Toedliches Verlangen
nicht, Bastian«, flüsterte sie, das Gesicht aschfahl, während sie ihn mit leerem Blick ansah. »Vielleicht wäre ich geblieben, aber du hast es vorgezogen, mich anzulügen. Nachdem ich dich darum gebeten hatte, es nicht zu tun und du geschworen hast … Verdammt. Du hast es mir versprochen. Versprochen .«
»Ich weiß.« Er streckte die Hände zur Seite aus, flehte sie an. »Lass es mich wiedergutmachen.«
»Das kannst du nicht.«
»Bitte. Ich tue alles … gebe dir …«
»Ich kann das nicht.« Sie hatte Tränen in den Augen. Der Geruch von Verzweiflung und Betrug lag in ihrem Duft. »Ich kann … nicht hierbleiben.«
Mit einem Schluchzen brach sie den Blickkontakt ab und fuhr herum. Sie rannte um den Kamin und floh ins Esszimmer, die Decke flatterte wie ein Umhang hinter ihr her. Die Panik hatte sie fest im Griff. Eine Panik, die sie nach Luft schnappen ließ, ihren Verstand ausschaltete und sie in Gefahr bringen würde. Und es war seine Schuld. Er hätte einen besseren Weg finden sollen, es ihr beizubringen, ihr Zeit geben sollen, sich auszuruhen und von der Nacht zu erholen.
Der Selbsthass erstickte ihn beinahe, und Bastian setzte ihr nach. Er musste sie erreichen, bevor …
»Myst … nicht!«
»Bleib weg von mir«, schrie sie, bereits auf der anderen Seite des Tisches.
In dem verzweifelten Versuch, vor ihr die Tür zu erreichen, sprang er über die antike Holzplatte. Aber sie war schneller. Sie packte den Griff und riss die Tür auf. Sonnenlicht flutete in den Raum, die UV -Strahlung hämmerte auf ihn ein. Schmerz raubte ihm die Sicht, er warf sich zur Seite in die dunkelste Ecke, außer Reichweite des tödlichen Griffs der Sonne.
Flecken tanzten vor seinen Augen. Er fühlte nichts als Schmerz. Er schrie ihren Namen. Aber selbst als er sie anflehte zurückzukommen, wusste er, dass sie es nicht tun würde. Er hatte sie tiefer verletzt, als sie ertragen konnte. Sie hatte ihn bereits verlassen. Er spürte, wie die Distanz zwischen ihnen wuchs.
Kies stach in ihre nackten Fußsohlen, als Myst die Auffahrt hinunterrannte. Schmerz durchzuckte sie, schoss die Rückseiten ihrer Beine hinauf. Sie wurde nicht langsamer. Weniger als vier Meter trennten sie von der Freiheit … eine Leuchtfackel der Hoffnung, mit großen Garagentoren und Zedernholzverkleidung.
Himmel, es sah alles so normal aus. So sicher. Das Gebäude hatte nichts Ungewöhnliches an sich, bis auf die Tatsache, dass sie außer sich vor Angst darauf zurannte.
Schwanger.
Ihr Kopf hämmerte, als das Wort in ihrem Schädel widerhallte, bis sie nur noch ein Gefühl kannte: Panik. Lauf schneller. Sie musste schneller laufen. Vielleicht würde dann die Realität verblassen und sie könnte sich einfach weigern, es zu glauben. Es wäre sicher gesund. Die Sache ausblenden wie durch eine dicke Schicht Dreck auf der Windschutzscheibe, sodass sie nichts mehr sehen konnte. Der Situation ins Auge zu blicken würde ihr gar nichts bringen, außer noch mehr Tränen.
Ihr Atem ging in rauen Stößen, und sie blickte über die Schulter. Keine Spur von Bastian. Gott sei Dank. Wenn er sie zu fassen kriegte, wäre sie dran. Er würde sie zurück nach drinnen schleppen und sie einsperren. Aus Angst, er käme hinter ihr her, warf sie erneut einen Blick zurück. Die vernünftige Seite ihres Ichs wusste, dass er ihr nicht nachlaufen konnte. Das hatte sie während ihres Gesprächs letzte Nacht erfahren … als sie gedacht hatte, dass er so ehrlich mit ihr war.
Sie war eine Idiotin. Er hatte sie angelogen … schon wieder. Diesmal mit katastrophalen Konsequenzen.
Ein Schluchzen schnürte ihr die Kehle zu. Sie konnte nicht schwanger sein. Sie benutzte die sicherste Art der Verhütung, die man für Geld bekam. Aber mit der Magie und Bastian und …
O Gott. Alles war möglich.
Wie … okay, nicht wie. Sie wusste wie. Die nächste Frage war, warum. Aber auch diese Antwort kannte sie. Er hatte sie nicht zwingen wollen, und so verrückt es auch klang, sie verstand seine Logik. Der Meridian hatte sie beide um den Verstand gebracht, aber Bastian hatte vollkommen die Kontrolle verloren. Der Sturm der Begierde hatte ihn so wild gemacht, dass sie ihn mit leisen Worten und sanften Berührungen hatte vom Abgrund zurückbringen müssen. Er hatte auf sie gehört, jedes Mal, sein Verlangen nach ihr gebändigt, bevor er zu heftig mit ihr umging.
Aber ein paar Mal war es knapp gewesen. Also, ja, auf gewisse Weise verstand sie den Grund für sein Verhalten. Konnte sogar etwas
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