Tödliches Lachen
schlank. Sie hatte ein herbes, markantes Gesicht, das jetzt nur noch panisch wirkte. Sie gingen ins Gästezimmer, Durant machte die Tür zu und begab sich gleich darauf in das Zimmer nebenan, wo Kerstin Breugel mit Julian war. »Die Mutter des Jungen ist da. Ich muss ihn noch ein paar Fragen stellen, Sie sind aber gleich befreit.« Und wieder im Gästezimmer: »Frau Hentschel, Sie sind die Schwester von Barbara Hentschel?«
»Ja, das sieht man doch wohl. Was ist passiert?«
»Setzen Sie sich bitte.«
»Sagen Sie doch schon… «
»Ihre Schwester wurde letzte Nacht ermordet… «
»Neeeiiiin« Sie schrie es heraus, vergrub den Kopf in den Händen, ließ sich auf einen Stuhl fallen und schluchzte. Durant wartete geduldig, bis der erste Ausbruch vorüber war. »Was ist mit Julian?«, fragte sie aufgeregt und sprang auf.
»Ihm geht es gut. Er hat geschlafen, als der Mörder im Haus war.« Sie würde ihn nicht sagen, dass der Kleine bei der Toten gespielt hatte, dass sein Pyjama, seine Hände und auch ein Teil seines Gesichts voller Blut waren, als sie ihm gefunden hatten. »Kann ich sie sehen?«
»Nein, das ist unmöglich.«
Warum nicht? »Sie würden den Anblick nicht ertragen. Nehmen Sie Ihren Sohn, und fahren Sie nach Hause. Darf ich Ihnen vorher trotzdem noch ein paar Fragen stellen?«
»Hm.«
»Hatte Ihre Schwester Ihnen gegenüber irgendetwas angedeutet, dass Sie gestern Besuch erwartete?«
»Nein, sie wollte sich doch um Julian kümmern, weil ich mit einem Freund verabredet war. Wir haben das öfter so gemacht, sie hat Julian über alles geliebt und … Ich begreif das nicht«
»Hatte Ihre Schwester einen festen Freund, oder lebte sie in einer Beziehung?«
»Nein, sie war nie verheiratet und wollte auch nie heiraten. Das ist aber eine lange Geschichte. Ich bin übrigens auch nicht verheiratet.«
»Trotzdem noch einmal, hatte Ihre Schwester zur Zeit einen Freund?«
»Nicht, dass ich wüsste.«
»Es muss aber gestern jemand hier gewesen sein, den sie kannte, denn es gibt keine Einbruchspuren. Wir haben auch zwei Gläser gefunden, das heißt, sie hatte Besuch.«
»Ich kann mir das nicht erklären. Sie hat mir gesagt, dass sie den ganzen Abend zu Hause sein und auf Julian aufpassen würde. Mein weiß ich nicht.«
Hellmer klopfte an die Tür, machte sie einen Spalt auf und bat Durant, kurz zu ihm zu kommen.
»Du, ich hab gerade mit einer Nachbarin gesprochen, die direkt gegenüber wohnt. Sie hat ausgesagt, dass sie gestern Abend die Hentschel hat wegfahren sehen.«
»Wann?«
»Um Viertel nach acht. Sie hat gesagt, sie musste noch mal an die Mülltonne und wollte dann Wer wird Millionär sehen. Deshalb die genaue Zeitangabe. Ich dachte mir, das könnte dich interessieren.«
»Danke.« Sie ging wieder ins Zimmer und sagte: »Ihre Schwester war gestern Abend weg, laut einer Zeugenaussage wurde sie gesehen, wie sie um kurz nach acht weggefahren ist … «
»Das kann nicht sein, sie würde Julian niemals allein lassen.«
»Wir müssen aber davon ausgehen, dass die Zeugin die Wahrheit sagt. Ihre Schwester kann jedoch nicht sehr lange weggewesen sein, denn der Todeszeitpunkt liegt bei etwa zweiundzwanzig Uhr.«
»Ich habe keine Erklärung, das müssen Sie mir glauben. Julian war einige Male hier, Barbara hat ihn wie ihren eigenen Sohn geliebt.«
»Hat sie nie von einem Mann gesprochen … «
»Es gab in letzter Zeit niemanden. Sie hatte früher mal ein paar lose Beziehungen, aber sie wollte sich nicht binden.«
»Was hat Ihre Schwester beruflich gemacht?«
»Sie hat in einer Bank gearbeitet.«
»Und davon konnte sie sich dieses Haus leisten?«, fragte Durant zweifelnd.
»Nein, natürlich nicht.. Regina Hentschel druckste herum. Durant wartete geduldig auf das, was sie noch sagen würde. »Ich will endlich zu Julian.«
»Gleich, er ist in guten Händen. Woher hatte sie das Geld für das Haus?«
»Ich weiß es doch selber nicht. Ich weiß nur, dass sie vor einigen Jahren eine sehr intensive Beziehung zu einem Mann hatte, den ich aber nie kennengelernt habe. Zu der Zeit hab ich gar nicht hier gewohnt, sondern noch in Düsseldorf, wo wir aufgewachsen sind. Ich bin erst vor anderthalb Jahren hergezogen, als mein Freund mich mit Julian hat sitzen lassen.«
»Moment, haben Sie eben Düsseldorf gesagt? Das heißt, Ihre Schwester kommt ursprünglich auch aus Düsseldorf?«
» Ja, warum«
»Nur so, ich kenne da jemanden«, schwindelte Durant, die plötzlich an den Mordfall denken musste, von
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