Toedliches Verlangen
inneren Hunger erzählt hatte? Von seinem Fruchtbarkeitszyklus, der unkontrollierbaren Begierde, dem Risiko, das er für sie darstellte?
Verdammt seien Rikar und seine Theorie.
Gar nichts war sicher. Außer einem. Wenn Myst die ganze Wahrheit erfuhr, würde sie vor ihm davonlaufen.
Was blieb ihm also übrig? Nichts. Ja, das fasste es ganz gut zusammen.
»Bastian?«
»Iss mit mir, Bellmia« , sagte er und spielte auf Zeit. »Lass mich dich verwöhnen, wie ein Mann es tun sollte und … dabei erkläre ich es.«
Zumindest ein wenig. Nicht alles, aber … ein Stück Wahrheit war besser als gar nichts. Oder?
Bastian schloss die Augen, vergrub das Gesicht in ihrem Haar und zog sie fest an sich, während er tief einatmete. Möge Gott ihm vergeben. Er war egoistisch. Tiefer konnte er nicht sinken, als selbst zu nehmen, was sie ihm allem Recht nach schenken sollte.
Aber restlose Ehrlichkeit konnte er sich nicht leisten. Nicht heute Nacht.
Nicht, bis der Sturm der Begierde vorüber und die Wasser, durch die er navigierte, wieder ruhiger waren.
Das Schokoladensoufflé sah köstlich aus. Zu dumm, dass Myst nichts schmeckte.
Trotz Daimlers Talent und dem Gourmetmenü schmeckte alles nach Sägemehl. Ihre Geschmacksknospen hatten den Streik ausgerufen und demonstrierten im Eingang ihrer Mundhöhle: die kleinen Schilder in die Luft gestreckt, forderten sie lauthals eine ganz andere Mahlzeit. Eine, die mit B begann und mit N aufhörte.
Myst schwor, dass sie die kleinen Fieslinge skandieren hören konnte … gebt mir ein B. A. S. T. I. A . und N !
Sie rutschte auf ihrem Stuhl herum, suchte nach einem Ausweg aus der körperlichen Unruhe und versuchte, den Lärm in ihrem Kopf zu verdrängen. Zum verdammten fünften Mal. Die hartnäckige Stimme in der hinteren Hälfte ihres Gehirns schrie lauter. Ihr Herz legte noch einen Takt zu, schlug heftig gegen ihren Brustkorb. Erneut rutschte sie hin und her und spielte mit der Gabel in ihren Fingern, beobachtete den silbernen Glanz im Kerzenlicht.
Himmel, was war nur los mit ihr? Dass der heraufziehende Sturm sie unter Strom setzte, war eine Sache. Die Ruhelosigkeit kannte sie. Aber dieses irrsinnige sexuelle Verlangen?
Etwas Vergleichbares hatte sie noch nie gefühlt. Und es wurde immer schlimmer.
Jeder Augenblick brachte sie näher an die Kernschmelze. Das brennende Verlangen pulsierte durch ihre Adern, machte sie überempfindlich, hielt sie gefangen in ihrer Lust. Sie versuchte, das Gefühl zu verdrängen und vernünftig zu sein. Aber ihre Fantasie wollte sie nicht in Ruhe lassen. War es normal, dass sie sich vorstellte, über das teure Porzellan zu springen, um die Arme um Bastian zu schlingen?
Mit halb geschlossenen Augen hätte Myst beinahe aufgestöhnt, als das Bild ihren Verstand überflutete. Hmm, es würde sich wunderbar anfühlen, auf seinem Schoß zu sitzen, ihn tief in sich zu spüren, während sie seine Zunge mit der eigenen liebkoste.
Zwischen ihren Beinen flammte Hitze auf. Erneut wand sie sich auf ihrem Stuhl, warf sich Nymphomanie vor. Aber, verdammt, es hatte irgendetwas mit Bastian zu tun. Sie nahm ihn auf eine Art wahr, die sie nie zuvor erlebt hatte und …
Okay, so viel zur Selbstbeherrschung. Sie war offiziell wahnsinnig. Auf der Liste mit der Überschrift »Vor Liebe den Verstand verloren« hatte sie jedes einzelne Kästchen angekreuzt. Und jetzt fiel sie in einen Abgrund, aus dem sie niemals wieder würde herausklettern können.
Wunderbar. Einfach … toll.
Sie verbarg eine weitere unruhige Bewegung, indem sie ihr Soufflé erdolchte. Sie stellte sich vor, es sei ihre Libido. Dem Ding musste schnellstens die Luft abgelassen werden, bevor sie sich blamierte. Über Bastian herzufallen würde kein gutes Ende nehmen. Mr. Gestärkt-und-Gemangelt würde in Ohnmacht fallen, wenn sie sein kulinarisches Meisterwerk zerstörte. Ganz klar. Das wäre ihr eine Lektion … Daimler würde ausrasten und sie dann in einen Benimmkurs schicken, damit sie Manieren lernte.
Trotzdem dachte sie darüber nach. Von Daimler getadelt zu werden, könnte es vielleicht wert sein. Mit ihrem Dessert war Schlagsahne auf dem Tisch aufgetaucht und …
Sie biss sich auf die Unterlippe. Himmel, er würde gut schmecken, so ganz in Sahne getaucht. Ihr Mund wurde trocken. Sie schluckte und warf Bastian aus dem Augenwinkel einen Blick zu. Er starrte auf seinen Teller, räusperte sich und rutschte auf seinem Stuhl hin und her.
Seine Brustmuskeln zuckten und lenkten alle Aufmerksamkeit der
Weitere Kostenlose Bücher