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Toedliches Konto

Toedliches Konto

Titel: Toedliches Konto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hirsch
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hin oder her, ich muss auch sehen, wo ich bleibe.

    Kurt dachte nicht lange nach, nachdem er das gelesen hatte. “Das verkompliziert leider alles. Und was wirklich noch passiert ist, steht nicht mehr in Bocks Aufzeichnungen. Denn er hat anscheinend seine eigenen Überlegungen frisiert, damit wir seinem Erpressungsversuch nicht auf die Schliche kommen, falls wirklich der Text an uns abgeschickt wird. Der Mensch war einfach zu blöd. Erst bringt er sich in Gefahr, dann will er für uns eine Aufzeichnung hinterlassen, falls ihm etwas passiert, und das, was ihn in Gefahr bringt - nämlich sein eigener Drohbrief - das verheimlicht er.”
    “Du meinst, auf diesen Drohbrief sei eine Reaktion gekommen, und die Lage hat sich zugespitzt.”
    “Es sind mehrere Varianten denkbar. Möglicherweise hatte ja Aumüller gewusst - oder zumindest geahnt -, dass Bartol die Nachfrage eingefädelt hatte. Also schreibt Aumüller ihm jetzt auch einen Drohbrief, um ihn einzuschüchtern und es nicht zu einem Erpressungswettlauf kommen zu lassen.”
    “Aber Aumüller hatte doch Bartol angerufen, als er den Drohbrief bekommen hatte. Warum sollte er ihm dann auch noch einen Drohbrief schreiben?”
    “Ablenkungsmanöver. Der Typ ist nicht blöd, und er konnte nur gewinnen, wenn die anderen verwirrt und nervös werden. Jedenfalls ruft dann Bartol bei Bock an und erzählt die Sache mit den zwei Drohbriefen. Er nutzt die Situation aus und drängt Bock erneut, die Kopie ihm zu geben. Es ist klar, dass Bock ab jetzt nicht mehr alles in sein Tagebuch geschrieben hat und somit einiges im Dunkeln bleibt.”
    “Aber Bock war davon ausgegangen, dass Aumüller seine Identität nicht von seiner Bank erfahren hatte. Er hielt sich für den anonymen Erpresser. Deshalb muss ihn schon der Schlag gerührt haben, als er dann in dem Drohbrief an ihn sogar mit dem Tode bedroht wird. Diese Passage in seinem Tagebuch erscheint glaubhaft.”
    “Denkbar wäre es trotzdem, dass es vorher sogar noch einen Erpressungsversuch von Bock gegenüber Bartol gegeben hatte, was ein handfestes Tatmotiv für Bartol gewesen wäre.”
    “Oder dass es zu einem Kontakt zwischen Aumüller und Bock gekommen ist und die sich in die Haare bekommen haben.”
    Kurt starrte eine Zeitlang aus dem Fenster und schüttelte den Kopf. “Ich bleibe dabei, das passt nach wie vor alles nicht zusammen. Wir sehen jetzt zwei Hauptverdächtigte in Bartol und Aumüller. Zugegeben: Beide können gute Gründe gehabt haben, um Bock aus der Welt zu schaffen. Entweder, um die Kopie zu bekommen, oder um zu verhindern, dass Bartol die Kopie bekommt. Aber keiner von beiden wäre in der Lage gewesen, Bock die tödliche Dosis Insulin zu spritzen.”
    “Warum eigentlich nicht? Bock und Bartol waren gute Freunde. Seit sehr vielen Jahren. Da könnte doch durchaus Bock seinem Freund mal gezeigt haben, wie das mit dem Insulin funktioniert.”
    “Hm. Schon denkbar. Bei Aumüller weniger oder gar nicht.”
    Kurt und Lena stellten fest, dass sie jetzt beide keine Lust mehr hatten, sich mit dem Fall zu beschäftigen. Aber sie wollten am nächsten Tag Bartol und Aumüller noch einmal besuchen. Beide hatten zweifellos im Hinblick auf die Drohbriefe gelogen beziehungsweise nicht alles dazu gesagt. Sie würden wahrscheinlich auch am nächsten Tag nicht alles sagen. Aber es war an der Zeit, den Druck auf beide zu erhöhen. Und Bartol musste nach der Pistole gefragt werden, mit der er seiner Zeit den Stricher bedroht hatte. Auch das würde mit Sicherheit ein Schuss in den Ofen werden.
    Kurt fragte Lena, ob sie den Abend zusammen verbringen wollten. Aber auch das war ein Schuss in den Ofen. Lena wollte noch zu der Verabschiedung des langjährigen Kollegen Fischer gehen, den Kurt aber nie leiden konnte. Lena jedoch liebte solche Partys, die es ohnehin selten genug im Morddezernat gab.
    Fritz Fischer war mit 60 dazu gedrängt worden, in den vorzeitigen Ruhestand zu gehen. Lieber wäre er noch geblieben, da ihm zu einem Tagesablauf außerhalb des Dezernats nicht viel einfiel. Vor allem fürchtete er, dass ihn seine Frau zu sehr mit Hausarbeiten eindecken würde. Und er hasste Dinge wie Staubsaugen oder Einkaufen gehen. Er würde sich daran gewöhnen müssen.
    Im Morddezernat war er weder durch Fleiß noch durch Scharfsinn aufgefallen, weshalb er schon vor Jahren ins Betrugsdezernat versetzt worden war. Dort gab es auch einfachere Aufgaben, die man ihm übertragen konnte. Die eher untergeordnete Einstufung in der dienstlichen

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