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Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy

Titel: Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy Kostenlos Bücher Online Lesen
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Informationsflut kam. Die Meeresungeheuer verschwanden von den Rändern der Weltmeere, und weit entfernte Länder nahmen klarere Formen an. Kalifornien wird entdeckt, wie Sie in diesen späteren Ausgaben sehen können. Zweihundert Jahre lang haben die Europäer Kalifornien als Insel gezeichnet. Es ist phänomenal, die Entwicklung der Weltgeschichte anhand dieser Dokumente zu verfolgen. Übrigens dienten die Karten auch militärischen Zwecken.«
    »Das dürfte ein entscheidender Punkt gewesen sein«, sagte Mike.
    »Ein Händler oder ein Soldat riskierte den Tod am Strang, wenn er eine Karte seines Landes an ausländische
Machthaber weitergab. Das Prachtexemplar dort an der Wand, das Sie vorhin bewundert haben«, sagte Herrick zu mir, »ist die Neptune François , eine Sammlung von Meeresatlanten, die im Auftrag Ludwigs XIV. hergestellt worden war, um der französischen Marine einen wichtigen Vorteil über die Briten zu verschaffen. Es waren akribisch genaue Stiche - allesamt für nautische Zwecke -, sodass die Lotungen, Dwarslinien und Markierungen für jeden kleinen Küstenhafen von enormer Bedeutung waren.«
    »War sie den Franzosen bei ihren Schlachten eine Hilfe?«
    »Sie wäre es gewesen, Mr Chapman, hätten die Holländer die Karten nicht so schnell kopiert und im Ausland verteilt. Durch die Erfindung des Druckereiwesens waren die Gelehrten aller Nationen in der Lage, die Karten zu vergleichen und zu überarbeiten, was beträchtliche Fortschritte auf dem Gebiet der Geografie zur Folge hatte.«
    »Eines ist mir noch nicht klar«, sagte ich. »Was ist wertvoller? Einzelne Landkarten wie diese hier an der Wand oder gebundene Atlanten?«
    »Ah, damit sprechen Sie einen strittigen Punkt an. Da brauchen Sie nicht lange zu suchen, um echte Halunken zu finden, Ms Cooper.«
    »Halunke« schien mir ein zu schwacher Ausdruck für unseren Täter, aber mir sollte jeder Hinweis recht sein, der uns vielleicht auf seine Spur brachte.
    »Im Gegensatz zu alten Büchern«, fuhr Herrick fort, »sind Landkarten erst seit zirka dreißig, vierzig Jahren begehrte Sammlerobjekte. Nehmen wir beispielsweise Lord Wardington. Die Familie hat über Generationen hinweg Bücher gesammelt, seit über vierhundert Jahren. Er legte seinen Schwerpunkt auf Landkarten und
schuf damit in den letzten vier Jahrzehnten die unbestreitbar beste Privatsammlung der Welt.«
    »Warum dieser Unterschied?«
    Herrick legte die Stirn in Falten. »Einzelne Karten - von der Art, wie sie täglich von Seeleuten, Händlern und Forschungsreisenden benutzt wurden - waren nichts weiter als Papiere, die einen rein funktionalen Zweck erfüllten. Nur wenige davon waren Kunstwerke mit reichen Verzierungen und schöner Kalligrafie, die dann später in gebundenen Atlanten auftauchen. Bei Landkarten handelte es sich im Wesentlichen um lose Gebrauchsdokumente, die keine lange Lebensdauer hatten - weder pflegte man sie, noch kümmerte man sich darum, wer sie angefertigt hatte. Sie waren einfach nur dafür da, den Reisenden oder Seemann von Punkt A nach Punkt B zu bringen. Die besseren Karten landeten in Büchern - sie wurden gedruckt, handkoloriert und auf vielfältigste Weise wunderschön gebunden, wie es die Sammlungen heute zeigen. Sie wurden nur getrennt verkauft, wenn die Bücher beschädigt waren. Wollen Sie wissen, wer heutzutage die Bösewichte sind?«, sagte er und gluckste vor sich hin. »Die Händler.«
    »Inwiefern?«, fragte ich.
    »Weil das die Atlaszerstörer sind. Sie manipulieren den Markt, um bei dem altmodischen Spiel von Angebot und Nachfrage mitzuhalten.«
    »Was ist das, ein Atlaszerstörer?«
    »Wie ich schon sagte, hat meine Leidenschaft für Karten rein visuelle und keine wissenschaftlichen Gründe«, sagte Herrick. »Die Attraktivität von alten Landkarten - in Form von losen Blättern, die als Wandschmuck dienen - rührt einzig und allein daher, dass angesagte Inneneinrichter in den Siebziger- und
Achtzigerjahren den dekorativen Wert solcher Stücke entdeckten. Englischer Landhausstil, wenn Sie so wollen. Die Karten wurden begehrter als die Bücher, in denen sie abgedruckt waren, und deshalb gingen die Händler dazu über, Atlanten zu horten und sie zu zerstückeln. Die herausgetrennten Karten einzeln zu verkaufen war viel lukrativer, als einen Käufer für das ganze Buch zu finden.«
    »Gibt es viele Händler in New York, die so etwas machen?«, fragte Mike.
    »Sie sind beide zu jung, um die Book Row zu kennen«, sagte Herrick. »Die Fourth Avenue

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