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Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy

Titel: Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy Kostenlos Bücher Online Lesen
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versuchte, Herrick zu reizen.
    Alger Herrick nahm beide Hände aus den Taschen und streckte eine aus, um den dunklen Holzglobus um die eigene Achse zu drehen. Vor dem Hintergrund der wirbelnden Meere und Kontinente sah ich etwas
metallisch aufblitzen. An der Stelle, wo ich seine linke Hand vermutet hätte, war nur ein Haken.

13
    »Habe ich Sie erschreckt, Mr Chapman?«, fragte Herrick. »Sie sollten schon etwas mehr über mich wissen, bevor Sie mich verdächtigen.«
    »Sie haben recht, Sir. Es tut mir leid, wenn ich unhöflich war.«
    »Nur plump, Detective. Ich habe seit meiner Geburt nur eine Hand - die Ärzte vermuten, dass der Defekt auf ein Medikament zurückgeht, das meine Mutter während der Schwangerschaft einnahm. Ich bin es gewohnt, dass mich die Leute schockiert anstarren. In der Öffentlichkeit trage ich natürlich eine moderne Prothese. Aber diesen Haken hier habe ich seit meiner Kindheit und kein Problem damit. Also, wo waren wir stehengeblieben?«
    »Mike und ich möchten uns ein Bild davon machen, in welcher Welt Tina Barr lebte«, sagte ich. »Es ist schwer vorstellbar, dass man sich umgeben von Büchern und Landkarten in den ruhigen Lesesälen der Bibliothek größeren Gefahren aussetzen kann, aber beide Überfälle in dieser Woche haben sich in ihrer Wohnung ereignet. Vielleicht können Sie uns etwas über die Leute erzählen, mit denen sie zusammengearbeitet hat. Fangen wir doch bei Ihnen an, Mr Herrick.«
    Herrick durchquerte den langen Raum und setzte sich an einen Schreibtisch, nicht weit von meinem Sessel entfernt. Ich wollte Tina Barr verstehen, und wenn
mein Appell an seine Eitelkeit mir dabei behilflich wäre, hätte ich meine Zeit nicht verschwendet.
    »Ich rede nicht gern über mich selbst, Ms Cooper, aber ich kann Ihnen alles über diese wunderschönen Objekte hier erzählen«, sagte er mit einer weit ausholenden Bewegung seiner gesunden Hand.
    »Wann haben Sie mit dem Sammeln begonnen?«
    »Nach einem äußerst holprigen Start habe ich sehr viel Glück im Leben gehabt«, sagte Herrick. »Ich wurde in Oxfordshire vor einem Waisenhaus ausgesetzt. So hat man es mir zumindest erzählt. Meine Mutter war ledig und selbst noch ein halbes Kind. Die Vorstellung, einen behinderten Sohn aufzuziehen, war wohl zu viel für sie. Ich habe nicht die geringste Erinnerung an diesen Abschnitt meines Lebens, also vergessen Sie so Schauergeschichten, wie dass ich nur Hafersuppe zu essen bekam oder mich als Taschendieb durchschlug. Kurz vor meinem vierten Geburtstag wurde ich von den Herricks, einer ortsansässigen Familie, adoptiert, deren einziger Sohn fünf Jahre zuvor an Polio gestorben war. Mein Adoptivvater Charles war ein herzensguter Mensch, Rechtsanwalt mit einem komfortablen Einkommen. Er und seine Frau gaben mir ein liebevolles Zuhause, und es mangelte mir an nichts.«
    »Ich glaube nicht, dass sich jeder Anwalt einen Palast wie diesen hier leisten kann«, sagte Mike.
    »Als ich ein Teenager war, machte mein Vater eine große Erbschaft, Mr Chapman. Sie wissen ja, was es mit dem Erstgeburtsrecht auf sich hat. Er war der dritte Sohn eines dritten Sohnes und so weiter. Aber als sein Onkel verstarb, ohne einen Erben zu hinterlassen - sein Onkel Algernon, nach dem sie mich bei der Adoption benannt hatten -, fiel sein gesamtes Vermögen,
einschließlich seines Hauses und seiner Bibliothek, an meinen Vater. Und somit an mich.«
    »Ich mag Geschichten mit Happy End.«
    »Ich auch, Detective, ich auch. Außerdem habe ich versucht, selbst etwas zu meinem Vermögen beizutragen. Vielleicht hat Jill es Ihnen ja schon gesagt. Ich war Mitglied im Börsenrat. Investitionen und dergleichen. Ich hatte in der Tat viel Glück. Sagt Ihnen der Name Lord Wardington etwas?«
    Ich verneinte.
    »Er war ein Mentor meines Vaters und allgemein als Bic bekannt. Seine Familie hatte über mehrere Jahrhunderte hinweg eine spektakuläre Bibliothek zusammengetragen, und er selbst hatte die größte Sammlung von Atlanten in England aufgebaut. Ich habe als Kind viele Stunden in Wardington Manor verbracht. Ich war schrecklich schüchtern - wegen dem hier«, sagte Herrick mit Blick auf seinen Haken. »Also verbrachte ich meine Zeit am liebsten in der Stille seines herrlichen Lesesaals.«
    »Das kann ich gut verstehen.«
    »Bic war mir gegenüber unglaublich großzügig. Er sah, dass ich alte Bücher liebte - ich mochte den Geruch und wie sich die Einbände aus Saffianleder anfühlten. Er besaß frühe englische Bibelübersetzungen und

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