Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy

Titel: Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
sind sehr gut zu mir.«
    »Das ist schön - meine sind es auch«, sagte ich. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gern mehr über die Bücher hören.«
    »Ich habe Bücher immer geliebt. Vielleicht weil ich mit ihnen aufgewachsen bin. In unserer Familie waren sie der Mittelpunkt des Universums.«
    »Hatten Sie selbst auch Bücher?«
    »Unser Vater hat uns sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass die Bestände der Bibliothek etwas Besonderes waren und nichts davon uns gehörte. Aber an den Feiertagen bekamen wir von den Kuratoriumsmitgliedern immer Bücher geschenkt. Die Geburtstage sind mir am besten in Erinnerung. Wenn wir da von der Schule nach Hause kamen, wurden wir, in unserem feinsten Sonntagsstaat, ins Büro des Präsidenten gerufen, wo uns ein Kuratoriumsmitglied ein Geschenk überreichte und die Bedeutung des jeweiligen Buchs und Autors erklärte.«
    »Das klingt nach einem schönen kleinen Brauch.«
    »Das war es auch. Auf die Art und Weise bin ich zu meinem ersten Exemplar von Stolz und Vorurteil gekommen. Mir haben sie natürlich vor allem Bücher von Jane Austen gegeben. Diese Geschenke haben mir
ein Leben lang Freude bereitet, Alex. Deshalb war es umso schmerzlicher für mich, als mein Sehvermögen nachließ.«
    »Die Bücher, die man Ihnen geschenkt hat, Ms Eliot - waren das gewöhnliche Bücher, wie man sie auch in einer Buchhandlung kaufen kann?«
    »Es gibt keine gewöhnlichen Bücher, nicht wahr? Aber diese waren immer besonders außergewöhnlich. Sie hatten Einbände aus wunderschönem Maroquinleder, oder sie waren in diesen - wie nennt man diese Dinger? - Buchkassetten aufbewahrt. Ich weiß noch genau, wie es sich anfühlte, wenn man die Bücher zum ersten Mal in die Hand nahm.«
    »Kannten Sie die Kuratoriumsmitglieder?«
    »Die meisten kannten natürlich meinen Vater gut. Es war seine Aufgabe, für die Sicherheit und den Schutz ihrer Schätze zu sorgen, so gut wie es damals eben möglich war. Er kümmerte sich darum, dass in der Bibliothek alles einwandfrei funktionierte. Und meine Mutter übernahm bei kleineren Zusammenkünften manchmal die Bewirtung - sie hat alles selbst gekocht, in unserer Küche. Sie war wirklich eine Heilige.«
    »Diese Geschenke, die Sie bekommen haben«, sagte Mercer. »Waren das neue Bücher?«
    »Teils, teils, wenn ich mich recht erinnere.« Jane Eliot stützte sich mit dem Ellbogen auf die Stuhllehne und schloss die Augen, um nachzudenken. »Später, als ich mehr über diese Dinge wusste, drängte sich mir der Verdacht auf, dass wir auch manchmal den Ausschuss bekamen, Zweit- oder Drittauflagen, die für die großen Sammler wertlos waren, oder Mängelexemplare mit Rissen oder Verfärbungen. Aber sie haben mir trotzdem die Welt erschlossen, Alex. All die Klassiker,
die große Literatur. Wir drei waren einfach nur dankbar, dass wir sie hatten.«
    Ich konnte meine Aufregung kaum verbergen. Der Täter musste den Einbruch inszeniert haben, um sich etwas zu holen, dessen Wert Jane Eliot nicht einmal ahnen konnte.
    »Haben Sie diese Bücher noch immer bei sich zu Hause, Ms Eliot?«
    Sie streckte das rechte Bein aus und stöhnte, als sie sich bückte, um an ihrer Strumpfhose zu zupfen. »Ich habe sie vor zehn Jahren weggegeben, vielleicht noch früher. Was hätten sie mir noch genützt? Ich habe sie immer und immer wieder gelesen, als ich noch sehen konnte. Jetzt soll sich die nächste Generation daran erfreuen.«
    »Aber Sie wissen, wo die Bücher sind?«, fragte Mercer.
    »Bei meinen Großnichten und Großneffen.«
    »Sie können sich wirklich glücklich schätzen«, sagte ich. »Lebt Ihre Familie hier, in New York?«
    »Aber nein. Ein Teil wohnt in Buffalo, der andere in Santa Fe. Es müssen wohl mehrere hundert Bücher gewesen sein, die ich an die Verwandtschaft verteilt habe.«
    Ich lehnte mich zurück, ebenso enttäuscht, wie es der Einbrecher gewesen sein musste, nachdem er in Eliots Wohnung nichts gefunden hatte.
    »Sie haben kein einziges Buch für sich behalten?«, fragte Mercer.
    »Helfen Sie mir auf, Pridgen«, sagte Jane Eliot. »Wenn ich zu lange sitze, rosten meine Gelenke ein.«
    Der Sergeant half ihr beim Aufstehen.
    »Laufen Sie bitte ein paar Meter mit mir.« Sie hängte sich bei Mercer und mir ein und wandte sich zur Tür.
»Ich habe nur eins behalten. Gezwungenermaßen. Ediths Tochter wollte nichts damit zu tun haben.«
    »Warum denn das?«, fragte ich.
    Sie zuckte zusammen, als sie ihr linkes Bein belastete. »Zu ihrem zwölften Geburtstag bekam

Weitere Kostenlose Bücher