Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous
die Stadt mittlerweile mit Meldungen über Wallners Verhaftung im Zusammenhang mit dem Tod einer Prostituierten. Sarah dachte eine Sekunde lang nach, bis sie beschloss, auf das höfliche Vorgeplänkel zu verzichten und ohne Umschweife zum Punkt zu kommen.
» Frau Bender, erzählen Sie mir endlich, was Sie wissen.«
Sabine Bender strich eine Strähne ihres Haares zurück und seufzte.
» Was wollen Sie wissen?«, fragte sie schließlich.
» Alles. Wie kamen Sie auf die Idee, dass jemand da draußen aufräumt, wie es Frau Mohn so schön formuliert hat?«
» Ich wollte sie doch heute Morgen noch anrufen«, jammerte Sabine Bender, » und ihr erzählen, dass es jetzt bergauf geht.«
» Wie meinen Sie das?«
» Heute Morgen kam ein Anruf vom AMS. Ich soll am Montagnachmittag zu einem Vorstellungsgespräch gehen. Ist das nicht wunderbar, Frau Pauli? Nach fast einem Jahr Arbeitslosigkeit kann ich vielleicht endlich wieder …«
Sie brach den Satz ab, seufzte wieder laut und begann zu weinen. » Es sollte doch ein schöner Tag werden.« Sie schnäuzte sich. » Und dann das.«
» Das freut mich für Sie, Frau Bender. Was ist es denn für ein Betrieb?«, lenkte Sarah die Frau ab.
» Haushaltswaren. Der Mann verkauft Haushaltswaren und sucht eine Verkäuferin in meinem Alter. Eine, die etwas davon versteht. Außerdem, hat der vom AMS gesagt, geht es auch irgendwie ums Alter. Der Mann will in fünf Jahren in Pension gehen, und jetzt sucht er halt … eben auch deshalb … eine ältere Angestellte, die mit ihm dann … Sie verstehen?«
» Verstehe«, bestätigte Sarah.
» Ist kein großer Laden, hat man mir gesagt. Der Chef … wo hab ich denn nur seinen Namen?«
Sabine Bender stand auf, ging ins Vorzimmer und kam wieder zurück. » War in meiner Handtasche«, erklärte sie. » Ich habe mir nämlich schon alles zusammengepackt. Man muss ja vorbereitet sein.« Sie sah auf das Blatt. » Franz Münch. So heißt der Besitzer des Ladens, bei dem ich mich melden soll.« Allein der Gedanke an das bevorstehende Gespräch zauberte Farbe in ihr Gesicht. Die Wangen glühten, und ihre Augen strahlten für kurze Zeit. » Das wollte ich Katharina heute erzählen. Sie hätte sich sicher mit mir gefreut. Sie war so. Missgunst oder Neid kannte diese Frau nicht, obwohl sie wirklich nicht auf die Sonnenseite des Lebens gefallen ist.«
» Haben Sie gewusst, dass sie …«
» Ja.«
» Frau Bender, was ist passiert? Warum hat Katharina Mohn als Prostituierte gearbeitet?«
» Geldsorgen. Sie hatte ja nicht mal genug zum Überleben, wie sollte sie da auch noch Schulden zurückzahlen?«
» Schulden?«, fragte Sarah.
» Das Gasthaus ihrer Eltern war hoch verschuldet, als sie es übernommen hat. Katharina glaubte daran, es weiterführen zu können, aber die Bank hat es sich sofort unter den Nagel gerissen, als sie einige Male mit den Rückzahlungen in Verzug kam. Die kennen da nichts. Setzen dich einfach von heute auf morgen auf die Straße.« Ihr Blick schweifte ab. » Jedenfalls blieb Katharina auch die nächsten Jahre von ihrem Lohn nur ein Teil. Der Rest ging für Rückzahlungen drauf. Das Gasthaus hatte nicht genug eingebracht, um die ganzen Schulden zurückzuzahlen. Es blieb nach dem Verkauf ein ganz schöner Batzen übrig, und als Katharina aufgrund der Arthritis mit der Arbeit aufhören musste, ließ sie sich eben etwas einfallen.«
» Prostitution.«
» Richtig. Darin sah sie die einzige Möglichkeit. Sie kannte das Haus in der Laxenburgerstraße. Fragen Sie mich nicht, woher. Ich habe sie nie danach gefragt.« Sabine Bender schlug die Hände vors Gesicht. » Glauben Sie mir, wenn ich das Geld gehabt hätte, ich hätte ihre Schulden zurückbezahlt. Aber mein Mann und ich haben auch nicht viel. Es reicht mal eben so.«
» Sie trifft keine Schuld, Frau Bender. Warum haben Sie und Katharina geglaubt, dass da draußen ein Wahnsinniger rumläuft?«
» Wallner hat Katharina gegenüber so komische Andeutungen gemacht.«
» Was für Andeutungen? Kommen Sie«, sagte Sarah.
Sabine Bender zögerte.
» Wenn Sie nicht wollen, dass noch mehr Frauen sterben, dann müssen Sie mir erzählen, was Sie wissen.«
» Wir wollten doch nicht, dass Ihnen auch noch was passiert. Hilde Jahn …«
Sarah machte eine wegwerfende Handbewegung. » Dafür ist es jetzt zu spät. Er hat mich angerufen und mich bedroht. Wenn Sie so wollen, Frau Bender, sitze ich jetzt mit Ihnen und zigtausend anderen Frauen in einem Boot.«
» Um Gottes willen, das wollten
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