Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
Vom Netzwerk:
verstehst du, warum ich das Silber versteckt habe. Du hättest alles ausgeplappert.«
    »Was willst du?« fragte Cranston.
    »Asyl«, verlangte Stablegate. »Asyl für mich und Flinstead. Das Recht, uns nach St. Mary Le Bow zu flüchten. Dort bleiben wir vierzig Tage.«
    »Und dann entsagt ihr dem Reich«, sagte Cranston. »Man wird euch in den nächsten Hafen bringen, auf das erste verfügbare Schiff setzen, und wenn ihr noch einmal einen Fuß auf englischen Boden setzt, werdet ihr hängen.« Cranston rieb sich das Kinn. »Die Krone wird eine Belohnung auf euch aussetzen«, fügte er hinzu. »Einhundert Pfund, tot oder lebendig. Jenseits des Ärmelkanals könnt ihr betteln, aber setzt nur einmal einen Fuß in einen englischen Hafen, und jeder Hafenmeister, der schnell ein bißchen Geld verdienen möchte, wird wissen, wie ihr heißt und wie ihr ausseht.«
    Cranston nahm Stablegate beim Arm und führte ihn hinüber zum Zähltisch. »Setz dich da hin«, befahl er, »und nimm eine Feder.« Er deutete auf einen Fetzen Pergament. »Schreib auf, wo du das Silber versteckt hast. Danach könnte ihr beide fliehen. Und seid nicht dumm. Versucht nicht, die Stadtmauern hinter euch zu lassen. Wir holen euch ein. Flaxwith hier wird dafür sorgen, daß ihr in St. Mary Le Bow Zuflucht nehmen könnt.«
    Stablegate wehrte sich, aber Cranstons Faust hielt ihn wie ein Schraubstock umklammert. »Du bist ein schrecklicher junger Mann«, knurrte der Coroner. »Und wenn das Silber nicht da ist, wo du es sagst, dann komme ich und hole euch beide heraus — Asyl hin, Asyl her — , und dann schaue ich zu, wie man euch aufhängt, ausweidet und vierteilt! Ich mache es sogar selbst!«
    Stablegate setzte sich. Cranston trat einen Schritt zurück. Es wurde still, und nur noch das Kratzen von Stablegates Schreibfeder war zu hören.
    »Ach, übrigens«, sagte Cranston, »sollte Flinstead ein Haar gekrümmt werden, bevor ihr England verlaßt, so hast du damit gegen das Asylrecht verstoße, und dann kann ich dich an Ort und Stelle erschlagen.«
    »Wie es im Buch Prediger heißt, Sir John«, sagte Stablegate höhnisch und drehte sich um, »hat jedes Ding unter dem Himmel seine Zeit.«
    »Was hat es mit den Schreibern vom Grünen Wachs auf sich?« fragte Athelstan unvermittelt. »Was hattet ihr mit Alcest zu schaffen?«
    »Es ging um die sichere Ausreise aus dem Königreich. Aber fragt ihn doch selbst!« Stablegate stand auf und knüllte das Pergament zu einer Kugel. »Ich habe Euer Wort, Cranston?«
    »Du hast mein Wort. Laß das Pergament fallen. Du und Flinstead, ihr könnt fliehen, Flaxwith wird euch folgen.«
    Stablegate warf das Pergament auf den Boden. Er verabschiedete sich mit einer obszönen Geste gegen Sir John und lief zur Tür. Flinstead brauchte keine zweite Aufforderung; er folgte ihm auf dem Fuße. Der Coroner und der Ordensbruder blieben stehen und lauschten ihren Schritten, die durch den Korridor hallten. Dann wurde die Haustür aufgerissen und wieder zugeschlagen.
    »Ist das gerecht?« fragte Flaxwith.
    Cranston grinste boshaft.
    »Ihr könnt Euer Wort nicht brechen, Sir John!« Flaxwith riß erschrocken die Augen auf. »Die Heilige Mutter Kirche ist von leidenschaftlicher Strenge, wenn es um das Asylrecht geht!«
    Sir John hob das Pergament auf und warf es von einer Hand in die andere. »Oh, sie können vierzig Tage bei Wasser und Brot in St. Mary Le Bow bleiben. Danach lasse ich die beiden Halunken nach Queenshithe hinunter eskortieren. Du magst mich für einen Gauner halten, Henry, aber ich habe einen Freund namens Otto Grandessen, halb Kauffahrer, halb Pirat, ein echter Schurke. Otto hat eine Kogge, die Geschäfte im Mittelmeer macht, in Aleppo und Damaskus. Er wird die beiden Hübschen an Bord nehmen. Wenn Otto mit ihnen fertig ist, werden sie sich wünschen, sie wären in Tyburn am Galgen gestorben. Er wird sie in Palästina an Land setzen. Dort können sie nicht viel Unheil anrichten — mitten in der Wüste, umgeben von Sarazenen, die ihnen den Kopf abschlagen möchten.« Cranston strich das Stück Pergament glatt. »Lauf zu, Henry, und sieh nach, wohin sie gerannt sind.«
    Der Büttel eilte hinaus.
    »Nun?« fragte Athelstan nach einigen Augenblicken.
    »Dieser dreiste...« Cranston hob den Kopf. »Oh, er hat uns gesagt, wo das Silber ist. Sie haben es nie aus dem Haus geschafft, sondern im Keller vergraben.«
    Athelstan wollte ihm folgen, aber der Coroner winkte ab. »Bleib nur hier, Bruder, ich werde das verdammte Silber

Weitere Kostenlose Bücher