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Tödliches Lachen

Tödliches Lachen

Titel: Tödliches Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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hingegen hatte ein markantes Gesicht, das er unter Tausenden wiedererkannt hätte. Sie trat an seinen Tisch und sagte bezaubernd und verbindlich lächelnd: »Thomas?«
    Er erhob sich, reichte ihr die Hand und antwortete mit einem leicht gekünstelten Lächeln: »Hallo. Schön, dass Sie gekommen sind. Ich hatte schon befürchtet, dass …«
    Sie duftete nach einem dem Herbst und Winter angemessenen Parfüm (für ihn: gab es Parfüms, die eher für das Frühjahr und den Sommer geeignet waren, und solche für die dunkle Jahreszeit). Er überlegte, wo er es schon einmal gerochen hatte, kam aber nicht darauf. Es hatte etwas von Shalimar, doch es war nicht Shalimar. Vielleicht würde er Svenja später fragen.
    »Ich hatte noch einen unerwarteten, aber wichtigen Termin. Tut mir leid, doch ich konnte Sie ja auch nicht anrufen, weil… Warum siezen wir uns eigentlich? Ich meine, gestern haben wir uns geduzt und … Also, noch mal, ich bin Svenja und du bist Thomas. Oder ist das nicht dein richtiger Name?«
    »Doch, doch, schon«, antwortete er gespielt verlegen, »oder soll ich dir meinen Ausweis zeigen?«
    »Nein, danke, nicht nötig«, sagte sie lachend, zog ihre Übergangsjacke aus und hängte sie über den Stuhl. Sie trug eine schwarze, fast durchsichtige Bluse, unter der sich der ebenfalls schwarze BH deutlich abzeichnete, einen schwarzen Rock, der etwa zehn Zentimeter über dem Knie endete; schwarze Strümpfe und schwarze Pumps. Sünde pur, dachte er, während er sie für einen Moment betrachtete, als sie ihre Handtasche, die eher ein Täschchen war, neben sich stellte. »Kommst du von der Arbeit?«, fragte sie und deutete auf den schwarzen Pilotenkoffer neben ihm.
    »]a, Ich hatte schon befürchtet, ich würde es nicht schaffen, aber glücklicherweise bin ich rechtzeitig aus der Firma rausgekommen. Was möchtest du trinken?«, fragte er. »Auch erst mal ein Wasser«, sagte sie und nahm Platz. »Wichtige Unterlagen?«
    Er winkte den Kellner heran, bestellte das Wasser und antwortete: »Streng vertraulich. Es geht um eine Firma, die Insolvenz angemeldet hat. Ich muss das bis zum Wochenende durchgearbeitet haben. Wollen wir uns gleich zu essen bestellen, oder möchtest du noch einen Moment warten?«
    »Eigentlich hab ich Hunger«, erwiderte sie. »Ich bin heute noch gar nicht richtig zum Essen gekommen.« Sie nahm die Karte in die Hand. Er wusste bereits, was er bestellen würde, doch er tat so, als würde er ebenfalls noch wählen, und betrachtete sie dabei fortwährend, ohne dass sie es bemerkte - zumindest glaubte er, sie würde es nicht merken. Sie hat schöne Hände, dachte er. Und das Gesicht erst! Was für eine Frau. So eine Lehrerin hätte ich auch gerne gehabt. Aber damit hätte ich bestimmt nichts mehr gelernt; sondern nur noch an sie gedacht. Oder ich hätte mich besonders angestrengt, um ihr zu imponieren. Ach was, keine Ahnung, sie sitzt mir gegenüber, das allein zählt. Und ich garantiere, es wird noch ein sehr interessanter Abend werden.
    Sie legte die Karte zur Seite und sagte: »Ich nehme die fünfunddreißig und dazu ein Glas Rotwein.« Und nach einer kurzen Pause und wieder mit diesem charmanten Lächeln: »Um ganz ehrlich zu sein, ich nehme eigentlich immer die fünfunddreißig, da weiß ich wenigstens, was ich kriege.«
    »Seltsam«, entgegnete er und lachte dabei wieder so gekünstelt wie schon bei der Begrüßung, »ich habe mich auch für die fünfunddreißig und Rotwein entschieden. Was für ein Zufall.«
    »Das kann man wohl so sagen. Doch ich kann es wirklich nur empfehlen. Aber du warst ja noch nie hier, wenn ich dich gestern richtig verstanden habe.«
    »Dafür du umso öfter. Was kannst du denn sonst so empfehlen?«
    »Naja, so oft war ich auch noch nicht hier, genau genommen das erste Mal vor drei Wochen mit einer Freundin«, sagte sie lächelnd.
    »]a, ich gehe auch hin und wieder mit einem guten Freund essen oder in eine Bar«, erwiderte er, obwohl das nicht stimmte. Er war noch nie mit einem Freund essen oder gar in einer Bar gewesen. Er hatte überhaupt keinen Freund, obwohl er sich oft wünschte, jemanden zu haben, mit dem er mal reden oder etwas unternehmen konnte. Aber irgendetwas war in seinem Leben schief gelaufen, denn seit er denken konnte, hatte er nie richtige Freunde gehabt. Bekannte schon, doch zu Kindergeburtstagen war er nie eingeladen worden, seine eigenen fanden im Kreis seines Vaters und der Großeltern statt, und manchmal waren auch Onkel und Tanten anwesend, aber keine

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