Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy
Hausverwaltung.«
»Natürlich.« Mike schlug sich auf Minervas Seite, so als wären meine Fragen absurd. »Der Name?«
»Mad Hatter Realty.«
»Der verrückte Hutmacher? So wie bei Alice im Wunderland ?« Mike lachte.
»Lachen Sie nicht. Mein Großvater, Jasper II., war verrückt. Bei den Reichen nennt man das gerne exzentrisch, aber er war wirklich verrückt. Mein Vater hat eine Firma nach ihm benannt.«
»Sie kannten also Tina Barr?«, fragte ich. »Es war kein Zufall, dass sie in einer Ihrer Wohnungen wohnte.«
»Tina hat eine Zeit lang für meinen Vater gearbeitet.«
»Als was?«
»Er ist Sammler, Ms Cooper. Von seltenen Büchern. Das liegt bei uns in der Familie, zumindest auf der männlichen Seite.« Zum ersten Mal wandte sich Minerva beim Sprechen direkt an mich. Aber wenn ich dachte, sie würde endlich ihre schnoddrige Art ablegen, dann hatte ich mich geirrt. »Seit Generationen scheinen sie alle dasselbe zu lieben - seltene Bücher, teure Weine und billige Frauen.«
»Und Barr?«
»Sie katalogisierte seine Sammlung. Mein Vater ist ein alter Mann, Mike. Er ist fast neunzig und nicht mehr ganz zurechnungsfähig. Er ändert sein Testament öfter als ich meinen Modegeschmack. Ich wollte ihr nur eine Wohnung stellen, während sie für ihn arbeitete.«
»Hat er sie gefeuert?«
»Dazu ist er gar nicht mehr in der Lage. Tina hat gekündigt - das hat mir zumindest Papas Sekretärin erzählt.«
Minerva Hunt holte einen BlackBerry aus ihrer Handtasche und tippte mit ihren langen Nägeln eine Nummer ein. Jemand hob sofort ab. »Carmine? Stehen Sie vor dem Revier? Ich komme gleich runter.«
»Wo ist Barr jetzt?«
»Warum fragen Sie nicht die Hausverwaltung? Vielleicht lässt sie sich ja die Post nachschicken.«
Hunt streifte ihre kurzen Lederhandschuhe über - angesichts des relativ milden Wetters wohl ein Modestatement oder auch ein Zeichen dafür, dass sie für heute Abend mit uns fertig war.
»Sie haben alle meine Nummern«, sagte sie. »Ich nehme an, wir sprechen uns morgen.«
»Haben Sie in der Wohnung etwas Bestimmtes gesucht?«, fragte Mercer, während sie sich zum Gehen
fertig machte. »Sollte Karla Vastasi etwas für Sie holen?«
Minerva Hunt trat ein, zwei Schritte zurück. »Ich habe Ihnen doch gesagt, warum sie dort war.«
»Sie sagten, um sauber zu machen. Gab es in der Wohnung irgendwelche Wertsachen, die für Sie von Interesse waren?« Mercer ging in Petersons Büro und zog ein Paar Latexhandschuhe über, wobei er Hunts Bewegungen nachahmte.
»Ich gehe davon aus, dass Ms Barr alles mitgenommen hat, was ihr gehört. Das Apartment wurde möbliert an sie vermietet. Wir reservieren einige Wohnungen für Angestellte oder Bedienstete, die vorübergehend eine Wohnung brauchen. Ich wollte mich nur vergewissern, dass alles an seinem Platz war. Sie werden mir das sicher noch im Laufe der Woche gestatten.«
Mercer kam zurück. In seinem großen Handteller lag ein kleines Buch, das mit wertvollen Edelsteinen besetzt war.
Minerva Hunt machte große Augen und streckte ihre kalbslederbedeckten Finger danach aus.
»Wissen Sie, was das ist?«, fragte er.
»Es hat einmal meiner Familie gehört.« Sie sah ihn mit ausgestreckter Hand fordernd an, in der Erwartung, dass er ihr das Buch übergeben würde. »Woher haben Sie das?«
»Der Gerichtsmediziner hat es gefunden, nachdem Sie und Alex die Küche verlassen hatten. Es befand sich unter Karlas Leiche. In ihrer Kostümtasche.«
Auf dem Edelsteinbesatz waren dunkle Flecken, die von Karla Vastasis Blut stammen mussten.
»Ich will das Buch, Detective. Wissen Sie überhaupt, wie kostbar es ist?« Minerva Hunt war es ernst.
»Nehmen Sie lieber Ihre Hand runter, bevor sie steif
wird«, sagte Mercer. »Im Moment ist es ein Beweisstück in einem Mordfall.«
»Was ist das für ein Buch?«, fragte Mike.
»Das Bay Psalm Book«, sagte Hunt und sah uns Ignoranten verächtlich an. »Das erste Buch, das in Nordamerika gedruckt wurde. Im Jahr 1640. Öffnen Sie es, Detective, vorsichtig. Sie werden sehen, dass der Name meines Großvaters auf der ersten Seite steht. Ex Libris Jasper Hunt jr.«
Mercer rührte keinen Finger.
»Nach all den Jahrhunderten sind kaum ein Dutzend Exemplare übrig. Jaspers Frau hat anlässlich der Geburt ihres ersten Sohnes eines auf diese Weise binden lassen. Mein Großvater hütete es wie einen Schatz«, sagte sie. »Bis kurz vor seinem Tod lag es jede Nacht neben seinem Bett. Jetzt ist es Teil der Hunt-Sammlung in der New York
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