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Tödliches Lachen

Tödliches Lachen

Titel: Tödliches Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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seine Zeit zuließ. Er wusste, dass sie studierte, wann ihre Unizeiten waren, dass sie auch nach drei Monaten noch mit Rösner zusammen war, und er kannte die Zeiten, wann sie sich trafen, festgelegte Zeiten, denn Rösner war seit fünfunddreißig Jahren verheiratet und hatte Kinder, von denen drei das Haus bereits verlassen hatten. Eines war jedoch ein Nachzügler, elf Jahre alt, ein aufgeweckter Junge, den er schon einmal zusammen mit seinem Vater gesehen hatte.
    Vor zwei Wochen hatte Mike zum ersten Mal nach dieser Party wieder einen Anruf von seinem Vater erhalten, ein anfangs belangloser Plausch, bis sein Vater ihn fragte, ob er nicht gerne etwas mehr Geld hätte. Er würde ihm sein Pflichtteil vom Erbe auszahlen, dafür müsse er bei einem Notar unterschreiben, dass er fortan auf jegliche Ansprüche ihm gegenüber verzichte. Er habe bereits mit seinem Anwalt gesprochen und das Schriftstück aufsetzen lassen. Allerdings, so ließ er durchblicken, würde es sich nicht um viel Geld handeln, da er seit einiger Zeit in einer finanziellen Krise stecke. Mike wusste, dass dies eine infame Lüge war, sein Vater hatte noch nie Geldprobleme gehabt und würde auch nie welche haben, denn der größte Teil seines Vermögens lag im Ausland auf diversen Konten, und seine Firma machte weit überdurchschnittlich hohe Gewinne.
    Mike leimte ab, mit der Begründung, im Augenblick nicht in finanziellen Schwierigkeiten zu sein. Natürlich wollte er Geld, auch wenn er zufrieden war mit dem was er verdiente, aber er würde sich wesentlich mehr von seinem Vater holen, als dieser bereit war, ihm zu geben.
    All dies ging ihm durch den Kopf, als er in die Nordweststadt fuhr. Er parkte auf dem großen Parkplatz des gepflegten Hochhauses und wartete, in spätestens einer halben Stunde würde sie eintreffen, ihren Audi auf dem für sie reservierten Parkplatz abstellen, ihn mit der Funkfernbedienung aus etwa zehn Metern Entfernung abschließen, die Handtasche in der linken Hand, die Umhängetasche über der rechten Schulter, und ins Haus gehen. Sie würde in den dreizehnten Stock fahren und den Abend entweder vor dem Computer oder dem Fernseher verbringen, es sei denn, sie hatte noch eine Verabredung.
    Sie kam pünktlich. Sie trug Jeans, Sportschuhe und eine Daunenjacke. Er stieg aus; nahm seinen Koffer vom Beifahrersitz und lief ihr mit schnellen Schritten nach. Sie hatte bereits den Aufzugknopf gedrückt und wartete mit ihm. Dreizehnter Stock. Keiner, der mit ihnen ein oder auf einem andern Stockwerk zustieg. Sie sah Mike kurz an, als würde sie sich wundern, dass auch er in den dreizehnten Stock fuhr, denn sie hatte ihn noch nie hier gesehen.
    Der Aufzug hielt mit einem Ruck, sie drückte die Tür auf und verließ die Kabine.
    »Verzeihen Sie, ich suche eine Frau Carolina Fischer «, sagte er freundlich, als sie im Flur standen.
    »Das bin ich«, erwiderte sie und sah ihn fragend an. »Was kann ich für Sie tun’?«
    »Das trifft sich ja bestens. Ich soll Urnen etwas von Herrn Rösner geben, ich arbeite für ihn. Es dauert höchstens zwei Minuten.«
    »Oh «, sagte sie mit einem Lächeln, »hat er sich wieder eine Überraschung ausgedacht. Aber warum kommt er nicht selbst?«
    Mike lächelte charmant und entgegnete: »Weil er unterwegs ist und mir aufgetragen hat, es Ihnen heute zu überreichen.«
    »Ich verstehe zwar nicht ganz, was er mir geben will, aber gut, kommen Sie mit. Doch wieso ist er unterwegs? Wir hatten uns doch für halb neun verabredet.«
    »Er kommt ja auch zu der Verabredung, aber er hat mich gebeten, Ihnen vorher etwas vorbeizubringen.«
    Sie begaben sich gemeinsam zur Wohnungstür, sie schloss auf, ließ ihn vorbeigehen, kickte die Tür mit dem Absatz zu und machte das Licht an. Bitte, nehmen Sie Platz, Herr … «
    »Nennen Sie mich Mike.« Er stellte den Koffer ab, blieb jedoch stehen, während sie ihre Jacke auszog, an die Garderobe hängte und ihre Taschen auf den Boden im Flur legte. Mike sah sich schnell im Zimmer um. Es war nicht sonder- ‘ lieh groß, maximal fünfundzwanzig Quadratmeter, aber sauber und vor allem teuer eingerichtet. An einer Wand hing ein Plasma-Fernseher, darunter stand eine Hifi-Anlage. Auf dem Fensterbrett ein paar Grünpflanzen, dicker heller Teppichboden dämpfte jeden Schritt.
    Carolina hatte ihre Schuhe abgestreift und kam auf ihn zu. »Okay, Mike, was sollen Sie mir von Herrn Rösner geben?« Mit einem Mal hielt sie inne und zog die Stirn in Falten. »Sagen Sie, kennen wir uns nicht?

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