Toedliches Verlangen
sie schnell durch, während ihr Blick über die teuren Fahrzeuge glitt, bis er an einem Geländewagen hängen blieb. Der Denali stand an dritter Stelle, die Logik – und Daimlers extreme Ordnungsliebe – verrieten ihr, dass der passende Schlüssel an Haken Nummer drei hängen musste.
Sorgsam darauf achtend, in der Sonne zu bleiben, behielt sie den hinteren Teil der Garage im Auge und lief leise hinüber zu den Schlüsseln. Bastian war schnell. Er könnte aus dem Schatten hervorspringen und sie in den Tunnel und das Haus zerren, bevor sie wusste, was sie getroffen hatte. Langsam, vorsichtig streckte sie die Hand aus und ergriff den ersehnten Schlüssel. Metall klimperte, dann lag er ruhig auf ihrer Handfläche.
»Ich werde nicht zulassen, dass du stirbst«, wiederholte er, seine Stimme klang so verzweifelt, wie sie sich fühlte.
»Das ist doch Schwachsinn, und du weißt es. Du kannst mich nicht beschützen … nicht hiervor.«
»Rikar glaubt, ich kann es. Aufgrund unserer Verbindung und …«
» Wie viele Frauen überleben?« Mit schnellen Schritten lief sie zur Fahrertür des Wagens. »Sag es mir! Wie viele?«
Als ihr Schrei verhallte, stand Bastian auf. Er schützte mit einer Hand seine Augen und blieb tief in den Schatten, folgte aber ihren Bewegungen, lief neben ihr her, begleitete sie auf ihrem Weg, als sie an den Denali herantrat. Ihre Hand schloss sich um den Türgriff.
»Myst …«
»Sie sterben alle, oder?« Ihr Griff verstärkte sich. Himmel, wie gerne würde sie ihn ohrfeigen. Vielleicht verstünde er dann ihren Schmerz. »Genau wie …«
Caroline .
Mit offenem Mund blieb Myst reglos stehen.
»O mein Gott.« Die Testergebnisse. Diese ganzen Anomalien. Bis zur achtundzwanzigsten Schwangerschaftswoche war Carolines Blutbild makellos gewesen. Danach war irgendetwas Seltsames passiert … vielleicht eine Ausprägung der Drachen- DNA ? Eine Art hormonelle Verschiebung – vielleicht sogar eine magische –, die das Baby schützte, aber der Mutter schadete?
Ihre Gedanken rasten, während sie Bastian ansah. Es gab vielleicht Hoffnung. Okay, es war die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, aber …
Sie musste ins Krankenhaus und Carolines Krankenakte einsehen. Ihr Instinkt sagte ihr, dass der Schlüssel im Blutbild lag. Vielleicht hatten die Labortechniker die Blutplättchen analysiert? Vielleicht hatte der Pathologe irgendetwas Seltsames im Autopsiebericht vermerkt. Ein kleines Detail. Ein winziger Hinweis. Das war alles, was sie brauchte, um auf die richtige Spur zu kommen, um eine Antwort zu finden, die ihr Leben retten könnte.
Myst riss die Tür des Geländewagens auf. »Ich muss gehen.«
»Bleib … gib mir noch eine Chance.«
»Nein«, flüsterte sie und kämpfte gegen den Drang, sich überreden zu lassen. Sogar jetzt – wütend und verletzt – wollte sie ihn berühren … ihn im Arm halten und von ihm gehalten werden. »Bastian, bitte. Du musst mich gehen lassen.«
»Ich kann nicht«, sagte er, seine Augen schimmerten in der Dunkelheit. »Ich liebe dich, Myst. Ich kann dich nicht gehen lassen, solange du dort draußen nicht sicher bist.«
Noch mehr Tränen. Er liebte sie. Es war nicht fair. Es war alles, was sie je gewollt hatte, und doch konnte sie nicht bleiben. Die Wahrheit aufzudecken – herauszufinden, was Caroline umgebracht hatte – war im Moment wichtiger als seine Wünsche.
»Du hast keine Wahl«, sagte sie. Ihre Stimme war rau vor Trauer. »Und ich auch nicht.«
Mit einem erstickten Schluchzen kletterte sie auf den Sitz und zog die Tür hinter sich zu. Sie rammte den Schlüssel ins Zündschloss und startete den Motor. Sie hörte Bastian aufschreien, sah im Seitenspiegel, wie er auf sie zusprang, und legte eher aus Verzweiflung als aus echtem Willen den Gang ein. Bevor er sie aufhalten konnte, drückte sie den Fuß nach unten und jagte auf quietschenden Reifen und einer Welle von Schmerz aus der Garage.
Als sie hinaus ins Sonnenlicht schoss, wo er sie niemals würde erreichen können, flüsterte sie: »Ich liebe dich auch.«
Aber es war zu spät, und es würde nicht reichen. Das wusste sie mit Bestimmtheit.
Plastik knisterte, als Ivar seine Hand in die Tüte steckte und zwei Scheiben Brot herausnahm. Sein Magen knurrte, er hatte während der Ausrichtung und der langen, lustvollen Nacht alle Energie verbraucht. Nun ja, zumindest für ihn lustvoll. Die Kleine hatte nicht so viel Spaß gehabt.
Er hatte sie eine Stunde vor Sonnenaufgang liegen lassen. In einer Gasse am
Weitere Kostenlose Bücher