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Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy

Titel: Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy Kostenlos Bücher Online Lesen
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nennen es Polizisten und Feuerwehrleute - alle Einsatzkräfte, die auf einen Notruf reagieren -, wenn eine Wohnung so zugemüllt ist, dass es gefährlich sein kann, sie zu betreten.« Mike nahm ein paar Zeitungen vom nächstgelegenen Stapel. »Schau dir das an. Drei Jahre alt. Hast du noch nie von den Gebrüdern Collyer gehört?«
    »Nein.«
    »Das waren zwei reiche Typen, die in den Dreißigerjahren in Harlem lebten. Gebildet, aus einer prominenten Familie, aber sehr exzentrisch. Sie sammelten alles, was sie auf der Straße fanden. Totale Messies. Menschenscheue Messies.« Er griff zum nächsten Stapel. »Da sieh an, Kataloge von Londoner Buchauktionen.«
    Noch immer keine Spur von Travis. Mike reichte mir zwei der Kataloge. »Von 2002«, sagte ich. »Ein bisschen zu spät, um noch mitzubieten.«
    »Als Homer Collyer, der ältere der beiden Brüder, erblindete, begann der Jüngere, die Zeitungen aufzuheben.« Mike zeigte mit einer weit ausholenden Handbewegung auf Forbes’ alte Tageszeitungen.

    »Warum denn das?«
    »Für den Fall, dass Homer jemals wieder sehen würde. Damit er alles nachlesen könnte, was er verpasst hatte. Sie legten sogar Fallen in der ganzen Wohnung aus, zum Schutz gegen Einbrecher. Bis der Jüngere dann selbst in eine Falle tappte und unter dem Gerümpel lebendig begraben wurde. Homer verhungerte daraufhin. Die Ratten erledigten den Rest.«
    »Verstehe.«
    »Wenn man zu einer Collyer-Situation gerufen wird, weiß man nicht, was einen unter den Müllbergen erwartet. Trödel? Gestohlene Bücher? Oder vielleicht auch ein, zwei Leichen?«
    Mikes Handy klingelte. Er lauschte und wiederholte dann, was Mercer gesagt hatte. »Travis hat gerade hinten zum Fenster rausgeschaut und Mercer gesehen. Vielleicht kommt er jetzt in unsere Richtung.«
    »He!«, rief Forbes vom anderen Ende des Flurs. »Sie können nicht einfach so das Schloss aufbrechen und reinkommen.«
    »Ich war’s nicht, ich schwör’s«, sagte Mike. »Es ist … es ist von allein aufgegangen. Was soll dieser ganze Kram, Travis? Wissen Sie eigentlich, wie gefährlich es ist, so viel Papier in der Wohnung zu lagern? Das verstößt gegen den Brandschutz.«
    Entweder schämte sich Travis Forbes für Mikes Entdeckung oder er mochte keinen Blickkontakt. Ich schätzte ihn auf Ende zwanzig und ungefähr meine Größe. Eine Spur Traurigkeit lag in seinen dunklen Augen, aus denen er uns hinter den Brillengläsern angespannt ansah. »Ich weiß«, sagte er.
    »Was hat es mit den alten Zeitungen auf sich?«, fragte Mike.

    »Ich hatte die Sachen ursprünglich für Eddy aufgehoben. Sachen, von denen ich annahm, dass er sie im Gefängnis nicht bekommen würde. Es ist … es ist nur eine Angewohnheit.«
    »Aber Eddy hat Ihnen dann doch bestimmt irgendwann erzählt, dass es im Bundesknast eher wie im Ferienlager zugeht. Die New York Times , das Wall Street Journal - was anderes lesen diese Gauner und Ganoven doch gar nicht.«
    »Wie ich schon sagte, reine Gewohnheit. Ich mach es halt einfach.«
    »Interessieren Sie sich auch für seltene Bücher?«, fragte Mike und nahm mir den Katalog aus der Hand.
    »Nein, nein. Ich … ich habe das für Eddy aufgehoben.«
    »Diese Auktion fand aber vor der Verhaftung Ihres Bruders statt, Jahre bevor er ins Gefängnis kam«, sagte ich.
    »Dann hat er mir die Sachen wahrscheinlich gegeben, damit ich sie für ihn aufhebe.« Travis zuckte die Achseln. »Ich habe viele von Eddys Sachen.«
    »War das FBI schon mal hier?«, fragte Mike.
    »Man hat mir seine Sachen übergeben, nachdem Eddy in Schwierigkeiten gekommen war. Er musste aus seiner Wohnung und konnte sie nirgendwo einlagern. Das FBI hat alles durchgesehen. Sie wissen über alles Bescheid.«
    Für Travis Forbes wie für mich war es offensichtlich, dass Mike am liebsten die Wohnung betreten hätte, um in den Bergen von Papier nach gestohlenen Büchern, Landkarten oder sonstigen Wertgegenständen zu suchen. Er wusste auch, dass er dafür keinerlei Handhabe hatte.
    »Wohnt hier außer Ihnen noch jemand?«, fragte
Mike. Neben der Tür hingen mehrere Jacken an einem Holzbrett.
    »Nein.«
    »Sammeln Sie auch Klamotten?« An dem einen Haken hingen Windjacken in verschiedenen Farben und Stärken übereinander, an einem anderen ein Blaumann mit dem Logo eines Strombetreibers auf dem Ärmel und darunter ein weißer Laborkittel.
    Forbes antwortete nicht.
    »Wann war Eddy das letzte Mal in der Stadt?«
    »Er war nicht mehr hier, seit man ihn ins Gefängnis gesteckt hat. Ich

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