Tödliches Lachen
ohne erkannt zu werden oder Spuren zu hinterlassen. Viele streng vertrauliche und geheime Informationen hatte er so schon erhalten, und hätte er sie veröffentlicht, wären an vielen Stellen von Politik und Wirtschaft Köpfe gerollt. Aber das interessierte ihn nicht, er hatte eine andere Mission zu erfüllen. Und er würde es tun, für Louise und auch für sich.
Er schaltete sein Notebook an und rief die Seite über Jack the Ripper auf. Es gab noch einiges, das vor ihm lag und das er so schnell wie möglich beenden wollte. Bevor er gegen Mitternacht zu Bett ging, beantwortete er noch die Mail einer Frau, die sich unbedingt mit ihm treffen wollte. Er hatte ihr am Dienstag gemailt, dass sie ihm von einem Bekannten empfohlen worden sei, der sehr angetan von ihrer Dienstleistung gewesen sei, und ob das mit den sechshundert Euro seine Richtigkeit habe. Sie hatte sofort geantwortet und ein Treffen vorgeschlagen. Dreiundvierzig Jahre alt und sexhungrig, wie sie schrieb, und ihm als Beweis ein höchst aufschlussreiches Foto als Mailanhang beigefügt. Er kannte sie, aber sie ihn nicht. Eine Hure, die ihr Leben geheim hielt, wie die Martens. Am Freitag um halb neun vor dem Eingang der Stadthalle Hofheim. Er bestätigte den Zeit- und Treffpunkt und schaltete das Notebook wieder aus. Dann legte er sich hin, nicht ohne vorher noch ein paar Verse in der Bibel gelesen und Louise gute Nacht gesagt zu haben.
Freitag, 8.30 Uhr
Julia Durant hatte schlecht geschlafen. Es war eine unruhige Nacht, durchsetzt mit zahlreichen Albträumen, an die sie sich jedoch nur schemenhaft erinnern konnte. Um fünf vor sechs hatte sie keine Lust mehr, im Bett zu bleiben. Sie fühlte sich wie gerädert, ihre Beine waren schwer, als sie aufstand und ins Bad ging. Sie war nervös, vermochte kaum einen klaren Gedanken zu fassen. Eine innere Stimme sagte ihr, dass dieser Tag nicht gut werden würde. Zum Frühstück aß sie nur zwei Bananen und trank eine Tasse Kaffee, bevor sie ihre Tasche nahm und ins Präsidium fuhr, das sie bereits um zehn nach sieben erreichte.
Noch nicht einmal Berger war da, der nur selten später als sieben Uhr im Büro erschien. Durant begab sich sofort an ihren Schreibtisch und schaltete den Computer ein. Sie hatte nur eine Mail in ihrem Postkasten, der Absender sagte ihr nichts.
Sie öffnete die Mail und wusste, dass ihre innere Stimme recht gehabt hatte.
»Liebe Frau Durant,
ich konnte mich leider nicht zurückhalten und musste es wieder tun. Im Anhang finden Sie ein Foto, das ich Ihnen als Geschenk und bleibende Erinnerung übersenden möchte. Die Dame heißt Carolina Fischer, ihre Adresse finden Sie im Telefonbuch. Ich möchte Sie auch vorab schon darauf hinweisen, dass eine weitere Überraschung dort auf Sie wartet. Ich hoffe, ich mache ihnen nicht zu viele Umstände, aber sollte es so sein, dann tut es mir leid, ich kann es nun mal nicht ändern.
Ich melde mich in Bälde wieder. In tiefster Verbundenheit Ihr FR PS:
Der Schlüssel liegt unter der Fußmatte.«
Bevor sie den Anhang aufmachte, steckte sie sich eine Zigarette an und lehnte sich zurück. Doch dann stand sie auf und stellte sich ans Fenster. Ihre Befürchtung hatte sich bewahrheitet. Sie hasste diesen Tag, der Himmel war wie fast während der ganzen letzten Woche grau und trist, eine schreckliche Nacht lag hinter und ein noch schrecklicherer Tag vor ihr. Sie hatte kaum zu Ende geraucht, als Berger endlich kam. »Guten Morgen. Sie schon hier?«, fragte er überrascht. Und nach einem Blick in ihr besorgtes Gesicht: »Was ist passiert? «
»Schauen Sie selbst.«
»Nein, oder?«, sagte er fassungslos, einer seiner seltenen Gefühlsausbrüche, und stellte sich vor den Bildschirm. Als er fertig gelesen hatte, fragte er: »Und der Anhang?«
»Ich hab’s selber noch nicht gesehen, und ich will es eigentlich auch gar nicht… «
»Machen Sie schon auf Sie klickte darauf, ein Foto baute sich langsam über den gesamten Bildschirm auf, viel größer als das, das ihr gestern geschickt wurde.
»Das darf nicht wahr sein«, sagte sie leise, und Tränen stiegen ihr in die Augen, die sie verstohlen wegwischte. Berger sah es trotzdem und reichte ihr ein Taschentuch.
»Weinen Sie ruhig, wenn es Ihnen hilft«, sagte er väterlich und legte seine Hand auf ihre, denn was sie auf dem Monitor sahen, überstieg jede Vorstellung. »Ich kann mir denken, wie Ihnen zumute ist. Sie stellen sich vor, Sie wären die Frau auf dem Foto. Hab ich recht?«
»Nicht nur
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