Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy
irgendwo zwischengeparkt, Coop. Ich sehe uns jedenfalls in Kürze den Hudson hinauffahren«, sagte Mike. »Bücher werden keine erwähnt, Bea.«
»Bibliomanen haben ihre Lieblingsbücher schon immer mit ins Grab genommen«, sagte sie. »Sie sind doch der Militärfreak, Mike. Haben Sie schon mal von Rush Hawkins gehört?«
»Ein Bürgerkriegsgeneral. Kommandeur von Hawkins’ Zuaven, einer Infanterietruppe aus Freiwilligen.«
»Er kaufte ein Mausoleum in Providence, um auch nach seinem Tod von Büchern umgeben zu sein«, sagte Bea. »Auch Elizabeth Rossetti wurde mit einigen Büchern begraben.«
»Die Frau des Schriftstellers?«
»Genau. Dante Gabriel Rossetti gab seiner jungen Braut eine Bibel und einige unveröffentlichte Gedichte mit ins Grab, als sie auf dem Highgate-Friedhof bestattet wurde. Ein Jahr später überlegte er es sich anders und buddelte seine Werke wieder aus, weil er sie veröffentlichen wollte. In der Zwischenzeit waren
sie natürlich etwas feucht geworden. Die Blätter aus Velin befinden sich jetzt in Harvard. Sie sehen also, das ist nichts Neues.«
»Es wäre durchaus eine Überlegung wert«, sagte ich.
»Du kennst dich doch mit Exhumierungen aus, Coop.«
Ich hatte nur eine einzige Erfahrung in dieser Hinsicht, und zwar war es einmal meine traurige Aufgabe gewesen, die Leiche eines Mädchens exhumieren zu lassen, nachdem man bei der ersten Obduktion Hinweise, die über das Tatmotiv des Täters Aufschluss gaben, übersehen hatte.
»Wie lange wollen Sie uns heute Nacht noch hierbehalten?«, fragte Bea.
»Ich glaube, dass die meisten bald schlappmachen«, sagte ich. »Vielleicht sollten wir es für heute sein lassen und morgen früh frisch ausgeruht weitermachen.«
Mein Handy vibrierte, und ich griff danach, um zu sehen, wer es war.
»Wir können alles hier drinnen sichern«, sagte Mike. »Wir stellen rund um die Uhr eine Wache vor die Tür.«
Bea verzog das Gesicht. Der Gedanke, all diese Schätze Fremden anzuvertrauen, die für die Bücher, Atlanten, Karten und Dokumente nicht dasselbe Maß an Wertschätzung aufbrachten wie die Kuratoren, war ihr offensichtlich zuwider.
»Ich verspreche Ihnen, dass den Sachen nichts passieren wird«, sagte ich und nahm das Gespräch an, als ich die Nummer erkannte. Es war Howard Browner, einer der leitenden forensischen Biologen des DNA-Labors. »Howard? Hier ist Alex.«
»Störe ich?«
»Ich arbeite noch, Howard. Sie auch?«
»Ja.«
Browner - den Mike den Intelligenzbolzen nannte - war Wissenschaftler mit Leib und Seele, einer der ersten DNA-Experten, der viele von uns in dieser Methodik unterwiesen hatte, seit sie Einzug in die Rechtsprechung gehalten hatte.
Mike gab mir durch ein Zeichen zu verstehen, dass ich mich beeilen sollte, damit wir Bea beim Aufräumen helfen konnten. Ich verdrehte die Augen.
»Haben Sie etwas für mich?«, fragte ich.
»Ich war den ganzen Tag im Labor. Man hat mir am späten Nachmittag noch eine Sache hingelegt. Recht interessant, ungefähr so wie Matties Arbeit im Fall Griggs.«
»Mach Schluss, Coop«, sagte Mike.
»Danke, dass Sie an mich gedacht haben, Howard. Aber ich bin hier gerade mit Mike beschäftigt.« Mein Bedarf an Interessantem war momentan gedeckt. »Hat es Zeit bis Montag?«
»Klar, Alex. Es ist nur so ein Gefühl.«
Browner rief nicht wegen einer Übereinstimmung in der Datenbank an, sondern weil ihm bei der Profilanalyse im Labor sein Bauchgefühl etwas verraten hatte.
»Reden Sie von einer Verwandtschaftsanalyse? Geht’s um Wesley Griggs?«
Auch wenn Mike drängelte, ich wollte über etwaige Entwicklungen Bescheid wissen, die Richter Moffetts Entscheidung beeinflussen konnten.
»Nein. In der Hinsicht habe ich nichts Neues für Sie.«
»Ich rufe Sie gleich am Montag früh vom Büro aus an, okay? Sie kennen ja Mike. Wir wollen gerade für heute Schluss machen.«
»Natürlich. Denken Sie nur dran, mir zu sagen, ob der Vater eines Ihrer Zeugen noch am Leben ist. Ich hätte gerne eine Speichelprobe von ihm.«
»Um welchen Fall geht’s denn?«, fragte ich. »Um Griggs?«
Mike stützte die Hände in die Seiten und starrte mich an.
»Aber nein, Alex. Ich bin dem Team zugeteilt worden, das sich um die Morde an Barr und Vastasi kümmert. Ich analysiere gerade einen Zigarettenstummel, den Chapman eingereicht hat.«
»Das muss die Zigarette aus dem Dezernat sein. Die Raucherin ist eine Frau namens Minerva Hunt«, sagte ich. »Was ist daran so interessant?«
»Ich hatte ihn direkt hier vor
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