Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy
mir auf dem Tisch, als vor ein paar Stunden das Fax aus London reinkam. Und als ich mir die Profile anschaute, sah ich, dass der Raucher und dieser Typ, also dieser betrunkene Fahrer in England - nun, sie weisen an jedem der dreizehn getesteten Loci eine gemeinsame Allele auf. Die Profile stimmen perfekt überein.« Browner, den normalerweise nichts aus der Ruhe brachte, klang richtig aufgeregt. »Ich weiß doch, dass Ihnen diese forensischen Sachen gefallen, Alex.«
Ich überlegte fieberhaft, welcher Zusammenhang zwischen den beiden Betroffenen bestehen könnte. »Was heißt das, Howard?«
»Mit Bestimmtheit weiß ich es erst, sobald ich eine Speichelprobe des Vaters habe, aber wenn ich genauso gern wetten würde wie Mike, würde ich sagen, dass wir es hier mit Halbgeschwistern zu tun haben. Derselbe Vater, verschiedene Mütter. Ist das nicht verrückt?«
Alger Herrick - der als Baby von seiner minderjährigen
Mutter auf den Stufen eines englischen Waisenhauses ausgesetzt wurde - war also aller Wahrscheinlichkeit nach ein uneheliches Kind von Jasper Hunt III. und somit der Halbbruder von Talbot und Minerva Hunt.
42
»Glaubst du, der alte Jasper hat jemals davon erfahren?«, fragte Mike.
Wir hatten den Kartenraum abgeschlossen, Bea und ihre Kollegen nach Hause geschickt und waren auf dem Weg vom Nebenausgang der Bibliothek zu Mikes Auto. Es war kurz nach Mitternacht.
»Jedenfalls wusste er es noch nicht, als er Minerva während ihres Studiums mit Herrick verkuppeln wollte«, sagte ich. »Und mir kommt es nicht so vor, als würde es jetzt einer von ihnen wissen.«
»Das muss die unwillkommenste Verwandtschaftsanalyse sein, seit Dick Cheney herausgefunden hat, dass er mit Barack Obama verwandt ist.«
»Die einzige Ähnlichkeit, die ich sehe, ist ihre Habgier«, sagte Mercer.
»Eine genetische Veranlagung der Hunts, wie du gestern sagtest«, sagte Mike. »Und in der Zwischenzeit sind sie drauf und dran, sich wegen alter Bücher und Landkarten gegenseitig den Hals umzudrehen. Ich würde sagen, Coop versucht dem alten Jasper mit ihrem Charme etwas Sabber zu entlocken, und wenn wir es dann genau wissen, trommeln wir sie alle zusammen, um ihnen einen Reality Check zu verpassen.«
»Chapman!« Wir hörten eine Frauenstimme einige Meter hinter uns.
Wir drehten uns um und sahen, wie Teresa Retlin, Detective im Einbruchsdezernat, auf uns zulief.
»Gehst du denn nicht an dein Handy? Deine VoiceMail ist voll«, sagte sie. »Ich bin zu alt, um dir mitten in der Nacht hinterherzulaufen.«
»Vor zehn Jahren hat dich das auch nicht davon abgehalten, Terry. Ich glaube, mein Handyakku ist leer«, sagte Mike. »Und meiner auch. Was gibt’s?« Er drehte sich um und ging weiter, während Retlin Schritt zu halten versuchte.
»Ich habe einen kleinen Informanten für dich.«
»Für mich? Um was geht’s?«
»Sein Name ist Shalik Samson. Er sagt, er hat etwas, was du willst.«
Wir drei blieben wie angewurzelt stehen.
»Dieser zwölfjährige Zwerg?«
»Vierzehn«, sagte sie. »Nur etwas klein für sein Alter. Ein Nachbar sah ihn vor einer Stunde durch das Hoffenster in eine Wohnung einsteigen und rief die Polizei. Noch bevor ich ihm die Handschellen anlegen konnte, hat der Junge deinen Namen gebrüllt.«
»Wo ist er jetzt?«, fragte Mike.
»In meiner Obhut, Chapman. Ich muss ihn bis Montagmorgen in ein Erziehungsheim bringen.« Sie reichte Mike eine Visitenkarte. »Er sagt, er hätte das hier im Müll gefunden. Dass du deine Karte einem Typen namens Travis Forbes gegeben hättest - das ist das Einbruchsopfer - und dass Forbes sie weggeworfen hat.«
Mike schüttelte lachend den Kopf. »So ein Früchtchen. Wo steht dein Auto?«
»Dort drüben«, sagte sie und zeigte auf die andere Straßenseite.
Mercer und ich folgten Mike zu dem geparkten Streifenwagen. »Shalik, mein Freund.« Mike stützte sich auf das Autodach und beugte sich zu dem Jungen hinunter. »Was führt dich heute Nacht in die Nähe der Bibliothek?«
»Man hat mich eingesperrt, weil ich Ihnen helfen will, Detective. Zwanzig Mäuse und ich sag’s Ihnen.«
»Da bist du schiefgewickelt, Shalik. Ich bezahle nicht dafür, dass die Leute gegen das Gesetz verstoßen.«
»Ich habe Ihnen auch geholfen, ins Haus zu kommen, oder nicht? Gestern haben Sie auch bezahlt.«
»Erzähl das dem Richter, Shalik. Wir müssen los.« Mike klopfte auf das Autodach. »Nimm ihn mit, Terry.«
»Nein! Mr Mike!«
»Was ist? Es ist zu spät, um sich irgendwelchen Schwachsinn
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