Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy
geringfügig sein, auf dem Laufenden halten, weil in wenigen Minuten die Presse vor Ort wäre.
»Wir können noch nichts Genaues sagen. Wir haben uns noch nicht einmal auf die Suche nach Angehörigen gemacht«, sagte Mike. »Sie hat keinen Ausweis dabei. Es ist noch nichts bestätigt. Peterson hat ein paar Leute im Dezernat damit beauftragt.«
Ich hörte, dass die Wohnungstür zugeschlagen wurde und jemand durch den Flur näher kam - offenbar eine Frau mit hochhackigen Schuhen. Ich hoffte, es wäre Tina Barr, die vielleicht etwas zur Klärung beitragen würde.
»Jetzt machen Sie mal langsam, Guido. Wir sind gerade erst angekommen und warten noch auf den Gerichtsmediziner«, sagte Mike. »Die Frau war bereits
tot, ja. Geben Sie’s noch nicht raus, aber es könnte sich dabei um Minerva Hunt handeln. Ja, Minerva Hunt.«
Die große, schlanke und taff aussehende Brünette - die einem Roman von Raymond Chandler entstiegen sein könnte - stellte sich in ihrem offensichtlich teuren, maßgeschneiderten schwarzen Kostüm an der Küchentür in Pose. Sie sah durch mich hindurch, als wäre ich Luft, warf ihr Haar zurück und schenkte Mike ein Lächeln. »Ich muss mich doch sehr über Ihre ermittlerischen Fähigkeiten wundern«, sagte sie. »Sehe ich aus, als wäre ich tot?«
7
Minerva Hunt saß auf der Kante von Mike Chapmans Schreibtisch im Morddezernat.
Mike schien sowohl von ihrem Auftritt als auch von ihrem Äußeren beeindruckt zu sein. Er musterte sie von oben bis unten, während sie sich umsah. Sie hatte eine lockere Frisur und ein sorgfältiges Make-up, das ihre dunklen Augen und vollen Lippen betonte.
»Sieht mir hier nicht gerade nach einer Topausstattung für eine Denkfabrik aus«, sagte Hunt.
Die zusammengerückten Schreibtische waren schon zum Zeitpunkt ihrer Anschaffung vor zwanzig Jahren Billigware gewesen. Die Computer waren für gewöhnlich schon veraltet, wenn sie aufgestellt wurden. Und der Betrunkene, der vor ein paar Stunden seine Schwiegermutter erschlagen hatte und jetzt hinter uns in der Untersuchungszelle auf seiner Pritsche stöhnte,
war ein unmissverständlicher Hinweis auf unsere tagtägliche Arbeit.
»Meistens schaffen wir unseren Job«, sagte Mike. »Geht es Ihnen wieder besser?«
Minerva Hunt hatte beim Anblick der Leiche in der Küche vor zwei Stunden die Fassung verloren. Aber der Gefühlsausbruch war nur von kurzer Dauer gewesen, und jetzt hatte sie sich wieder hinter ihre eisgekühlte Fassade zurückgezogen.
»Karla Vastasi?«, fragte Mike und machte sich Notizen auf dem Stenoblock, den er immer in seiner Jackentasche mit sich trug.
»Karla mit K , Detective. Wären Sie so gut, den Lieutenant um eine Zigarette für mich zu bitten, Mr Wallace? Und kommen Sie mir nicht mit dem Rauchverbot. Ich brauche jetzt unbedingt eine.«
»Da ist ein Stuhl für Sie, Ms Hunt«, sagte Mike.
»Ist doch sehr bequem hier«, sagte sie und schlug ihre wohlgeformten Beine übereinander, womit sie auch die Aufmerksamkeit der beiden älteren Detectives auf der anderen Seite des Raums auf sich zog.
»Seit wann hat sie bei Ihnen gearbeitet?«
»Sie kam im Winter zu mir. Vor etwa acht, neun Monaten.«
»Was genau hat sie für Sie getan?«
»Das sagte ich Ihnen doch schon, Mr Chapman. Karla war meine Haushälterin. So nennt man das doch heute, oder? Ich meine, wir sprechen nicht mehr von einem ›Dienstmädchen‹.«
»Hat sie bei Ihnen gewohnt?«
»Nein. Sie hat ab und zu in meiner Wohnung übernachtet, wenn ich verreist war, und sich um den Hund gekümmert.«
»Und wo ist Ihre Wohnung?«
»Danke, Detective.« Hunt stand auf und wölbte ihre perfekt manikürten Finger um Mercers Hand, um sich die Zigarette anzünden zu lassen. »Ich habe ein Townhouse in der 75. Straße. Zwischen Madison und Park Avenue.«
»Wo hat Karla gewohnt?«
»In Queens. Irgendwo in Queens.« Hunt steckte einen knallrot lackierten Fingernagel zwischen ihre Zähne und dachte nach. »Sie können Ihre genaue Anschrift bestimmt von der Agentur bekommen. Aber wahrscheinlich habe ich noch ein paar Quittungen von meinem Fahrdienst. Manchmal habe ich sie nach Hause fahren lassen, wenn es spät war oder wenn sie sich nicht wohl fühlte.«
»Wissen Sie irgendetwas über Karlas Familie oder sonstige Angehörige?«
»Eine Schwester von ihr lebt hier in den Staaten. In Connecticut, glaube ich. Die anderen sind dort, wo sie herkommt.«
»Wo ist das?«, fragte Mike.
»Wie heißt noch mal dieses Land, in dem alle Frauen einen
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