Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy
Bea. »Damals war sie wahrscheinlich nur mit einer dünnen Grasnarbe bedeckt.«
Mike und Mercer knieten sich jeweils an ein Ende des Kastens. »Hier auf meiner Seite scheint keine Öffnung zu sein«, sagte Mike. »Absolut dicht. Wie sieht’s bei dir aus?«
»Hier genauso.«
Bea ging nachdenklich zurück zum Haus. »Vielleicht gibt es noch einen anderen Zugang.«
Ich folgte ihr in die Küche, wo sie sich umdrehte und die Küchenschränke über der Spüle betrachtete. Sie waren so hoch angebracht, dass keiner von uns sie erreichen konnte. »Sie sind größer als ich, Alex.«
Ich zog einen Stuhl heran und stieg auf das alte Waschbecken. Ich zog an der alten Klappe, die wahrscheinlich von keinem Mieter weiter beachtet worden war.
Nach anfänglichem Klemmen flog die Tür plötzlich so weit auf, dass ich fast nach hinten gestürzt wäre. Bea hielt mich an den Beinen fest.
Die frischen Spuren in der dicken Staubschicht auf dem Regalbrett ließen vermuten, dass jemand hineingefasst hatte.
»Sie könnten recht haben, Bea«, sagte ich.
»Hey, Mike«, rief sie. »Kommen Sie und helfen Sie uns.«
Mercer und Mike waren in Sekundenschnelle bei uns.
»Machen Sie sich nützlich, Bea«, sagte Mike. »Ich halte sie an den Beinen fest.«
Er legte seine Hände um meine Unterschenkel und drückte sie kurz, um mir zu verstehen zu geben, dass alles wieder in Ordnung war. Ich griff hinter mich und zauste sein dichtes schwarzes Haar.
Mercer öffnete einige Schranktüren, bis er eine Trittleiter fand. Er half mir runter, stieg auf die Leiter und verschwand mit dem Oberkörper in dem Schrank. »Die Rückseite ist nur Attrappe.«
Er lehnte sich zur Seite und entfernte die Rückwand. Hinter dem etwa ein Meter breiten Schrank kam eine Seitenwand des Metallkastens zum Vorschein, den wir gerade von oben gesehen hatten.
Direkt vor Mercer war ein Schlüsselloch - ein altmodisches
Design, passend zu einem Schlüssel mit Bart und verziertem Griff.
»Ruf im Labor an, Mike«, sagte ich. »Sie sollen uns den Schlüssel herschicken, den ich in der Bibliothek gefunden habe.«
38
»Es ist eine Fälschung«, sagte Bea Dutton, nachdem wir die kurze Strecke von der 93. Straße Ost zu mei - ner Wohnung gefahren waren, und breitete mit behandschuhten Händen das Pergament, offenbar ein Ausschnitt der Weltkarte von 1507, auf meinem Esstisch aus.
Wir hatten vierzig Minuten in dem Souterrainapartment gewartet, bis ein Labortechniker mit dem Schlüssel kam, den ich im Magazin der New York Public Library gefunden hatte.
Als Mercer den Safe aufgeschlossen hatte, waren eine Reihe ineinandergesetzte, wasserdichte Metallkästen zum Vorschein gekommen - fast eine Miniversion der ineinander geschachtelten Särge in Napoleons Grabmal.
Der kleinste Behälter war mit Samt gefüttert und groß genug für Doppelfolioformate. Darin lag nur ein einziger Gegenstand - ein Teil der Karte. Mercer hatte sie an sich genommen und Mike hatte dem Lieutenant telefonisch Bescheid gegeben, dass wir zu mir nach Hause fahren würden, um uns den Fund genauer anzusehen.
»Woran können Sie erkennen, dass es eine Fälschung ist?«, fragte ich.
»Erinnern Sie sich noch, was ich Ihnen gestern über Fälschungen von derart ausführlich gearbeiteten Stücken erzählt habe? Dass es sich nicht um eine Zeichnung, sondern um einen Holzschnittdruck handelt?«, fragte Bea. »Eine Fälschung wäre nahezu unmöglich.«
Bea setzte ihre Lesebrille auf und sah sich die Karte genauer an.
Mike blickte ihr über die Schulter. »Welcher der zwölf Teile ist das hier?«
» Vulturnus Eurus . Der Ostwind. Das ist die indische Küste, mit Tibet im Norden und der Insel Java an der Seite. Es ist einer der Kartenabschnitte, die sich am leichtesten kopieren lassen, weil er hauptsächlich Wasser abbildet anstatt die sorgfältig dokumentierten Landmassen, die eine winzige Schrift und absolute Detailtreue erfordern.«
Bea rieb das Pergament zwischen den Fingern. »Die Materialbeschaffenheit ist schon mal der erste Hinweis darauf, dass die Karte nicht echt ist«, sagte sie. »Die meisten Experten würden das auf Anhieb erkennen.«
»Und andere wie ich, die sich mit seltenen Landkarten nicht auskennen?,« fragte ich. »Würde ich darauf hereinfallen, Bea?«
»Stevie Wonder könnte das als Fälschung identifizieren, Coop. Du musst besser aufpassen.« Mike zupfte an einer Haarsträhne, die mir zwischen die Augen gefallen war. »Machen Sie es sich bequem, Bea. Möchten Sie etwas trinken?« Er holte
Weitere Kostenlose Bücher