Tödliches Labyrinth
Castle bildeten da keine Ausnahme. Dennoch simulierten sie die Geräusche der alten Geräte, und Leahs Puls begann zu rasen, als die Walzen anliefen und dann mit einem lauten Klacken zum Stillstand kamen.
Zu ihrer Überraschung und Freude zeigten die Walzen eine Gewinnkombination an, und dann regnete es Spielmünzen aus dem Automaten.
“Ich habe gewonnen!” rief sie lachend. “Ich kanns nicht fassen! Ich habe gewonnen!"
“Anfängerglück”, wiegelte Hawk amüsiert ab. “Werd jetzt bloß nicht übermütig. Die Nacht ist noch jung, und wir haben gerade erst angefangen.”
Den ganzen Abend über musste Leah daran denken, dass sie sich lange nicht mehr so gut amüsiert hatte. Ganz gleich, wie sehr sie versuchte, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten, und wie oft sie sich auch sagte, dass die Chancen immer zugunsten des Hauses waren, hatte das Spielfieber doch von ihr Besitz ergriffen. Mit zunehmender Bereitwilligkeit versuchte sie sich in jedem Spiel, das Hawk ihr vorschlug. Geduldig erklärte er ihr jedes Mal die Spielregeln, mit denen sie bis zu diesem Abend nur vage vertraut gewesen war.
Nachdem sie und Hawk die einarmigen Banditen endgültig hinter sich gelassen hatten, spielten sie einige Runden Videopoker und wanderten dann weiter zu den Blackjack- und Baccarat-Tischen. Als Leah am Würfeltisch zwei Einser warf, nahm Hawk ihren Platz ein und bestand darauf, dass sie für ihn auf die Würfel blies, ehe er den Wurf machte.
“Aber ich habe doch ganz schrecklich geworfen”, protestierte sie und schüttelte den Kopf.
“Egal. Die Tradition besagt, dass ein Mann beim Würfeln mehr Glück hat, wenn eine blendend aussehende Frau für ihn auf die Würfel pustet.”
Leah tat, worum er sie bat. Vielleicht lag es an ihr, vielleicht war es aber auch nur purer Zufall, dass das Glück auf Hawks Seite war und er eine wahre Glückssträhne erlebte. Als er lange genug Erfolg gehabt hatte, sammelte er seine Chips ein und stapelte sie auf seinem Tablett aufeinander.
“Die oberste Regel beim Spiel”, erklärte er ihr, “vor allem bei hohen Einsätzen, ist die, aufzuhören, solange man noch auf der Seite der Gewinner ist. Sonst wird man früher oder später auch sein letztes Hemd verlieren. Und jetzt gehen wir zu den Roulettetischen.”
Leah vergnügte sich so prächtig und hatte zudem mehr als nur einen Tom Collins zu viel getrunken, so dass es eine ganze Weile dauerte, ehe sie bemerkte, dass sie und Hawk nicht die einzigen Angestellten von MMI waren, die um den Roulettetisch gedrängt standen.
Sie war über diese Erkenntnis so erstaunt, dass sie zunächst nur den vornehmen grauhaarigen Mann anstarren konnte, der auf der anderen Seite des breiten, mit grünem Filz bezogenen Tischs stand. Bei seinem Anblick merkte sie, wie sich mit einem Mal ihre Nackenhaare aufrichteten und ihr ein eisiger Schauder über den Rücken lief.
Sie hatte diesen Mann noch nie persönlich gesehen, dennoch erkannte sie ihn auf Anhieb.
Über die Jahre hinweg war ihr sein Bild immer wieder auf den Hochglanzseiten der unzähligen MMI-Jahresberichte und der renommierten Wirtschaftsmagazine begegnet. Sein Name war ihr auf eine unangenehme Weise vertraut, da er ständig in den Unterlagen aufgetaucht war, die ihr leiblicher Vater Robert Marlowe in dem schwarzen Aktenkoffer aufbewahrt hatte. Er stand auf der Liste der Entscheidungsträger bei MMI, die Robert für die Hauptverdächtigen in dem Coup gegen Merritt Marlowe hielt, den der mit dem Verlust seines Imperiums und möglicherweise sogar seines Lebens hatte bezahlen müssen.
Sein Name war Winston Pryce.
Als Roland Marlowe noch bei MMI gearbeitet hatte, war Pryce einer der unumstrittenen Lieblinge der Chefetage gewesen, ein extrem ehrgeiziger, aufstrebender junger Angestellter, der auf den höchsten Ebenen der Geschäftsleitung Freunde und Förderer hatte.
Heute war er Präsident von MMI und saß im Aufsichtsrat.
Pryce, der gut aussehend, reich und immens einflussreich war, besaß Autorität, die um den ganzen Erdball reichte. Man musste ihn nur ansehen, um zu wissen, dass er eine wichtige und äußerst wohlhabende Person war.
Er trug einen eleganten, maßgeschneiderten Anzug, der auf Leah den Eindruck machte, dass er etliche tausend Dollar gekostet haben musste. Seine Krawatte war ein Modell von einem der Spitzendesigner. An seinen manikürten Fingern trug er mehrere goldene Ringe mit Diamanten. An seinem linken Handgelenk entdeckte sie eine Rolex. Da er auf der anderen Seite des
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