Toedliches Verlangen
Ihre Affäre mit Bastian würde kein gutes Ende nehmen, und trotzdem folgte sie ihm wie ein Lamm, das man zur Schlachtbank führt.
Auf der Schwelle zum Esszimmer stand Bastian zwischen den offenen Flügeltüren und musterte den Raum. Er war hell erleuchtet, Kerzenlicht spiegelte sich in poliertem Silber und handgeschliffenem Kristallglas. Ein ziemlicher Kontrast zu der bierseligen, geschwätzigen Pokerrunde, die der Tisch jeden Samstagnachmittag zu sehen bekam. Normalerweise roch der Raum nach Sportumkleide und den Käse-Crackern, die Wick so gerne aß, während er sie beim Pokern schlug.
Daimler hatte sich selbst übertroffen. Mal wieder. Aber für den Numbai drehte sich schließlich alles darum, diejenigen zufriedenzustellen, denen er diente. Na ja, und ums Essen.
In der Küche verpasste der Kerl keinen neuen Trend. Experimentierte ständig herum und entwickelte kreative Gerichte in Sternequalität. Was eine gute Sache war. Daimler sorgte unter den Kriegern für kulinarische Zufriedenheit, während er sicherstellte, dass jeder von ihnen die Nährstoffe bekam, die er brauchte, um in erstklassiger Kampfform zu bleiben. Auch wenn Bastian ohne die verkünstelten Garnituren leben könnte. Ein Steak war ein Steak. Der ganze andere Müll war Augenwischerei.
Heute Abend jedoch wusste Bastian Daimlers Hang zum Drama zu schätzen. Der Kerl mochte ihn mit seinen Marzipanblumen auf den Cupcakes wahnsinnig machen, aber er wusste, wie ein romantischer Abend für zwei aussah.
Noch immer hielt er Mysts Hand in der seinen, drückte sie sanft und fragte: »Hunger?«
»Ich könnte schon etwas essen.« Ihr stockte der Atem, als sie den Tisch entdeckte. »Wow.«
Sie löste die Finger aus den seinen und trat um ihn herum. Während er den Verlust ihrer Wärme bedauerte, glitt ihr Blick über die Kerzenhalter, das weiße Leinen, die zwei Platzteller am Ende des langen Tisches. Langsam blieb sie stehen und legte eine Hand auf die Lehne einer der Polsterstühle. Die Stille dehnte sich aus, legte sich eng um seine Brust, bevor sie sich umdrehte und ihn ansah.
Mit Skepsis im Blick fragte sie: »Wozu die fürstliche Bewirtung?«
»Ich dachte, wir könnten zusammen essen.«
»Willst du meine ehrliche Meinung hören?«
»Klar«, murmelte er und beobachtete sie angestrengt, versuchte, ihre Laune abzuschätzen. Nachdenklich. Zu still. Nervös. Nicht unbedingt die Reaktion, die er sich ausgemalt hatte, als er Daimler gebeten hatte, ein romantisches Dinner vorzubereiten.
»Das Ganze hier?« Eine Hand zupfte an der Bordüre des Stuhlrückens, die andere deutete auf den Tisch. »Das brauchst du alles nicht, Bastian. Ich gehöre ohnehin ganz dir.«
Ihr Geständnis hätte Bastian gefallen sollen. Stattdessen besorgte es ihn. Ihre Zerrissenheit verdunkelte die Luft um sie herum, warnte ihn besser als alle Worte. Sie dachte an Flucht. Er warf es ihr nicht vor. Die Welt, in der er lebte, würde nie einfach für sie sein. Für eine Frau war sie befremdlich, ein seltsamer Ort voller neuer Regeln – und Myst war praktisch alleine hier. Es gab keine anderen Frauen, mit denen sie sprechen oder Zeit verbringen konnte … niemand, der ihr half, sich in diesem neuen Leben zurechtzufinden.
Ein Stich traf ihn in die Brust. »Und das macht dir Angst … zu mir zu gehören?«
»Ja … nein … ich weiß es nicht«, sagte sie mit leiser Stimme. Sie klang verloren.
»Es ist in Ordnung, verunsichert zu sein, Myst«, sagte er in dem unbedingten Versuch, sie zu beruhigen. Was sie miteinander teilten, war seltsam. Und als er sich von der Tür auf sie zubewegte, bemühte Bastian sich, die richtigen Worte zu finden, um ihr zu sagen, dass er sie verstand. »Das Gefühl zwischen uns ist unerwartet. Ein bisschen überwältigend. Für mich auch.«
Ihr Griff um die Stuhllehne verstärkte sich, als er hinter ihr stehen blieb, nah, aber ohne Körperkontakt. Als sie erzitterte, verlor er den Kampf. Sein Drang, sie zu trösten, war zu stark. Er musste sie in seinen Armen spüren. Auf Dragonisch murmelte er auf sie ein, nutzte seine Stimme, um sie einzuhüllen und zu beruhigen, schloss sie in die Arme und zog ihren Rücken fest an seine Brust.
Ein Beben lief aus ihrem Körper in den seinen. »Du hast noch nie …«
»Nein.« Er senkte den Kopf, vergrub das Gesicht in ihrem Haar, füllte seine Lungen mit ihrem Duft. »Es hat nie jemanden in meinem Leben gegeben. Nur dich.«
»Okay. Das ist gut. Wirklich gut, aber … was jetzt? Ich meine … O Gott.« Ihre Stimme
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