Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy
jemand geklaut und dann versucht, Minerva zu schröpfen, indem er es ihr zum Rückkauf anbot. Ich glaube, ich habe bald ein Date mit einer Bibliothekarin.«
»Lass das mal lieber Battaglia einfädeln«, sagte ich. Wir würden nicht an eine wichtige New Yorker Institution herantreten, bevor er nicht auf höchster Ebene seine Beziehungen spielen ließ. Warum die Hintertür benutzen, wenn er uns den Weg in die oberen Etagen frei machen konnte?
»Wer auch immer den Mord begangen hat, war jedenfalls nicht bewaffnet am Tatort erschienen. So kann man argumentieren, dass es kein vorsätzlicher Mord war«, sagte Mike. »Bis jetzt hatte ich noch nie ein Gartenornament als Mordwaffe.«
»Eine Armillarsphäre.«
»Kein Speer, Coop. Hast du es denn nicht gesehen? Man hat ihr eins mit diesem tonnenschweren Ding aus Messing und Gusseisen übergebraten.«
»Ich sagte Sphäre, nicht Speer. Wahrscheinlich ein antikes Stück im Familienbesitz der Hunts«, sagte ich. »Sie kamen vor Jahrhunderten in der Astronomie zum Einsatz, als es noch keine Teleskope gab.«
Mikes Handy vibrierte auf dem Tisch. Er warf einen Blick auf die Anzeige und antwortete mit vollem Mund. »Entschuldige, Mama. Wir essen gerade. Nein, auf keinen Fall. Ich erzähl dir bestimmt nichts darüber, weil du sonst nur schlecht träumst. Ich ruf dich morgen an. Ja, richte ich aus. Aber sag mir noch schnell, welche Frage heute drankam.«
Seine verwitwete Mutter wohnte in einer kleinen Eigentumswohnung in Bay Ridge, Tür an Tür mit einer von Mikes drei Schwestern. Mikes Vater Brian war eine Legende bei der New Yorker Polizei und war mehrfach für seine Tapferkeit ausgezeichnet worden. Er war enorm stolz auf seinen Sohn und dessen schulische Leistungen gewesen. Er ging in den Ruhestand, als Mike noch an der Fordham University studierte, und starb an einem Herzinfarkt, zwei Tage nachdem er seine Dienstwaffe und seine Dienstmarke abgegeben hatte. Dass sich Mike noch am selben Tag, an dem er sein Collegediplom bekam, an der Polizeiakademie einschrieb, überraschte keinen, der Brian gekannt hatte und wusste, wie sehr sein Sohn ihn bewundert hatte.
»Gute Nacht, Ma. Bis morgen.« Mike legte auf. »Bei der letzten Jeopardy -Frage ging’s um ›Stahlräder‹.«
Mercer lachte. »Wann hast du das denn eingefädelt?«
»Ich habe sie angerufen, als wir vor Barrs Wohnung warteten. Es hätte gut und gerne noch Stunden dauern können, und ich wollte mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, Blondie abzuzocken. Raus mit der Kohle.«
Mikes Faible für Trivialwissen war noch so ein Vergnügen, das ihm kein Mordfall verleiden konnte. Er schloss gerne Wetten auf die letzte Frage der Quizshow ab und meistens gelang es ihm auch, einen Fernseher aufzutreiben, egal wo er gerade war - ob im Dezernat, im Leichenschauhaus oder in einem Pub.
»Schön, dass du Karla Vastasi heute Abend wenigstens etwas Respekt erwiesen hast.« Ich lächelte ihn an. »Ich war gerührt von deiner Zurückhaltung in der Küche, obwohl gerade Sendezeit war.«
»Es freut mich, wenn ich es dir recht machen kann, aber ich habe, offen gesagt, dort gar keinen Fernseher gesehen. Du?«
»Zwanzig Dollar für die richtige Frage«, sagte Mercer.
»Ich bin dabei«, sagte ich.
»Doppelt oder nichts.«
»Kommt nicht infrage, mein Lieber. Du weißt ja schon, worum es geht. Und dein Enthusiasmus verrät mir, dass du auch schon eine Vermutung hast. Ich bleib bei zwanzig«, sagte Mercer.
»Also, Coop. Stell dir deinen Freund Trebek vor, wie er die Antwort verliest. ›Stahlräder‹. Die Höchstgeschwindigkeit, die von der New Yorker U-Bahn erreicht werden kann.«
Ich hielt mein leeres Glas hoch, um Fenton zu signalisieren, er möge mir noch einen Scotch bringen, während ich Zeit zu gewinnen versuchte. »Was sind -«
»Es würde helfen, hin und wieder mal U-Bahn zu fahren, auch wenn du immer so allergisch auf öffentliche Verkehrsmittel reagierst.« Mike summte die Studiomusik, um die verbleibende Zeit anzuzeigen. »Mach schon.«
»Was sind fünfundvierzig Meilen pro Stunde?«, fragte Mercer.
»Nicht schlecht geraten, Mr Wallace, aber leider falsch. Denk nicht an die alte City Hall Station, Coop. Durch die weiten Kurven und das Gefälle rollen die Stahlräder dort langsamer.«
»Danke, dass du mich erinnerst. Ein Nachmittag mit euch beiden auf diesem Bahnsteig hat mir gereicht, um den Rest meines Lebens nur noch Taxi zu fahren. Ich tippe auf fünfunddreißig Meilen pro Stunde.«
»Und wieder einmal liegen
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