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Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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während sie die Cheapside überquerten, lauschte der Coroner aufmerksam dem Bericht Athelstans — nicht nur über William, das Wiesel, und seine Botschaft, sondern auch über die merkwürdige Begebenheit bei Benedictas Haus am vergangenen Abend.
    »Beim Arsche des Teufels!« rief Cranston aus und blieb stehen. »Beim Arsche des Teufels!«
    »Genau meine Meinung, Mylord Coroner«, sagte Athelstan. »Vielleicht würde ich es nur etwas anders ausdrücken. Doch ich frage mich, Sir John, weshalb der Vikar der Hölle so erpicht darauf ist, zu beteuern, daß er mit den Morden an den Schreibern nichts zu tun hat. Ich frage mich außerdem, wo Master Alcest letzte Nacht war und warum er sich jetzt so sehr für Mistress Alison interessiert.«
    »Beim Arsche des Teufels!« wiederholte Cranston.
    »Sir John?«
    »Ich habe meinen wunderbaren Weinschlauch vergessen.« Cranston wedelte mit den Händen. »Ich wußte, da war noch etwas...«
    »Sir John!« Am liebsten hätte Athelstan ihn vor Ungeduld angebrüllt. »Habt Ihr mir überhaupt zugehört?«
    »Natürlich, mein lieber Mönch.«
    »Ordensbruder, Sir John.«
    »Genau. Der Vikar der Hölle hat mir eine Botschaft übermittelt. Du hältst Alcest für den Mörder, und der interessiert sich jetzt für Mistress Alison. Ich indessen habe meinen verdammten Weinschlauch vergessen. Aber wie dem auch sei — du glaubst also, Alcest ist der Mörder?« Cranston setzte sich wieder in Bewegung.
    »Allerdings. Und ich weiß jetzt auch, wie Stablegate und Flinstead ihren Herrn umgebracht haben.«
    Wieder blieb Cranston stehen, und diesmal wären Flaxwith und Samson beinahe gegen ihn geprallt. Der Coroner packte Athelstan bei den Schultern und drückte ihm rechts und links einen Kuß auf die Wange.
    »Du wunderbarer Mönch!« brüllte er. Dann sprang er hastig zur Seite, als ein Fenster aufging und der Inhalt eines Nachttopfes auf die Straße klatschte. Der stinkende Inhalt verfehlte sie um Haaresbreite. Cranston schüttelte die Faust. »Ich lasse dich verhaften!« schrie er hinauf..
    Er packte Athelstan und stieß ihn eilig weiter, denn die Fensterläden öffneten sich, und noch ein Nachttopf wurde ausgekippt. Diesmal bespritzte er den alten Samson, der trotzig knurrend in die Höhe spähte.
    »Was hat es denn mit den Winzlingen auf sich?« fragte Athelstan.
    »Augenblick.« Sir John trat beiseite, als ein großer Mistkarren, hochbeladen mit dem Müll des vergangenen Tages, durch die Gasse gerumpelt kam.
    »Die Winzlinge«, erklärte Sir John dann, »sind eine Schar sehr kleiner Männer. Eigentlich sind es Zwerge. Sie bewohnen ein Haus in dem schäbigen Gewirr von Gassen bei Whitefriars. Ich nenne sie die Lords von Rat’s Castle. Sie sind die gottverlassensten Menschen, die es gibt. Niemand traut ihnen, niemand mag sie. Hin und wieder dingt sie irgendein Lord oder eine reisende Schauspielertruppe als Akrobaten und Gaukler.«
    »Sind es Leute wie Master Burdon auf der London Bridge?«
    »Oh nein.« Cranston schüttelte den Kopf. »Sie sind noch kleiner als er. Sie haben die Gestalt von Kindern und Gesichter wie sehr alte Männer.«
    Er klirrte mit seinem Beutel. »Kleinen Einbrüchen sind sie nicht abgeneigt, denn sie schlüpfen durch Ritzen, durch die sonst niemand kommen kann. Aus irgendeinem seltsamen Grund lieben sie den alten Jack Cranston, und er liebt sie.«
    »Natürlich...«, sagte Athelstan. Sie standen nun an der Ecke der Gasse, die zu Dame Broadsheet hinaufführte.
    »Jetzt fällt’s dir ein, nicht wahr?« Cranston grinste. »Jedes Jahr zum Fest von St. Rahere geben Lady Maude und ich ein kleines Bankett für sie in unserem Garten.«
    »Und mit denen wollt Ihr den Vikar der Hölle fangen?« fragte Athelstan.
    »Allerdings.« Cranston stieß mit dem Zeigefinger nach Flaxwith. »Der getreue Henry hier hat das Haus der Broadsheet Tag und Nacht bewachen lassen. Clarice, die Geliebte unseres Schurken, geht niemals aus, und trotzdem kommt der Vikar der Hölle niemals hin.«
    »Also?«
    »Ich glaube es nicht«, sagte Cranston. »Der Vikar der Hölle ißt Lämmerhoden und trinkt spanischen Wein. Er ist lüstern wie ein geiler Eber. Er muß dagewesen und wieder verschwunden sein — ich weiß bloß nicht, wie.«
    »Und die Winzlinge?« fragte Athelstan.
    Cranston warf einen sehnsuchtsvollen Blick zu Dame Broadsheets Haus hinüber.
    »Ich bin sicher, der Halunke ist da«, sagte er. »Henry, stehen deine Leute auf ihrem Posten?«
    »Jawohl, Sir John.«
    »Wo sind die Winzlinge?« fragte

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