Toedliches Konto
Stunden mit starken Herzschmerzen in die Uniklinik gefahren sei, um sich untersuchen zu lassen. Man habe aber noch nichts von ihm gehört. Das entspannte die Terminsituation.
Als man eine Stunde später immer noch nichts von ihm in seinem Büro gehört hatte, versuchte es Lena in seiner Wohnung und auf seinem Handy, aber er meldete sich nirgends. Schließlich rief Lena in der Uniklinik an, klapperte aber erfolglos die in Frage kommenden Stellen ab. Die Nachfrage in drei anderen Krankenhäusern sowie der Notarzt-Zentrale brachte ebenfalls nichts. Kurt und Lena kam das alles sehr verdächtig vor, aber es war noch zu früh, um etwas unternehmen zu können. Und schließlich konnten sie Aumüller auch nicht zur Fahndung ausschreiben. Die vermutlichen Betrügereien waren noch nicht untersucht, und sonst hatten sie auch nichts in der Hand gegen ihn.
Doch eine positive Nachricht gab es dann doch noch. Sie kam aus dem Labor. Die Waffen, mit der die falsche Ina erschossen worden war und mit der sich Bartol umgebracht hatte, waren identisch. Das gab Lena Auftrieb.
“Das spricht jetzt aber ganz für mein Szenario, lieber Kurt.” Diese Anrede hatte sie bis jetzt noch nie benutzt, soweit sich Kurt erinnern konnte. Was allerdings nicht stimmte.
“Auf Bartol war keine Waffe registriert, aber das besagt noch gar nichts. Jedenfalls muss ich dir recht geben, dass deine Version an Wahrscheinlichkeit gewonnen hat. Trotzdem glaube ich, dass es noch ein bisschen anders war. Ich hoffe, wir finden das heraus.”
Kurt blätterte seine Unterlagen durch und überflog noch einmal das Tagebuch von Bock.
“Ob uns die richtige Ina weiterhelfen könnte?”, fragte er plötzlich.
“Wie das? Sie wird doch nicht selber mitgeholfen haben, die falsche Ina mit ihrer Identität auszustatten.”
Kurt hatte inzwischen Google maps auf seinem Computer geöffnet und einige Ortsnamen eingegeben.
“Das ist schon merkwürdig. Aumüller soll doch in der Nähe von Vodice sein Urlaubshaus haben. So hatte Bock in seinem Tagebuch den Bericht von Bartol wieder gegeben. Das liegt aber ganz in der Nähe von Sibenik, wo diese Ina das Nachtleben bereichert. Dann wäre es doch denkbar, dass sich die beiden dort mal kennen gelernt hatten.”
“Aber Bartol war auf seiner Segeltörn auch vor kurzem dort. Er könnte genau so Ina getroffen haben. Bringt uns das weiter?”
“Die falsche Ina könnte ja eine Bekannte der richtigen sein, die das eingefädelt hatte. Ich glaube, ich fahre mal dort hin. Bis jetzt haben wir doch nichts in den Händen.”
“Was, du willst allein dort runter fahren?”
“Für zwei würden wir niemals die Genehmigung bekommen. Das sähe zu sehr nach Lustreise aus.”
“Na und? Wäre doch ganz schön. Aber auch allein ist es eine ziemliche Lustreise. Auf dem Passfoto sieht die richtige Ina aber nicht so attraktive aus wie die falsche.”
“Jetzt warte ich erst mal ab, ob wir den Aumüller heute noch erwischen.”
21
Als Jim am späten Nachmittag nach seinem Rückflug in der Redaktion ankam, hatte er unterwegs seine Geschichte schon ziemlich fertig geschrieben. Von Vera hatte er ja schon am Telefon erfahren, dass sich Bartol selbst umgebracht hatte. Das müsste er noch ausschmücken. Es war eine Super-Story, fand er. Er stürzte gleich zum Chef vom Dienst, um seinen Artikel als Aufmacher auf der ersten Seite anzumelden, als ihm gleich das Wort abgeschnitten und die neueste Agenturmeldung vorgelegt wurde.
Jim war bleich geworden. Er hatte etwas Wichtiges übersehen, dass nämlich die ermordete Ina Dragun - oder die, die man dafür hielt - laut ihrem Pass aus Sibenik stammte. Wie Kati Brandić. Jim ging an seinem Computer noch mal die Artikel zu diesem Fall durch. Den ersten hatte er nicht geschrieben, und sein Kollege hatte Ina einfach nur Kroatien zugeordnet. Wahrscheinlich hatte ihm Sibenik nichts gesagt, und deshalb dachte er wohl, dass die Leser des Blattes ebenso ahnungslos seien. Deshalb war Jim über diese verblüffende Parallelität nicht gestolpert: Ina und Kati beide aus Sibenik.
Dieser Schock war aber erst das Vorspiel. Jim recherchierte weiter nach Ina Dragun und fand, dass sie in Facebook postete. Doch der Hammer war, dass sie in der Bar Moulin Rouge arbeitete. Jim wollte vor Wut schreien, aber er fiel gerade in sich zusammen. Was für eine Riesenpleite. Er war gerade im Moulin Rouge, hätte dort vielleicht den Kreis schon schließen können, und stattdessen ist er zurückgefahren.
Und noch ein weiterer
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