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Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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und Dame Broadsheet holte mich aus dem Bett.«
    »Und Alcest war noch bei dir?«
    »Oh ja, Sir John. Er schnarchte zum Steinerweichen.«
    »Und er hat dich in der ganzen Nacht nicht verlassen?«
    »Mich verläßt keiner, Sir John.«
    »Nicht so frech!« raunzte Cranston.
    »Sir John, ich habe geschlafen, aber ich hätte gehört, wenn er hinausgegangen wäre. Und seine Kleider« — sie lächelte kurz — »lagen da, wo ich sie am Abend hingelegt hatte.«
    »Und das gleiche gilt für euch alle?«
    Die anderen drei Mädchen nickten einmütig.
    »Ihr habt nichts Verdächtiges bemerkt?«
    »Oh nein, Sir John.«
    Cranston schickte sie weg und wandte sich wieder Dame Broadsheet zu. »Das muß ja einen schönen Batzen gekostet haben.«
    »Das habe ich auch zu Alcest gesagt«, antwortete sie rasch, »daß es ein sehr kostspieliger Abend sei. Da sagte er, er sei bei Master Drayton gewesen.«
    »Bei wem?«
    Cranston beugte sich über den Tisch.
    »Bei Master Drayton, dem Geldverleiher. Alcest hatte ein Darlehen aufgenommen. Ich meine«, fügte sie hastig hinzu, »die Schreiber vom Grünen Wachs werden ja gut bezahlt, aber der Abend war teuer.«
    Cranston ließ sich mit halb offenem Mund zurückfallen. Alcest, dachte er, geht zu einem Geldverleiher und verbürgt sich dort, um Geld für einen fröhlichen Abend zu beschaffen? Und warum sollte er das tun? Peslep war ein reicher Mann. Alle fünf Schreiber dürften ihr Scherflein zu dem Abend beigesteuert haben. Warum also ein Darlehen? Und warum bei Drayton? Warum nicht bei den italienischen Bankiers unten an der Themse?
    »Sir John?«
    Cranston starrte Dame Broadsheet an. »Ja, Mistress?«
    »Ist Euch nicht wohl? Möchtet Ihr Euch hinlegen?« fragte sie boshaft.
    »Nein, Madam, das möchte ich nicht.« Cranston kam schwerfällig auf die Beine. »Einstweilen bin ich fertig mit Euch.«
    »Es kommen also keine Büttel?«
    »Nein, Madam, es kommen keine Büttel.«
    Cranston durchquerte den Raum und winkte Flaxwith, der an der Tür saß und inzwischen einen Humpen Ale vor sich stehen hatte.
    »Was jetzt, Sir John?« fragte der Büttel.
    »Geh zum >Tanzenden Schwein<. Frag den Wirt, ob einer der Schreiber während ihrer Feier hinausgegangen ist.«
    »Sonst noch etwas, Sir John?«
    »Ja. Vergiß Stablegate und Flinstead nicht.«
    »Aber Ihr habt noch etwas, nicht wahr?«
    »Ja, Henry, ich habe noch etwas.« Cranston legte Flaxwith einen Arm um die Schultern und zog ihn an sich, um ihm besser ins Ohr flüstern zu können. »Hole deine besten Leute und laß dieses Haus bewachen. Ich wette einen Krug Wein gegen einen Krug Essig, daß der Vikar der Hölle zurückkommen wird!«
    Cranston wich einen Schritt zurück, denn die Tür zur Schankstube wurde aufgestoßen. Sir Lionel Havant kam hereinmarschiert, die Hand auf dem Schwert. Er verneigte sich spöttisch.
    »Sir John Cranston, ich bringe Euch eine persönliche Einladung Seiner Gnaden, des Regenten. Ihr sollt in seine Privatgemächer im Savoy-Palast kommen.«
    Cranston stöhnte. »Sir Lionel, ich bin müde, und mir tun die Füße weh. Ich bin durch die Straßen gestapft — ganz zu schweigen davon, daß ich die Treppe hinuntergestoßen wurde.«
    Sir Lionel lächelte. »Sir John, es handelt sich um eine Einladung von der Art, die Ihr lieber nicht ablehnen solltet. Wir sollen Euch zum Savoy eskortieren.« Havant zog die Unterlippe zwischen die Zähne. »Ob es Euch gefällt oder nicht.«
    Cranston seufzte und wandte sich an Flaxwith. »Tu, was ich dir gesagt habe. Und dann gehst du zu Lady Maude und berichtest ihr, daß ich der Ehrengast Seiner Gnaden bin. Also weiß der Himmel, wann ich heute abend in mein Bett kriechen kann.«
    Cranston ging zur Tür hinaus. Als er hinter sich Hundegebell hörte, grinste er hinterhältig. Er hätte Sir Lionel Havant sagen sollen, daß er seine Waden von Samsons Schnauze fernhalten sollte. Ich wünschte bloß, dachte der Coroner, ich könnte diesen verdammten Köter mit in den Savoy-Palast nehmen, wo er nach Herzenslust pissen und wadenbeißen kann.
    Die Beerdigung des Edwin Chapler in St. Erconwald am nächsten Morgen war eine feierliche und würdevolle Angelegenheit. Der Sarg war in die Kirche gebracht und vor den Lettner gestellt worden. Purpurne Kerzen umstanden ihn, während Athelstan eine feierliche Totenmesse zelebrierte. Mistress Alison, gestützt von Benedicta, hatte würdiges Schweigen bewahrt, auch als der Sarg, auf den sie eine einzelne weiße Rose gelegt hatte, zur Kirche hinaus und zu einem

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