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Toedliches Konto

Toedliches Konto

Titel: Toedliches Konto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hirsch
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irgendwie Angst, dass durch die laufenden Polizeiermittlungen noch etwas ans Tageslicht kommt. Es wird schwer sein, für uns Fünf wieder ungezwungen miteinander umzugehen. Aber wir sollten es versuchen. Finden wir jetzt wirklich echtes Vertrauen zueinander.”
    “Amen!”, warf Alex aus Miami ein, “da hast du dir jetzt aber wirklichen einen abgebrochen.”
    “Aber hoffentlich nicht das wichtigste Teil von dir.” Das kam von Bernd Holzer aus Hamburg.
    Alle lachten schallend, und der Pfarrer gab die Hoffnung auf, dass in ihrem Kreis jemals eine tiefere Freundschaft entstehen würde. Sie blieben oberflächlich.

22

    Jim war am Abend noch bis Kärnten gekommen und suchte sich in der Nähe der Autobahn ein Motel. Es war ganz akzeptabel und hatte vor allem auch nach 21 Uhr noch eine warme Küche. Er bestellte sich wieder mal einen Grillteller, der viel zu üppig war und bei normalen Menschen zu einer schlaflosen Nacht geführt hätte. Dem beugte Jim jedoch vor, indem er vier Viertel Rotwein trank und als Abschluss noch drei Obstler. Die Preise erschienen ihm so günstig, dass er es nicht übers Herz brachte, weniger zu trinken. Darauf hin fand Jim einen schnellen, wenn auch unruhigen Schlaf und war um sieben in der Früh schon wieder wach. Da sich das gefühlte Gewicht seines Kopfes auf das Dreifache gesteigert hatte, blieb er jedoch noch eine Stunde liegen.
    Auf der Weiterfahrt bemerkte Jim sogar das frische Grün der Wiesen und Bäume, und da die Sonne das harmonische Bild vervollständigte, das mühsam in sein Bewusstsein vordrang, empfand er ein schwaches Gefühl von Freude. Das war ein Fortschritt. Denn am Abend vorher war er nahe dran umzukehren. Ihm war auf einmal nicht klar, wie er in Sibenik weiterkommen sollte. Von der richtigen Ina Dragun würde er wahrscheinlich gar nichts erfahren, auch über die Rolle des Russen würden sie nichts sagen, vor allem dann, wenn wirklich etwas faul war. Wie sollte er vorgehen? Ihm fiel nichts ein. Zu einem späteren Zeitpunkt hatte er sich verdammt, dass er diesem Umkehrimpuls nicht gefolgt war.
    Er kam am frühen Nachmittag in Sibenik an. Eigentlich war die Fahrt mit dem Auto Blödsinn. Die Bar machte sowieso erst um sieben am Abend auf, da hätte er auch fliegen können. Der Einfachheit halber nahm er wieder dasselbe Hotel. Trotz spürbarer Ermüdung durch die Fahrt widerstand Jim der Versuchung, sich aufs Bett zu werfen. So schlenderte er zu Fuß an der geschlossenen ‘Mulin Rouge’ vorbei. Schon mal unterwegs, ließ er sich von den malerischen, engen Altstadtgässchen verleiten, nach oben zu gehen, was ihm aber bald zu mühsam wurde. Bequemer erwies sich eine befahrene Hauptstraße mit vielen Geschäften und Straßencafés. Nicht allzu weit entfernt ragte eine eindrucksvolle Kathedrale in den wolkenlosen Frühjahrshimmel, und obwohl Jim kein Besucher von Kirchen war, ging er doch bis zur Kathedrale hin. Eine Tafel, die das Bauwerk als Weltkulturerbe auswies, ließ Jim sogar die erneute Anstrengung zahlloser Treppenstufen auf sich nehmen, um zum Eingangsportal zu kommen. Ihm genügte ein kurzer Blick ins Innere.
    Mehr Interesse hatte er an einem Platz, an dem er essen und trinken konnte. So steuerte er ein Bar-Café an. Die Preise hier im Stadtzentrum von Sibenik waren spürbar günstiger als in der Münchner Innenstadt. Jim trank im Laufe von eineinhalb Stunden drei Bier, aß einen Schinken-Käse-Toast und las die deutsche Boulevardzeitung Nr. 1, die er neben dem Café erstanden hatte. Ihm gefiel der Schreibstil nicht, aber das würde auf Gegenseitigkeit beruhen. Wirklich interessiert hatte ihn ohnehin nur der Bericht über die unbekannte Tote in München mit dem Pass der Kroatin Ina Dragun aus Sibenik. Er, Jim Lauffer, war schon dort in Sibenik, und er würde in Kürze zu ihr gehen. Er wollte sich ein Konzept für den Gesprächsverlauf zurechtlegen. Aber er hatte gerade keinen Zugang zu guten Ideen. Er bestellte sich noch ein Bier.
    Als er um Viertel nach sieben in der Bar erschien, entdeckte er sofort Nina wieder. Sie trug noch dieselbe Dienstkleidung wie zwei Abende zuvor.
    “Hi, Jim, bist du noch Sibenik. Ich habe dich vermisst.”
    “Ich bin schon wieder hier. Aber heute wollte ich eigentlich Ina sprechen. Sie ist doch wieder hier?”
    Schlagartig entwich Ninas Gesicht jegliche Freundlichkeit. “Sie kommt vielleicht in einer halben Stunde. Was willst du denn von ihr? Sie kann dir auch nicht weiterhelfen.”
    “Ich kann gerne warten.”
    “Und was trinkst

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