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Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy

Titel: Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wutanfall. Ich höre sie heute noch schreien. Als Nächstes setzte sich meine Mutter in den Kopf, dem Kuratoriumsmitglied, von dem meine Schwester das Buch geschenkt bekommen hatte, die Leviten zu lesen. Sie fand einige Briefe, die er Edith geschrieben hatte, um ihr zu sagen, wie stolz er auf ihre guten Noten sei.«
    »Woher wusste er, welche Noten sie hatte?«, fragte Mercer.
    »Manche Kuratoriumsmitglieder - die netteren unter ihnen - stellten uns immer solche Fragen, wenn sie Vater besuchen kamen oder wenn sie uns an den Feiertagen sahen. Harmlose Fragen. Welche Bücher wir mochten. Welche Fächer wir in der Schule hatten. Wir waren doch die kleine Bibliotheksfamilie. Aber Edith bewahrte die Briefe des Mannes auf, in denen er ihr anbot, sie in seinem Automobil mitzunehmen - damals hatte doch noch niemand ein Auto - und ihr Teile der Stadt zu zeigen, die sie noch nicht kannte. Er habe keine Tochter, nur einen Jungen, und wolle ihr Freund sein.«
    »Ich kann verstehen, warum sich Ihre Mutter aufgeregt hat«, sagte ich. »Edith war damals doch erst zwölf Jahre alt.«
    »Ja, Madam. Genau wie Alice Liddell. Also lief Mutter Amok. Ich weiß noch, wie sie eines Nachmittags nach Hause kam und Edith sagte, dass sie die ganze Fifth Avenue entlang zu seiner Villa marschiert war, einen Tag nach einem heftigen Schneesturm. Sie klopfte an die Tür und verlangte den Mann zu sprechen. Sie wollte ihm das Buch zurückgeben. Stellen Sie sich das mal vor! Sie legte sich mit einem so reichen und mächtigen Mann wie einem Kuratoriumsmitglied
der New York Public Library an!«, sagte Eliot voller Stolz auf den Mut ihrer Mutter. »Sie verbat Edith, weiterhin Geschenke von ihm anzunehmen und ihn zu besuchen.«
    »Ms Eliot.« Ich konnte meine Ungeduld kaum zügeln. »Kennen Sie den Namen des Kuratoriumsmitglieds? Des Mannes, der Edith das Buch gegeben hatte?«
    Ihre Pantoffel schlurften auf dem Linoleum.
    »Natürlich«, sagte sie. »Er hieß Jasper Hunt. Jasper Hunt. Edith sagte, dass er sich selbst als der verrückte Hutmacher bezeichnete. Sie war stinksauer auf Mutter, weil sie ihr den Spaß verdorben hatte.«
    Jasper Hunt jr., der exzentrische Besitzer der seltensten Karte der Welt.
    »Hat Edith Ihnen jemals gesagt, was sie mit ›Spaß‹ meinte?«, fragte ich.
    »Nicht, was Sie denken, Alex. Nein, nein. Mr Hunt hat nie etwas Unanständiges getan, das hat mir Edith versichert. Aber Mutters Bedenken galten seinen Absichten. Edith hingegen kam es vor, als hätte man sie eines großen Abenteuers beraubt, der Chance, wie eine Erwachsene behandelt zu werden. Im Nachhinein würde ich sagen, dass Mutter da tatsächlich etwas im Keim erstickt hat.«
    »Wie sind Sie dann zu dem Buch gekommen?«
    »Mr Hunt hatte sehr viel Geduld mit meiner Mutter. Er bat sie in sein Haus, ließ Tee und Gebäck servieren und entfernte die anstößigen Fotos. Aber er sagte ihr, sie müsse das Buch behalten. Es würde eines Tages viel Geld wert sein, und das dürfe sie Edith nicht nehmen.«
    »Also hat Ihre Mutter das Buch wieder mit nach Hause gebracht?«, fragte Mercer.

    »Ja, aber sie hatte so viel Wirbel um die Sache gemacht, dass sie es nie zugeben wollte. Bis sie starb. Sie hatte es all die Jahre über in ihrem Wäscheschrank aufbewahrt. Erst kurz vor ihrem Tod bat sie Edith, es zurückzunehmen und schätzen zu lassen.«
    »Aber da wollte Edith es nicht mehr.«
    »Meine Schwester war stur«, sagte Jane Eliot. »Aus ihrer Sicht hatte es ihr ihren Geburtstag ruiniert. Sie wollte nichts mehr damit zu tun haben. Die ganze Sache war ihr vor den Angestellten und allen schrecklich peinlich gewesen. Sie wissen ja, wie Mädchen in diesem Alter sind.«
    »Natürlich«, sagte ich. »Haben Sie das Buch jemals einem Händler gezeigt?«
    »Vor ein paar Jahren, nach Ediths Tod, rief ich in der Bibliothek an. Ich hatte ja keine Ahnung, wie ich einen seriösen Händler finden könnte. Die Assistentin des Präsidenten nannte mir den Namen eines Mannes, mit dem sie eng zusammenarbeiteten. Seinen Namen weiß ich nicht mehr. Als ich endlich dazu kam, ihm zu schreiben, erhielt ich als Antwort auf meinen Brief ein Schreiben des FBI. Darin stand, dass der Mann im Gefängnis war. Das hat mich schockiert. Schließlich war er mir ja von der Bibliothek empfohlen worden.«
    »Es muss Eddy Forbes gewesen sein«, sagte ich.
    »Forbes. Das könnte der Name gewesen sein.«
    »Haben Sie ihm in Ihrem Brief das Buch beschrieben?«
    »Natürlich, deshalb wollte ich doch mit ihm sprechen. Ich

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