte.”
    “Oho! Der Junge fährt zweigleisig. Was wissen wir über die Tatumstände?”
    “In beiden Fällen hatte er seine Dienstleister bei sich zu Hause getroffen.”
    “Ganz schön leichtsinnig.”
    “Und jedes Mal ging es am Ende um die Bezahlung. Er hatte wohl sehr perverse Wünsche gehabt, die im Grundpreis nicht enthalten waren. Aber der Geizhals wollte auch nicht mehr zahlen. Die Nutte hat er richtig verprügelt und aus dem Haus gejagt, den Stricher hat er mit einer Pistole bedroht, ihm aber immerhin das Standardprogramm bezahlt.”
    “Das zeigt uns zweierlei, bringt uns aber trotzdem nicht viel weiter. Erstens, Bartol ist unbeherrscht und in diesem Moment dumm, denn wenn er jemandem Gewalt antut, muss er doch damit rechnen, dass er angezeigt wird.”
    “Das sehe ich nicht so. Diese Dienstleister arbeiten doch meistens illegal und haben Angst vor dem Kontakt mit der Polizei. Darauf hat Bartol wahrscheinlich vertraut, und wer weiß, wie oft das schon gut gegangen ist.”
    “Und zweitens lernen wir daraus, dass er eine Pistole hat. Wir müssen sie überprüfen.”
    “Ich wette, dass er sie schon vor Jahren weggeworfen hat.”
    “Wird er sagen, aber wir müssen das probieren. Wir besuchen ihn bei nächster Gelegenheit noch mal.”

    Vera hatte an diesem Morgen ein ähnliches Programm mit Stöbern in der Vergangenheit, allerdings mit Pfarrer Max Hackelberg, den sie um neun Uhr besuchte. Der Pfarrer strahlte, als er sie sah, und bat sie dieses Mal nicht in die ungemütliche Bibliothek, sondern in sein Wohnzimmer. Zur Überraschung von Vera war es sehr gemütlich und geschmackvoll ausgestattet. Die nicht ganz billige Einrichtung hatte seiner Zeit Alfred Aumüller bezahlt. Es war noch zu den besseren Zeiten.
    Vera hatte eine schwarze Hose und einen grauen Blazer angezogen mit einer weißen Bluse, von der sie aber lediglich zwei Knöpfe offen gelassen hatte. Doch das reichte für überschwängliche Komplimente des Pfarrers.
    “Frau Bock, Sie sehen heute wieder ganz bezaubernd aus. So eine perfekte Mischung aus Eleganz und Natürlichkeit, ich bewundere Sie. Sie sind eine hinreißende Frau.”
    Der Pfarrer war zunehmend ins Stammeln gekommen und rot geworden, was Vera putzig, aber auch sympathisch fand. Sie konnte eben gut in Menschen hinein sehen und amüsierte sich. Und vor allem konnte sie die unverhohlene Zuneigung des Pfarrers jetzt gut ausnutzen.
    “Herr Pfarrer, ich weiß ja, wie schwer es für Sie ist, über Ihre Freunde des Petersburger Kreises zu sprechen. Aber ich bin sicher, dass wir hier einen Hinweis finden können, weshalb mein Mann ermordet wurde.”
    “Sie haben Ihren Mann bis zuletzt noch geliebt?”
    “Nun, wir waren immerhin 14 Jahre zusammen, aber vor fünf Jahren hat mich mein Mann verlassen. Es war nie die ganz große Liebe, in der die Menschen vergessen, wer sie sind. Die hatte mein Mann immer nur für andere Frauen empfunden. Aber wir konnten immer über alles miteinander sprechen, was uns bedrückt, was uns erfreut, wir konnten uns in dieser Zeit vertrauen. Ich konnte auch gut das Innere meines Mannes lesen, er hätte nicht Wesentliches vor mit geheim halten können.”
    “Und nachdem er sich getrennt hatte...”
    “... blieben wir in Kontakt. Er hatte einiges mir anvertraut, was er seiner neuen Lebensgefährtin nicht sagte. Die innere Bindung zwischen uns blieb intakt, aber sie wurde natürlich nur noch sporadisch aktiviert.”
    “Ihr Mann hatte Ihnen auch die Sache mit Alfred Aumüllers Konto anvertraut?”
    “Deshalb wollte ich Sie ja um Hilfe bitten. Ich habe noch eine Kopie, die ich mir gerne mit Ihnen zusammen ansehen möchte.”
    Als Vera ihr Notebook hervorholte und die Datei öffnete, nutzte der Pfarrer die Gelegenheit, um auf Tuchfühlung an

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