Toedliches Konto
durchgefragt hatten, trafen sie dort den diensthabenden Arzt, Dr. Müller. Er war Deutscher, der eine Kroatin geheiratet hatte, wie er erläuterte. Kurt dagegen erläuterte nicht, wieso gerade ein deutscher Kommissar aus der gleichen Stadt zur gleichen Zeit in Sibenik war, wie das zusammengeschlagene Opfer. Jim Lauffer hätte eine schwere Gehirnerschütterung und ein großes Blutgerinnsel, sagte der Arzt, und könnte auch noch zwei Tage lang im Koma liegen. Er sei in keinem Fall ansprechbar. Überleben würde er wohl.
Unter Hinweis auf die polizeilichen Ermittlungen war der Arzt bereit, die Kleidung und persönlichen Dinge von Jim vorzulegen. Viel war es nicht. Den einzigen Hinweis könnte vielleicht das Handy geben. Kurt sah, dass es mehrere Anrufversuche am Abend und auch schon am Morgen gegeben hatte. Erstaunlich war die Anruferin: Vera Bock.
Kurt rief sofort Lena an, die gleich berichtete, dass Lauffer mit Wissen der Redaktion nach Kroatien gereist war, aber über das Thema seiner Recherchen wollte die Redaktion keine Auskunft geben. Kurt wollte Lena gar nicht ausreden lassen, weil er gleich die Anrufe von Vera Bock loswerden wollte.
“Ich komme jetzt doch zu meinem ersten Impuls zurück: Mord aus Eifersucht. Wahrscheinlich hat Vera die falsche Ina angeheuert und dieser Lauffer sitzt mit im Boot. Und jetzt ist er zur richtigen Ina gefahren, die auch darin verwickelt ist, und wird zusammengeschlagen.”
“Schön. Wenn man mal davon absieht, dass die Logik fehlt, die Geschichte nur Lücken und keine Fakten hat, klingt das ganz Erfolg versprechend. Ich könnte schon mal Vera Bock besuchen, vielleicht sagt sie ja gleich, sie war’s.”
“Du wartest auf mich, das machst du nicht allein. Und nichts vorher ankündigen! Ich fürchte, hier komme ich doch nicht weiter, dann fliege ich noch am Mittag zurück. Kollege Trebić kann die Ina Dragun vernehmen, und ab und zu mal einen Blick auf Aumüllers Haus werfen. Das liegt nämlich auf einer Insel, das kann man nicht ständig überwachen.”
“Wieso nicht? Man kann doch jemand auf die Insel setzen und Schafe zählen lassen.”
“Die haben kein Personal dafür, wahrscheinlich auch keine Schafe. Und außerdem war’s ja die Bock mit Gehilfen.”
Kurt gab Trebić seine Hausaufgaben, und dieser war wohl so froh, Kurt schnell wieder loszuwerden, dass er ihn sogar zum Flughafen nach Split brachte. Dort könne er dann noch seine Schwester besuchen, die in Split ein kleines Restaurant hat. Und er hielte K urt auf dem Laufenden, versprach er. Außerdem hatte er ja vorrangig den Überfall auf Jim Lauffer aufzuklären. Immerhin möglicherweise Mordversuch. Und das mitten in Sibenik. Gar nicht so schlecht. Aber das Mittagessen bei seiner Schwester war zunächst wichtiger.
Als Kurt zuhause landete, beschloss er, gleich mit dem Auto, das er im Parkhaus geparkt hatte, zu Vera Bock zu fahren. Sie war jetzt fällig.
Er hatte Glück, dass Vera in ihrer Wohnung war, denn er wollte sie ohne Vorankündigung überraschen. Bei einer solchen Überrumpelung war die Chance groß, dass sie zusammen klappte.
“Frau Bock, wenn ich Sie hier so überfalle, hat das nichts Gutes zu bedeuten.”
“Haben Sie den Mörder meines Mannes?”
“Es könnte ja auch eine Mörderin sein. Jedenfalls komme ich gerade von Sibenik. Wundert sie das?”
“Was meinen Sie damit?”
“Ah, dumm stellen. Das mag ich. Sie wissen doch, wer in Sibenik ist.”
“Können Sie sich nicht etwas klarer ausdrücken?”
“Oh doch. In Sibenik ist Ina Dragun zuhause, deren Identität die tote Freundin Ihres Mannes übernommen hatte. Das alles aber war von Ihnen eingefädelt, um Ihren Mann zu überwachen...”
Kurt wollte - in Fahrt gekommen - gerade noch sagen, dass sich dann aber bei den Beiden ein Liebesverhältnis ergeben und Frau Bock beide aus Eifersucht ermordet hätte. Aber da passte Lauffer nicht dazu, und irgendwie war die Logik wirklich noch nicht tragfähig. Da hatte Lena schon recht.
“Jedenfalls haben Sie dann, um die Sache abzuschließen, Ihren Komplizen Jim Lauffer nach Sibenik zu der richtigen Ina geschickt. Das ist ihm allerdings nicht so gut bekommen, denn er wurde ziemlich verprügelt und liegt im Koma.”
“Um Himmels willen. Wie geht es ihm, wie schlimm ist sein Zustand?”
“Sie geben also zu, dass Sie ihn nach Sibenik geschickt hatten?”
“Ich will erst wissen, wie es ihm geht.”
“Er wird überleben, aber er ist noch nicht wieder bei Bewusstsein. Warum haben Sie ihn dorthin
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