Toedliches Konto
du. Wieder einen Dalmatic Cocktail?”
“Lieber wieder ein Bier.”
An der Bar saßen noch zwei Typen mit Goldkettchen, die sich zwischen den herausquellenden Brusthaaren einen Weg zu bahnen versuchten. Diverse Bestandteile des Gesichts zierten Piercing-Ringe und Stecker, und die Haare waren mit reichlich Gel verwöhnt worden.
Nina brachte mit dem Bier für Jim gleich auch einen Cocktail für sich. Für diesen Beruf muss man eine Begabung haben. Nina hatte sie. Sie trank vom Cocktail nur zwei Schluck am Tisch von Jim und verschwand dann mit ihrem Drink hinter dem Tresen.
Als Ina erschien, wurde es Jim leicht mulmig. Ina hatte eine professionelle Schönheit, aber ihr Gesicht war eiskalt, als sie in die Bar kam. Sie blickte sich kurz um, sah Jim mit seinem Bier, und fand es nicht nötig, ihren Blick auch nur einen Schimmer freundlicher werden zu lassen.
Das änderte sich, als Nina zu ihr ging und ihr sagte, dass Jim auf sie gewartet hatte. Sie schaltete auf ein professionelles Lächeln um und ging zu Jim.
“Ich hörte, du hast auf mich gewartet. Kennen wir uns?”
Jim sagte ihr, dass er als Journalist arbeitete, und Inas Lächeln wurde zwei Gänge zurück geschaltet.
“Ich gebe über mich und die Bar keine Auskunft.” Sie drehte sich um.
“Nein, bleib da, ich wollte mit dir reden ... dich etwas fragen.” Mist, Jim merkte nun, dass er ohne Konzept ins Stottern kam. Er musste es irgendwie anders versuchen.
“Du bist eine interessante Frau, du faszinierst mich. Mich interessieren Menschen und ihr Leben. Ich bin nämlich auch Schriftsteller. Ziemlich erfolgreich.” Das war auch nicht gut. Und stimmte natürlich nicht, aber das wäre egal.
“Dann bestell noch was zu trinken. Aber etwas Gescheites.”
Sie winkte Nina herbei, und Jim bestellte zwei Dalmatic Cocktails. Als sie kamen, wurde gleich kassiert. Mit den ersten Getränken zusammen 50 Euro. Jim gab Nina 55 Euro. Das musste sein. Ina schaute auch schon wieder freundlicher.
Jim fragte zunächst nach der Bar, ob sie auch im Winter geöffnet hat. Hat sie. Ob im Sommer viele Touristen kommen. Kommen sie, viele aus dem Hafen. Wie lange Ina schon den Job in der Bar macht. Hier seit fünf Jahren. Ob sie gut mit ihrem Chef auskommt. Sie ist die Chefin.
“Ich dachte”, sagte Jim, “die Bar gehört Mikhail Simowitsch.”
In Inas Gesichtsausdruck wurde der Rückwärtsgang eingelegt.
“Was willst du hier? Hau ab!”
“Entschuldigung, ich habe das im Internet gelesen, als ich nach der Bar gesucht habe.”
“Im Internet steht nichts von Mikhail. Hau ab!”
Jim merkte, dass er es versemmelt hatte, aber die eine Frage musste er noch stellen: “Ich habe auch gelesen, dass in Deutschland eine Tote gefunden wurde, die einen Pass mit deinem Namen und deinen Daten hatte.”
Er kam nicht weiter, denn der teure Cocktail landete in seinem Gesicht. “Du verschwindest hier auf der Stelle.” Ina hatte das geschrieen und Jim das leere Glas noch an den Kopf geworfen. Nina hatte das wohl schon vorher geahnt, denn sie wischte nahe der Tür einen Tisch. Als Jim vorbeikam, sagte sie unauffällig: “Pass auf, du bist in Gefahr.”
23
Kurt musste vom Flughafen Split mit Taxi und Zug nach Sibenik fahren. Die Abholung vom Flughafen war ihm von seinem Kollegen Trebić nicht angeboten worden. Wahrscheinlich war das der kroatischen Polizei zu teuer. Zumal ihr ein Mord in Deutschland ziemlich egal sein konnte. Immerhin war der kroatische Kollege bereit, Kurt vom Bahnhof in Sibenik abzuholen und ins Hotel zu fahren. Natürlich konnte er erwarten, dass er dort von Kurt noch zu ein paar Drinks eingeladen würde. Und hoffentlich zu einem Abendessen. Darauf würde er schon geschickt hinarbeiten.
Sie waren noch auf der Fahrt zum Hotel, als ein Anruf für Trebić kam. Kurt verstand natürlich kein Wort, aber er bemerkte die zunehmende Aufregung seines Kollegen und mehrere Blicke zu ihm.
“Kollega, kennst du einen Jim Lauffer von Eurer Zeitung Morgenpost?”
“Ja, hat öfters mit uns zu tun. Warum?”
“ Er ist hier böse zusammengeschlagen worden.”
“Was heißt hier?”
“Hier.”
“In Sibenik? Jetzt?”
“Wurde vor einer halben Stunde blutend mit schweren Kopfverletzungen auf der Straße gefunden. Jedenfalls hatte er Papiere von Jim Lauffer in der Tasche. Aber du weißt ja, manchmal gehören die Papiere zu jemand anderem.”
Trebić lachte laut und fuhr lachend fort: “Was macht ihr nur für Geschäfte mit Zeitungsleuten?”
“Nichts Geschäfte. Aber
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