Tödliches Lachen
weiter und so fort. Wir wahren Diskretion, aber nur in einem bestimmten Rahmen.« Sie ließ Körber einfach stehen und fragte Seidel: »Wo ist rank?«
»Nebenan«, flüsterte diese mit vielsagendem Blick und deutete auf eine geschlossene Tür. »Scheint ziemlich wichtig zu sein.«
Durant ging einfach hinein und sah Hellmer mit einer etwa vierzigjährigen Frau, die eine moderne Jeans und eine karierte Bluse trug. Sie hatte dunkelblonde, sehr kurz geschnittene Haare, straßenköterblond, wie Durant es nannte, und sah aus wie ein Hungerhaken, wie eine in die Jahre gekommen ´ne Twiggy oder Kate Moss, nur dass ihre Gesichtszüge wesentlich herber und auch verhärmter wirkten. Sie hatte eine lange, spitze Nase, schmale, blutleere Lippen und hervorstehende Wangenknochen. Überhaupt schien sie aus nichts als Haut und Knochen zu bestehen, und auch sonst gab es nichts an ihr, das auch nur den Ansatz von Attraktivität zeigte.
Sie hat ein Problem, dachte Durant, ohne den Gedanken weiterspinnen zu können.
»Meine Kollegin, Frau Durant«, sagte Hellmer rasch und gab ihr mit dem Kopf ein Zeichen, ihn mit der Spindeldürren, deren Alter nicht zu schätzen war, sie konnte dreißig, aber auch fünfzig sein, allein zu lassen. »Wir sind gleich fertig.«
In den folgenden anderthalb Stunden wurden achtzehn Lehrer befragt, sechs hatten bereits vor Eintreffen der Polizei die Schule verlassen, vier lagen krank im Bett.
Um fünfzehn Uhr, Durant war hungrig und hatte Durst, versammelten sich die Beamten auf dem Schulhof, besprachen sich kurz und beschlossen, sich schnell an einer Imbissbude etwas zu holen, um anschließend im Präsidium eine erste Lagebesprechung zur neuen Situation abzuhalten.
Doch keiner von ihnen hatte zu diesem Zeitpunkt auch nur den Hauch einer Ahnung, was sie im Präsidium erwarten würde.
Donnerstag, 15.35 Uhr
Auf der Fahrt zurück fragte Durant: »Mit wem hast du dich da vorhin so lange unterhalten?«
»Eine Frau Kessler. Sie behauptet, mit der Martens befreundet gewesen zu sein.«
Sie hielten etwa hundert Meter vor einer Ampel, wo die Straße von zwei auf eine Spur verengt worden war, Bauarbeiten, die ein gutes halbes Jahr vor der Fußball-Weltmeisterschaft in ganz Frankfurt auf Hochtouren liefen. Schließlich sollten die Gäste sich wohlfühlen und ein angenehmes Bild der Stadt in Erinnerung behalten, auch wenn sie nur für ein oder zwei Spiele kamen und sich sicher wenig für die Stadt selbst oder gar für deren kulturelle Highlights interessierten. Julia Durant verstand diesen ganzen’ Rummel nicht. Sie sagte sich, dass es viel notwendiger wäre, die Millionengelder in andere Projekte zu investieren, eine Meinung, mit der sie nicht alleine war.
»Was heißt behauptet? War sie mit ihr befreundet oder nicht?«
»Glaub schon. Jedenfalls wollte sie unbedingt mit mir unter vier Augen reden. Sie scheint die Einzige gewesen zu sein, die die Martens näher kannte.«
»Und? Jetzt lass dir nicht alles aus der Nase ziehen.«
»Sie waren öfter zusammen, weil sie beide mit den andern Kollegen nicht sonderlich auskamen beziehungsweise auskommen. Wenn das stimmt, was sie mir berichtet hat, dann wird an der Schule ordentlich gemobbt, jedenfalls gegen ein paar Lehrer. Die Kessler gehört auch dazu.«
»Und was hat das mit unserm Fall zu tun?«
»Vielleicht die Tatsache, dass die Kessler über den Nebenverdienst der Martens Bescheid wusste.«
»Bitte?«, fragte Durant überrascht. »Woher will sie das wissen? Ich meine, die Martens wird doch nicht so blöd gewesen sein, das rumzuerzählen. Schon gar nicht in der Schule.«
»Hat sie auch nicht. Sie hat’s mehr zufällig rausgefunden, als sie die Martens mal einfach so besuchen wollte und direkt vor der Garage einen 5OOer Mercedes stehen sah. Sie hat im Auto gewartet und wenig später einen Mann aus dem Haus kommen sehen. Daraufhin hat sie sich gedacht, ich warte mal noch ein bisschen länger, und kaum eine halbe Stunde später kam schon wieder so ein Typ vorgefahren. Sie hat bei passender Gelegenheit die Martens darauf angesprochen die ihr aber nur ausweichend geantwortet hat, es seien Freunde, blabla. Doch die Kessler ist nicht blöd, die hat sich ihren Teil gedacht und noch mal das Haus observiert. Das war vor ein paar Tagen an einem Abend. Da hat die Martens innerhalb von drei Stunden wieder Besuch von zwei Männern bekommen. Und ganz ehrlich, wenn ich mir die Bude von der Martens anschaue, dann glaub ich nicht, dass sie das Geld gespart hat. Ich kann
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