Toedliches Verlangen
zitterte, verlieh ihrer Angst Ausdruck. Sie bebte wie ein kleines Tier, kurz davor davonzuspringen. »Wir kennen uns erst seit vier Tagen. Seit vier Tagen! «
»Ich weiß.«
»Ich meine … Himmel. Wir kennen uns erst so kurz, und ich habe schon …« Mit einer abrupten Bewegung drehte sie sich in seinen Armen um. Sie schüttelte den Kopf, Angst lag in ihren Augen, als sie seinen Blick suchte. »Vollkommen den Verstand verloren. Deinetwegen. Stehe total neben mir. Das ist doch nicht …«
»Normal? Nein, Liebes, das ist es nicht.«
Gott sei Dank. Er liebte, was er für sie empfand und was sie im Gegenzug für ihn fühlte. Die bloße Stärke ihrer Verbindung gab ihm Kraft, schenkte ihm Hoffnung, wo es zuvor keine gegeben hatte. Und als er sie in den Armen hielt, wollte er in diesem Gefühl versinken und nie wieder auftauchen. Er musste ihr zeigen, dass was sie fühlten, gut und ehrlich war … auf einer kosmischen Ebene vorherbestimmt, die alle Unterschiede und Grenzen überwand.
»Was wir miteinander teilen … die Verbindung, die wir zueinander haben?« Er hielt sie weiter im Arm, hob aber eine Hand an ihr Gesicht, strich sacht über ihre Haut. »Ist stark und sehr selten.«
Mit zusammengezogenen Brauen starrte sie zu ihm hoch. In ihrem Blick erkannte er alles, was er den Tag über gefühlt hatte: Verwirrung, Neugier, Angst vor dem Unbekannten. Und trotzdem, obwohl sie sich fürchtete, akzeptierte sie seine Berührung, wollte, dass er damit fortfuhr. Sie wollte die Wahrheit. Er musste es ihr sagen, aber …
Wo sollte er anfangen?
Am Anfang? Am Ende?
Gefühle waren nicht seine Stärke. Ja, er empfand sie, hatte sie aber immer unterdrückt, die Verletzbarkeit gemieden wie eine Axt im Kopf. Aber mit ihr in seinen Armen und dem leuchtenden Flehen in ihren Augen konnte er sich nicht widersetzen. Sie verdiente alles, was er geben konnte.
Mit einem tiefen Atemzug sammelte Bastian seine Magie. Auf seinen Ruf hin brandete sie auf, schoss heiß durch sein Rückgrat bis in seine Fingerspitzen. Er hielt ihren Blick fest und öffnete die Verbindung zu ihrer Energiequelle, ließ ihre Gefühlsebenen miteinander verschmelzen. Hier offenbarte er sich, erlaubte ihr, alles zu sehen: seine Liebe und seinen Respekt für sie, all die Begierde, die Sehnsucht und die Hoffnungen auf ihre Zukunft.
Ihr stockte der Atem, und Tränen füllten ihre Augen. »Ich sehe dich.«
Bastians Herz blieb mitten im Schlag stehen, hing bewegungslos in seiner Brust. Ich sehe dich. Menschliche Worte mit der Bedeutung des Drachenbluts. In den Bräuchen seiner Art trugen diese Worte ein uraltes Gewicht: Sie waren eine Anerkennung von Wertschätzung, Respekt und unsterblicher Hingabe.
Ich sehe dich.
Das bedeutsamste Kompliment, das man jemandem machen konnte.
Die Frage war … wie hatte sie das gewusst? Sie auf Gefühlsebene miteinander zu verbinden war eine Sache, ihre Fähigkeit, seine Gedanken zu lesen, eine ganz andere. Aber ihre Worte waren kein Zufall. Er sah das Verständnis in ihren Augen und … Himmel. War die Energieverbindung etwa so stark?
Der Gedanke kostete ihn fast das Gleichgewicht, schickte seinen Geist in eine Richtung, die er noch nie in Betracht gezogen hatte.
» Kalim, Bellmia «, sagte er zu ihr in seiner eigenen Sprache und erwiderte ihr Geschenk, ohne zu zögern. »Ich sehe dich auch.«
Sie nickte, mit einem langen Atemzug verließ sie die Anspannung. »Bastian, tust du mir einen Gefallen?«
»Was?«
»Sei ehrlich zu mir. Erzähl mir alles, was ich wissen muss, um dich zu verstehen. Deine Art zu verstehen. Die Welt, in der ihr lebt.« Mit besorgtem Gesichtsausdruck biss sie sich auf die Unterlippe. Sein Blick glitt hinunter zu ihrem Mund und … oh, Baby. Was für eine Ablenkung. Sie schickte ihn auf einen mentalen Abstecher, erinnerte ihn daran, wie gut sie schmeckte. Wie sehr er wieder in ihr sein wollte, während sie sagte: »Ich kann nicht hierbleiben, ohne zu verstehen, was es für mich bedeutet. Es darf keine Geheimnisse zwischen uns geben.«
Bastian runzelte die Stirn. Keine Geheimnisse? Das Konzept war ihm fremd. Die Angehörigen des Drachenbluts waren von Natur aus geheimniskrämerisch … mussten es sein, um in einer Welt zu überleben, in der die Menschen den Drachen tausend zu eins überlegen waren. Aber Myst war seine Gefährtin. Er wollte ihr vertrauen. Sein Leben mit ihr teilen. Ihr ohne Angst oder Zurückhaltung sein Herz öffnen.
Die Frage war … würde sie ihn noch wollen, nachdem er ihr von seinem
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