Toedliches Konto
feuerrot im Gesicht geworden, was ihn für Vera recht sympathisch erscheinen ließ. “Aber wieso zahlt Aumüller 10.000 Euro an diese Dame, wenn sie mit Bartol zusammen war?”
Darauf wusste auch der Pfarrer keine Antwort.
“Und zu allem Überfluss wurde sie einen Monat später, als sie wieder in Kroatien war, auch noch ermordet.”
Nun wurde der Pfarrer mit einem Mal bleich. “Sind Sie da sicher?”
“Ich habe einen Bekannten von der Zeitung, der das recherchiert hat. Wahrscheinlich bohrt er da noch weiter, ob darüber hinaus Hintergründe bekannt sind. Warum, haben Sie einen Verdacht?”
“Das nicht gerade. Aber wir haben ja auch jetzt in Verbindung mit Ihrem Mann wieder eine ermordete Kroatin. Es ist nur so ein spontaner Gedanke.”
Sie gingen noch die übrigen Überweisungen auf dem Konto durch, ohne dabei neue Aufschlüsse zu finden. Dass die gesamte Summe bei Kontoauflösung an Alex in Miami überwiesen wurde, war für den Mord an Walter sicher nicht relevant. Der Pfarrer hatte den nahe liegenden Verdacht, dass Aumüllers Schwarzgeld in eine - vielleicht sogar lukrative - Immobilienanlage umgewandelt wurde.
Der Pfarrer und Vera plauderten noch etwas, bis sich schließlich der Pfarrer ein Herz fasste und Vera unmissverständlich anmachte: “Es ist so unwahrscheinlich anregend, mit Ihnen zu reden. Sie sind so einfühlsam, so verständnisvoll - diese Mischung aus Klugheit und menschlicher Wärme habe ich noch nie gefunden. Ich könnte stundenlang mit Ihnen reden.”
Vera verbat sich selbst ein freundliches Lächeln und erwiderte ernst: “Ich habe den Eindruck, es geht Ihnen nicht nur ums Reden, sondern auch um etwas, das einen halben Meter tiefer liegt als der Mund.”
Wenigstens der Pfarrer lächelte freundlich, wurde aber auch wieder puterrot. “Ich müsste lügen, wenn ich das bestreiten wollte.”
“Bei Ihrer Berufswahl als Pfarrer waren Sie wohl etwas leichtfertig. Die sexuelle Neigung sollte doch bis zur Priesterweihe keine beherrschende Rolle mehr spielen. Und Sie haben diese Neigung gleich doppelt kultiviert.”
“Oh, ich finde, ein Pfarrer sollte nicht außerhalb des Lebens stehen, sonst versteht er die vielfältigen Lebenssituationen seiner Gläubigen zu wenig. Und Sex spielt eine große Rolle bei den Menschen. Ein Pfarrer, der das nicht kennt, wäre ein schlechter Ratgeber für seine Gemeindemitglieder.”
“Das sieht Ihre Kirche aber anders.”
“Leider.”
“Ein Pfarrer, der bei jedem knackigen Messdiener oder jedem Teenager im Minirock seine sexuellen Wallungen bekommt, ist aber auch nicht der geeignete Seelsorger. Sie hatten mir den schönen Vortrag über den Egoismus der Menschen gehalten, den sie als gefallene Engel von Natur aus haben. Wenn nun der Pfarrer zu sehr von seinem Ego bestimmt wird, fördert er doch weder seine eigene Seelenentwicklung noch kann er anderen Menschen wirklich gut helfen.”
“Es ist erschreckend, wie messerscharf Sie alle Dinge analysieren. Ja, ich bin wahrscheinlich wirklich kein guter Pfarrer. Aber ich bin, wie ich bin, und deshalb verspüre ich diesen starken Wunsch, Ihnen näher zu kommen. Können wir Du zueinander sagen?”
“Wenn wir uns das nächste Mal treffen - einverstanden. Aber heute sollten wir noch so auseinander gehen.”
“Ich hoffe, wir sehen uns bald das nächste Mal.”
16
Während sich Lena und Kurt mit den Vorstrafen von Günther Bartol befassten, rief Pfarrer Hackelberg diesen an. Das war weder besonders klug, noch war es Vera gegenüber fair, aber jeder Mensch hat halt seine Grenzen.
“Günther, ich muss dich mal was fragen, was schon viele Jahre zurück liegt. Du erinnerst dich doch noch an Kati Brandić.”
“Was soll das denn jetzt? Was weißt du denn überhaupt über sie?”
“Dass sie seiner Zeit mit dir zusammen war.”
“Zum Teufel noch mal, was willst du mit dieser alten Geschichte? Das geht dich einen Scheißdreck an.”
“Nun wollen wir nicht gleich nach dem Teufel rufen, denn der war damals vielleicht mit im Spiel, als diese Kati bei dir war. Wie hast du sie überhaupt kennen gelernt?”
“Verdammt noch mal, Max, sag mir, um was es geht, oder ich beende unser Gespräch.”
“Du sollst nicht fluchen. Das zum ersten. Und zum zweiten: Wusstest du, dass Alfred diese Dame honoriert hat.”
Nun war einige Sekunden Funkstille. “Woher hast du das?”
“Meine Beziehungen.”
“Der Heilige Geist wird es dir nicht eingeflüstert haben, der hat wahrscheinlich noch nie den Weg zu dir
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