Tödliches Lachen
in etwa abschätzen, was allein die Wohnzimmereinrichtung gekostet hat. Das hätte sie sich nie von ihrem Gehalt leisten können.«
»Frank, ich glaub diese Geschichte nicht. Diese Kessler war mit Sicherheit keine Freundin von der Martens. Schau sie dir doch an die ist doch magersüchtig … «
»Quatsch! Sie ist Sportlehrerin und Marathonläuferin, die sehen eben oft so aus. Sie hat mir einiges über die Martens erzählt, und das klang ziemlich plausibel…«
»Trotzdem. Warum hat sie nicht bei ihrer… Freundin… geklingelt? Mir wär’s egal, ob da ein teurer Schlitten vor der Tür steht, ich würde jedenfalls hingehen und klingeln. Aber das hat sie offensichtlich nicht getan. Und warum nicht? Frank, die waren keine Freundinnen. Ich glaube eher, dass die Kessler neidisch war. Ich möchte mich noch mal mit ihr unterhalten, wenn du nichts dagegen hast.«
»Mach doch, was du willst, du zweifelst doch sowieso ständig meine Fälligkeiten an«, brummte Hellmer beleidigt. »Komm, Frank, das ist unfair. Ich hab noch nie an deinen Fälligkeiten gezweifelt, das weißt du genau. Und … «
»Julia, du bist der Boss, und manchmal kehrst du den ganz schön raus, das muss ich einfach mal loswerden. Ich hab die Dame befragt, und sie wirkte sehr aufrichtig … «
»Mag ja sein, aber… «
»Genau. Es ist immer dieses Aber! Wir sind ein Team, nur du meinst immer alles besser zu wissen. Dabei hast du auch schon etliche Male ganz schön danebengegriffen. «
Durant verschlug es für einen Moment die Sprache. So hatte sie Hellmer noch nie reden hören. Er war frustriert, enttäuscht - und irgendwo hatte er auch recht. Doch das zugeben? Die eigene Schwäche zugeben? »Frank …«
»Hör auf mit diesem Frank. Ich weiß, was jetzt kommt, und ich will’s gar nicht hören. Hast du dir schon mal überlegt, wie oft du in den vergangenen Jahren Verantwortung delegiert hast? Du übernimmst immer alles, du bist die Größte, du bist immer über jeden Zweifel erhaben, du hast immer dieses untrügliche Bauchgefühl und … Ach, das kotzt mich einfach an.«
»Wenn du nicht mehr mit mir zusammenarbeiten willst… «
»Das hat doch verdammt noch mal nichts damit zu tun! Hörst du eigentlich gar nicht, was ich dir sage?! Es geht ums Prinzip, nichts anderes. Ich will mit dir zusammenarbeiten, aber ich will auch, dass du meine Meinung respektierst. Bitte, sprich mit der Kessler, das ist mir inzwischen egal. Und noch was: Immer müssen wir dir Bericht erstatten, aber du behältst bis zum Schluss immer alles für dich, zumindest sehr oft«, verbesserte er sich. »Warum? Wenn wir so ein hervorragendes Team sind, wie du stets behauptest.
dann lass Peter, Doris und mich das auch spüren.. Er hupte ein paarmal, weil vor ihnen ein Fahrer nicht mitbekommen zu haben schien, dass der Verkehr wieder rollte, steckte sich eine Zigarette an und ließ das Seitenfenster herunter. »Es zieht«, bemerkte Durant. »Na und?«
Sie schaute auf die Straße und dachte über Hellmers Worte nach. Worte, die sie verletzt hatten weil sie der Wahrheit entsprachen. Ich bin dominant, rechthaberisch, unberechenbar und eine schlechte Teamleiterin. Die letzten Jahre zogen an ihr vorüber, die unzähligen Fälle, die sie gemeinsam bearbeitet hatten Fälle, in denen sie ebenso unzählige Befragungen durchgeführt hatte, mit Hellmer an ihrer Seite, der viel zu oft nicht mehr als eine Statistenfunktion ausgeübt hatte. Scheiße!, dachte sie, und sie dachte auch an den vor ihr liegenden Abend, den sie bei Frank und Nadine Hellmer verbringen würde. Nein, das kann ich unmöglich, nicht nach dem jetzt. Aber wie bring ich das Frank bei? Er wird keine Ausrede akzeptieren, denn dann weiß er. dass ich einfach nur kneife. Ich muss mit ihm in aller Ruhe reden, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt. Julia, du bist echt eine dumme Kuh, dass du das die ganzen Jahre über nicht gemerkt hast. Aber die andern haben’s gemerkt und halten mich bestimmt für total überspannt. Wenn Frank schon so denkt, was denken dann erst Peter und Doris? Und vielleicht ist es auch diese Art, die Männer abschreckt. Okay, mit Georg läuft’s ganz gut, aber auch wieder nicht so, wie ich mir das vorstelle.
»Es tut mir leid«, sagte sie leise, ohne Hellmer anzuschauen.
»Vergiss es einfach«, erwiderte er nur.
»Nein, tu ich nicht.« Sie schloss die Augen und fuhr fort: »Bin ich wirklich so unausstehlich?«
»O bitte, nicht die Mitleidstour. Du bist nicht unausstehlich, du bist nur nicht bereit,
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